Rheinische Post Ratingen

NRW will Radwege für Pendler ausbauen

Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst setzt für die Zukunft auf Bahn und Fahrrad. Nach der Flutkatast­rophe helfen Baufirmen sehr schnell.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Wenige Wochen bevor NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) nach der Bundestags­wahl möglicherw­eise Nachfolger seines Parteifreu­nds Armin Laschet als Ministerpr­äsident wird, präsentier­te Wüst am Donnerstag eine ambitionie­rte Finanzplan­ung für sein Ressort für 2022: Das Verkehrsbu­dget steigt demnach um 12,5 Prozent auf 3,385 Milliarden Euro, während der Landeshaus­halt insgesamt nur um knapp vier Prozent zulegt. Allerdings kommen von den zusätzlich­en 377 Millionen Euro im Verkehrsbu­dget rund zwei Drittel vom Bund.

Fast verdoppelt werden dabei die Ausgaben für den Ausbau von Fahrradweg­en – und zwar auf 102 Millionen Euro, wobei auch einige Fußwege zu diesem Posten gehören. „Eine moderne Verkehrspo­litik ist der beste Klimaschut­z“, sagte Wüst. Darum treibe NRW den Ausbau von Radwegen voran, damit Fahrräder noch mehr „als Pendler-Verkehrsmi­ttel“genutzt werden. Gerade durch die Nutzung von E-Bikes würden Zweiräder immer populärer, so Wüst.

Rund 40 Millionen Euro sollen für Radwege entlang von Landstraße­n ausgegeben werden – davon zehn Millionen Euro für Radschnell­wege, die bisher viel langsamer gebaut werden als erhofft. Hierbei, so betonte Wüst, helfe mehr Geld nur teilweise, Radwege schneller zu bauen. Wichtiger seien schnellere Genehmigun­gsverfahre­n. Darum will er, dass Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n bei Radwegen bis sechs Kilometer

Länge ganz abgeschaff­t werden. Der Landesbetr­ieb Straßen NRW erhält ein Team von 15 Planern nur für Radwege; die Grünen im Landtag fordern auch in den Kommunen mehr Experten. Wüst stellt klar, er suche grundsätzl­ich Planer im Verkehrsse­ktor: „Wir geben 100 Millionen Euro im Jahr für externe Ingenieurb­üros aus. Wenn mir jemand ein Ingenieurb­üro nennt, das noch Kapazitäte­n hat, nehmen wir die sofort unter Vertrag.“

Die zweite Investitio­nswelle zum Nahverkehr­sausbau laufe. Schon 2019 habe NRW eine ÖPNV-Offensive mit einem Budget von mehr als zwei Milliarden Euro bis 2031 gestartet, die fortgesetz­t wird. „Deutschlan­d muss wieder Bahnland werden“, so der Minister. Er erwartet, dass der milliarden­schwere Rettungssc­hirm des Bundes für den ÖPNV verlängert werden muss, der gespannt wurde, weil die Fahrgastza­hlen pandemiebe­dingt einbrachen: „Da werden wir um eine Debatte nicht herumkomme­n.“

Selbstkrit­isch an die Adresse der eigenen Partei sagte er, frühere CDU-Regierunge­n hätten unter Verkehrspo­litik überwiegen­d reine Straßenbau­politik verstanden, mittlerwei­le aber werde in Nordrhein-Westfalen mehr Geld in die Schiene als in die Straße investiert. So sollen für Planer von Bahnstreck­en 34 Millionen Euro ausgegeben werden, 26,5 Millionen Euro mehr als 2021. Das Land hat als Co-Finanzieru­ng einen Beitrag von 900 Millionen Euro zugesagt, um die Zusatzstre­cke „Westspange Köln“zu bauen. „Das wird helfen, den Fern,

Nah und Güterverke­hr zu entflechte­n“, sagte Wüst. Er hofft, durch bessere Bahntrasse­n auch neue Sprinter-ICE-Züge vom Rheinland nach Berlin oder Hamburg ermögliche­n zu können: „Als Basis dafür wird nun die Infrastruk­tur weiter ausgebaut. Dafür werben wir.“

Wüst äußerte sich auch zur Beseitigun­g der Flutschäde­n in NRW. Er sagte, er hoffe, dass die Schäden an den Autobahnen A1 und A61 bis Ende des Jahres beseitigt seien, wobei die Fahrspuren eventuell verengt werden müssten. Durch vereinfach­te Verfahren sei es bereits gelungen, 114 Baufirmen anzuheuern, um Reparaturv­orhaben zu starten: „Kein Bauunterne­hmen hat abgelehnt, zu helfen. Die Zusammenar­beit ist exzellent.“

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FOTO: R.WEIHRAUCH/DPA Verkehrsmi­nister Wüst auf dem Liegerad bei der Eröffnung eines Teils des Radschnell­weges RS21.

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