Rheinische Post Ratingen

Reinhold Messner allein auf dem Gipfel

- TEXT: JENI | FOTO: DPA

Ohne Begleitung, ohne Sauerstoff­gerät, ohne aufwendige Zwischenla­ger: Am 20. August 1980 erreichte der Südtiroler Reinhold Messner bereits zum zweiten Mal den Gipfel des höchsten Berges der Welt. Als erster Bergsteige­r hatte er den Mount Everest solo und im sogenannte­n Alpinstil bezwungen: auf direktem Weg vom Basislager bis zum Gipfel, ohne vorher präpariert­e Piste. Beim Alpinstil wird die gesamte Ausrüstung und Verpflegun­g selbst mitgeführt. Das unterschie­d Messners Vorhaben von anderen Expedition­en, die seit der Erstbestei­gung durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay den Mount Everest bewältigt hatten. Messner hatte schon zwei Jahre zuvor gemeinsam mit seinem Bergsteige­r-Kollegen Peter Habeler bewiesen, dass die Besteigung des Everest ohne zusätzlich­en Sauerstoff möglich war. Ebenfalls 1978 hatte er sein erstes Achttausen­der-Solo am Nanga Parbat absolviert. Die fünftägige Besteigung des Mount Everest im Alleingang und ohne Sauerstoff war ein Höhepunkt seiner Karriere. Sie brachte Messner an den Rand des Erträglich­en. Bei gutem Wetter gestartet, zog wenige Hundert Meter unterhalb des Gipfels Nebel auf. Messner versuchte, schneller zu steigen, wurde aber von der dünnen Luft ausgebrems­t. Auf dem Gipfel rastete er nur kurz – er fürchtete, seine eigene Spur und damit den Rückweg nicht wiederzufi­nden. Messner bezeichnet­e später das Alleinsein als größte Herausford­erung – es fehlte ihm die Möglichkei­t, seine Sorgen und die Verantwort­ung zu teilen. Nachdem er diese Herausford­erung am Mount Everest bezwungen hatte, suchte er sich ein neues Ziel: die Besteigung aller 14 Achttausen­der. Er erreichte es 1986 mit der Besteigung des Lhotse.

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