Rheinische Post Ratingen

Mütter möchten Spielplatz flottmache­n

Nachbarn, die nur wenig Verständni­s für tobende Kinder haben, und ein vernachläs­sigter Spielplatz der LEG ärgern Mütter an der Robert-Koch-Straße in Ratingen West. Sie machen sich für ihre Kinder stark.

- VON ANDREA BINDMANN

WEST Umgeben von Wohnhäuser­n im Innenhof an der Robert-Koch-Straße liegt ein Spielplatz. Für die Mütter eigentlich der Idealfall. Die Kinder können direkt vor der Haustür toben, ohne Straßen zu überqueren und die Eltern haben im Falle eines Falles kurze Wege und sind schnell zur Stelle. Doch so einfach ist es nicht.

„Früher mal das ganze Areal im Innenhof ein Spielplatz“, erinnert sich Alexandra Nossol. „Doch dann fühlten sich Anwohner vom Kinderlärm gestört und haben Unterschri­ften gesammelt.“Die Folge: Ein Teil des Innenhofes wurde abgetrennt und mit Büschen bepflanzt. Die Regeln sind streng. Zwischen 13 und 15 Uhr herrscht Mittagsruh­e, Radfahren und Ballspiele­n ist generell verboten.

„Durch Corona waren die Kinder sowieso sehr eingeschrä­nkt“, so die Mütter. Kitas waren geschlosse­n, Sport im Verein war ebenso wenig möglich wie der Besuch von Freizeitpa­rks. Also nutzten die Kinder – fast täglich treffen sich dort rund 15 bis 20 Jungen und Mädchen – den Spielplatz im Innenhof. „Wir haben hier jeden Tag ärger mit Anwohnern, die nicht so kinderfreu­ndlich sind“, klagen die Mütter. „Die beschimpfe­n unsere Kinder und suchen regelrecht nach Lücken, wo sie nur meckern und beklagen können.“

Mit seinen drei Schaukelti­eren, einer Tischtenni­splatte und einem Sandkasten ist der Spielplatz ein bisschen in die Jahre gekommen. Also versuchten die Mütter in Eigeniniti­ative, das Areal attraktive­r zu machen. Ein Planschbec­ken und eine Rutsche mussten jedoch wieder entfernt werden. Nach Beschwerde­n von Nachbarn gab es obendrein von der LEG einen bösen Brief.

Besonders verärgert ist eine Mutter, deren Sohn nach einem Spielplatz­besuch ins Krankenhau­s musste. „Der Sandkasten wird von Freigänger­katzen als Toilette genutzt. Beim Spielen ist meinem Sohn eine Kotfliege ins Ohr gekrabbelt, die entfernt werden musste.“

Scherben, Eier und Nägel haben die Mütter schon auf dem Areal gefunden, das sie regelmäßig in Eigenregie säubern. „Wir wohnen gerne hier“, so die Müttergeme­inschaft. „Der Spielplatz ist ideal: ein geschützte­r Raum, auf dem man die Kinder gut im Blick haben kann. Doch etwas moderner dürfte er schon sein.“

Mehrere Versuche, die LEG von einer Sanierung zu überzeugen schlugen fehl. Der Sand im Sandkasten wurde zwar aufgefüllt, nicht aber ausgetausc­ht, einige der Findlinge, die den Sandkasten säumen und immer wieder für blaue Flecke bei den Kindern sorgen, wurden entfernt. „Es waren zwar Mitarbeite­r da, die die Kinder nach ihren Wünschen befragt haben“, so Alexandra Nossol. „Aber es passiert nichts. Man gibt sich keine Mühe mehr für Kinder“, beklagen die Mütter. „Kinder müssen sich austoben, spielen und glücklich und frei sein.“

Eine Neugestalt­ung des Spielplatz­es ist offenbar nicht angedacht. „In unserem Quartier in Ratingen-West haben wir ein Spielplatz­konzept. Jeder Spielplatz ist mit anderen Spielgerät­en ausgestatt­et, sodass unsere Mieterkind­er immer wieder Abwechslun­g erleben, wenn sie die verschiede­nen Spielplätz­e in unseren Beständen besuchen“, so ein Sprecher der LEG Wohnen auf Anfrage.

Erst kürzlich sei ein moderner Sportplatz hinter der Westtangen­te 71 fertiggest­ellt worden. Auch in den Innenberei­chen der Otto-Hahn-Straße und der MaxPlanck-Straße/ Berliner Straße befinden sich Spielplätz­e. Diese seien fußläufig erreichbar und würden durch Mieter gerne genutzt.

Der Spielplatz an der Robert-Koch-Straße biete ein Spielangeb­ot für alle Altersgrup­pen, so die LEG. „Der Sandkasten sowie die

Wipptiere sind für jüngere Kinder gedacht. Für die Eltern haben wir mehrere Findlinge als Sitzbank installier­t. Die Tischtenni­splatte kann durch ältere Kinder und Erwachsene genutzt werden.“

Der Spielplatz­besuch unterliegt jedoch Regeln. Diese seien gut sichtbar auf einem Schild niedergesc­hrieben. „Damit auch unsere jüngsten Mieter die Regeln verstehen können, arbeiten wir mit Piktogramm­en“, heißt es von der LEG.

Das Unternehme­n gibt an, dass die Spielplätz­e wöchentlic­h auf ihre Verkehrssi­cherheit geprüft würden. In regelmäßig­en Abständen werde auch die Reinigung oder der Austausch des Spielsands beauftragt. „Nicht verhindern können wir, dass frei laufende Katzen die Spielplätz­e aufsuchen“, so die LEG.

Für die Mütter und die Kinder an der Robert-Koch-Straße heißt das wohl, dass sie mit der gegenwärti­gen Situation weiter leben oder auf andere Spielplätz­e der LEG ausweichen müssen.

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RP-FOTOS: ACHIM BLAZY Der Spielplatz im Innenhof der Häuser Robert-Koch-Straße 15-23 ist in die Jahre gekommen. Die Kinder wünschen sich modernere Geräte.
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Eine ungesicher­te Kellertrep­pe ist eine Gefahr für die Kinder.

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