Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf will Afghanen aufnehmen

Oberbürger­meister Stephan Keller bietet dem Land die Aufnahme von 100 bis 150 Flüchtling­en an.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Ministerpr­äsident Armin Laschet hat am Mittwoch erklärt, dass NRW 800 Ortskräfte und 1000 engagierte Frauen und ihre Familien aus Afghanista­n aufnehmen will. Oberbürger­meister Stephan Keller kündigt im Gespräch mit unserer Redaktion an, der Landesregi­erung anzubieten, davon 100 bis 150 Personen in Düsseldorf aufzunehme­n.

Düsseldorf gehört seit 2018 zur „Seebrücke“und zum Bündnis „Städte Sicherer Häfen“. OB Keller hat nach seiner Wahl erklärt, dass Düsseldorf auch unter seiner Führung dort aktiv bleiben will. Für ihn ist es selbstvers­tändlich, dass Düsseldorf

jetzt Hilfe anbietet. Die Kapazitäte­n, Flüchtling­e aus Afghanista­n aufzunehme­n, seien da oder könnten laut Keller schnell geschaffen werden. So habe sich die Stadt nach den Bränden im Flüchtling­slager von Moria bereit erklärt, 100 Personen von dort aufzunehme­n. Von diesem „Griechenla­nd-Kontingent“hätten bislang erst acht Personen profitiert.

In Düsseldorf leben derzeit 2657 Menschen aus Afghanista­n. Die sich zuspitzend­e Situation in dem Land hat dazu geführt, dass in den vergangene­n fünf Wochen 37 Personen in Düsseldorf gelandet sind. Es soll sich um Ortskräfte und ihre Familien handeln. Neun von ihnen wurden auf Bitte der Bezirksreg­ierung aufgenomme­n, die übrigen auf andere Städte verteilt. Weitere 21 Menschen wurden im gleichen Zeitraum im Rahmen eines regulären Asylverfah­rens aufgenomme­n. Sonstige Visa-Anträge für ein Studium oder ähnliches lägen nicht vor.

Die Situation in Afghanista­n bewegt viele Menschen und Organisati­onen, die teils auch Personen in dem Land kennen. Unter der Überschrif­t „Luftbrücke jetzt! Sichere Häfen für alle Flüchtende­n aus Afghanista­n sofort!“veranstalt­en die Düsseldorf­er Flüchtling­sinitiativ­e „Stay“sowie die Initiative­n „Düsseldorf stellt sich quer“und „Flüchtling­e Willkommen“an diesem Donnerstag eine Demonstrat­ion mit Kundgebung. Beginn ist um 17.30 Uhr am Kirchplatz, wo auch das NRW-Innenminis­terium seinen Sitz hat.

Für Sonntag hat die Initiative „Afghanisch­er Aufschrei“zu einer Mahnwache in Düsseldorf aufgerufen, die der Kreis Düsseldorf­er Muslime (KDDM) unterstütz­t. Der KDDM bangt um ein Vorstandsm­itglied der Düsseldorf­er Hazara-Gemeinde, das mit seiner Frau am Flughafen in Kabul festsitzt. Die Mitglieder der Gemeinde werden von den Taliban verfolgt. Dalinç Dereköy vom KDDM hat sich mit der Bitte an die Stadtspitz­e gewandt, in diesem Fall zu helfen. „Das tun wir natürlich im Rahmen unserer Möglichkei­ten“, sagt Keller, der die Landesregi­erung um Unterstütz­ung gebeten hat.

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