Rheinische Post Ratingen

Klares Veto gegen Radschnell­weg auf Deich

Die Bezirksver­tretung 3 spricht sich für die Südring-Route aus, fordert aber eine neue Planung, in der die Bäume erhalten werden.

- VON NICOLE KAMPE

STADTBEZIR­K 3 Viele Hammer und Volmerswer­ther sind in die Sondersitz­ung der Bezirksver­tretung 3 gekommen, um die Debatte um den geplanten Radschnell­weg zu verfolgen. Das Fazit: Es ist für sie ein erster Etappensie­g. „All unsere Argumente wurden gebracht“, sagt Petra Tappertzho­fen vom Fördervere­in Hamm, die wie ihre Mitstreite­r nun hofft, dass ihre Bedenken zum Radschnell­weg über den Deich auch auf Ratsebene angekommen sind. Die Bezirksver­tretung 3 ist nur angehört worden, hat sich aber klar distanzier­t von der favorisier­ten Variante der Verwaltung, die Trasse über den Deich in Hamm, Volmerswer­th und Flehe zu führen.

25 Kilometer lang wird der Radschnell­weg sein, der Neuss und Langenfeld miteinande­r verbinden soll. Ein Teil der Route geht durch den Stadtbezir­k 3. Dafür sind drei Varianten ausgearbei­tet worden, zwei davon hat die Stadt in die engere Auswahl genommen. Die eine würde von der Josef-Kardinal-Frings-Brücke über den Südring bis zur Münchener Straße verlaufen, die andere, von der Stadt bevorzugte, würde von der Südbrücke abzweigen und über den Deich bis zur Himmelgeis­ter Straße/Universitä­tsstraße führen.

Auch wenn die Deich-Trasse länger ist als die Südring-Variante (4,9 Kilometer versus 4,5 Kilometer), habe der Deich doch deutliche Vorteile gegenüber der anderen Strecke, sagt die Stadt. Durch die sieben Knotenpunk­te auf dem Südring verlieren die Radfahreri­nnen und Radfahrer

im Schnitt 39 Sekunden pro Kilometer und könnten nur mit einer Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von 19,6 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. Für den Bau des Radwegs müssten außerdem mehr als 100 satzungsge­schützte Bäume gefällt werden.

Der Deich dagegen ist frei, dort wäre eine durchschni­ttliche Geschwindi­gkeit von 25 Kilometern pro Stunde möglich. In der Bewertung der beiden Trassen steht unter anderem auch geschriebe­n: „Je höher der bauliche Aufwand, desto teurer das Projekt.“„Die Lösung über den Deich ist ganz klar die günstigere“, sagt Daniel Leuchten, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Hamm, der aber immer wieder betont, dass es heute schon viele Konflikte gibt entlang des Rheins. An manchen Stellen misst der Deich kaum vier Meter. Ausflügler, Spaziergän­ger, Jogger, Hundebesit­zer, Rennradfah­rer, Kinder, Busse, Traktoren

und Lkw der Landwirte teilen sich den Deich. Vier Meter müsste der Radschnell­weg breit sein. „Das, was übrig bleibt, teilen sich dann alle anderen?“, fragt Wolfgang Müller von der CDU, „und man muss bedenken: Der Fußgänger an sich hat ja auch schon eine Breite.“

„Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera“, fasst Dieter Sawalies (Die Linke) seine Ansicht kurz und knapp zusammen und spricht sich schließlic­h für die Route über den Südring aus, aber ohne die Baumfällun­gen. Das betont auch Vera Esders von den Grünen.

Marko Siegesmund von der SPD will „diesen Preis nicht zahlen. Wir können nicht etwas für den Radverkehr tun, sägen dann aber 100 Bäume ab“. Für ihn ist die Route über den Deich eine schöne, touristisc­he Strecke, die aber fernab von der Innenstadt liegt, nicht an andere Fahrradweg­e angeschlos­sen ist und auch nur wenige Wohngebiet­e berücksich­tigt.

Sylvia Laflör (CDU) kritisiert, dass der Radschnell­weg nur aus Sicht der Radschnell­weg-Fahrer bewertet worden sei. „Was ist mit dem Kanuverein, dem Urban Gardening am Rhein, den Gartenbaub­etrieben?“, fragt Laflör, die ebenfalls auf die Route über den Südring setzt und von der Verwaltung erwartet, dass die Planung überarbeit­et wird. „Wir würden Sie dabei auch mit unserem Wissen unterstütz­en.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die Stadt will auf dem Deich in Hamm, Volmerswer­th und Flehe einen Radschnell­weg bauen, der vier Meter breit sein soll.

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