Mütter möchten Spielplatz flottmachen
Nachbarn, die nur wenig Verständnis für tobende Kinder haben, und ein vernachlässigter Spielplatz der LEG ärgern Mütter an der Robert-Koch-Straße in Ratingen West. Sie machen sich für ihre Kinder stark.
WEST Umgeben von Wohnhäusern im Innenhof an der Robert-Koch-Straße liegt ein Spielplatz. Für die Mütter eigentlich der Idealfall. Die Kinder können direkt vor der Haustür toben, ohne Straßen zu überqueren und die Eltern haben im Falle eines Falles kurze Wege und sind schnell zur Stelle. Doch so einfach ist es nicht.
„Früher mal das ganze Areal im Innenhof ein Spielplatz“, erinnert sich Alexandra Nossol. „Doch dann fühlten sich Anwohner vom Kinderlärm gestört und haben Unterschriften gesammelt.“Die Folge: Ein Teil des Innenhofes wurde abgetrennt und mit Büschen bepflanzt. Die Regeln sind streng. Zwischen 13 und 15 Uhr herrscht Mittagsruhe, Radfahren und Ballspielen ist generell verboten.
„Durch Corona waren die Kinder sowieso sehr eingeschränkt“, so die Mütter. Kitas waren geschlossen, Sport im Verein war ebenso wenig möglich wie der Besuch von Freizeitparks. Also nutzten die Kinder – fast täglich treffen sich dort rund 15 bis 20 Jungen und Mädchen – den Spielplatz im Innenhof. „Wir haben hier jeden Tag ärger mit Anwohnern, die nicht so kinderfreundlich sind“, klagen die Mütter. „Die beschimpfen unsere Kinder und suchen regelrecht nach Lücken, wo sie nur meckern und beklagen können.“
Mit seinen drei Schaukeltieren, einer Tischtennisplatte und einem Sandkasten ist der Spielplatz ein bisschen in die Jahre gekommen. Also versuchten die Mütter in Eigeninitiative, das Areal attraktiver zu machen. Ein Planschbecken und eine Rutsche mussten jedoch wieder entfernt werden. Nach Beschwerden von Nachbarn gab es obendrein von der LEG einen bösen Brief.
Besonders verärgert ist eine Mutter, deren Sohn nach einem Spielplatzbesuch ins Krankenhaus musste. „Der Sandkasten wird von Freigängerkatzen als Toilette genutzt. Beim Spielen ist meinem Sohn eine Kotfliege ins Ohr gekrabbelt, die entfernt werden musste.“
Scherben, Eier und Nägel haben die Mütter schon auf dem Areal gefunden, das sie regelmäßig in Eigenregie säubern. „Wir wohnen gerne hier“, so die Müttergemeinschaft. „Der Spielplatz ist ideal: ein geschützter Raum, auf dem man die Kinder gut im Blick haben kann. Doch etwas moderner dürfte er schon sein.“
Mehrere Versuche, die LEG von einer Sanierung zu überzeugen schlugen fehl. Der Sand im Sandkasten wurde zwar aufgefüllt, nicht aber ausgetauscht, einige der Findlinge, die den Sandkasten säumen und immer wieder für blaue Flecke bei den Kindern sorgen, wurden entfernt. „Es waren zwar Mitarbeiter da, die die Kinder nach ihren Wünschen befragt haben“, so Alexandra Nossol. „Aber es passiert nichts. Man gibt sich keine Mühe mehr für Kinder“, beklagen die Mütter. „Kinder müssen sich austoben, spielen und glücklich und frei sein.“
Eine Neugestaltung des Spielplatzes ist offenbar nicht angedacht. „In unserem Quartier in Ratingen-West haben wir ein Spielplatzkonzept. Jeder Spielplatz ist mit anderen Spielgeräten ausgestattet, sodass unsere Mieterkinder immer wieder Abwechslung erleben, wenn sie die verschiedenen Spielplätze in unseren Beständen besuchen“, so ein Sprecher der LEG Wohnen auf Anfrage.
Erst kürzlich sei ein moderner Sportplatz hinter der Westtangente 71 fertiggestellt worden. Auch in den Innenbereichen der Otto-Hahn-Straße und der MaxPlanck-Straße/ Berliner Straße befinden sich Spielplätze. Diese seien fußläufig erreichbar und würden durch Mieter gerne genutzt.
Der Spielplatz an der Robert-Koch-Straße biete ein Spielangebot für alle Altersgruppen, so die LEG. „Der Sandkasten sowie die
Wipptiere sind für jüngere Kinder gedacht. Für die Eltern haben wir mehrere Findlinge als Sitzbank installiert. Die Tischtennisplatte kann durch ältere Kinder und Erwachsene genutzt werden.“
Der Spielplatzbesuch unterliegt jedoch Regeln. Diese seien gut sichtbar auf einem Schild niedergeschrieben. „Damit auch unsere jüngsten Mieter die Regeln verstehen können, arbeiten wir mit Piktogrammen“, heißt es von der LEG.
Das Unternehmen gibt an, dass die Spielplätze wöchentlich auf ihre Verkehrssicherheit geprüft würden. In regelmäßigen Abständen werde auch die Reinigung oder der Austausch des Spielsands beauftragt. „Nicht verhindern können wir, dass frei laufende Katzen die Spielplätze aufsuchen“, so die LEG.
Für die Mütter und die Kinder an der Robert-Koch-Straße heißt das wohl, dass sie mit der gegenwärtigen Situation weiter leben oder auf andere Spielplätze der LEG ausweichen müssen.