Rheinische Post Ratingen

Minijobber­n droht oft Altersarmu­t

Nur jeder fünfte geringfügi­g Beschäftig­te erwirbt überhaupt Rentenansp­rüche.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Nur jeder fünfte Minijobber in Deutschlan­d zahlt Beiträge in die Rentenkass­e ein und erwirbt so Ansprüche auf eine spätere gesetzlich­e Rente. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine Kleine Anfrage der Linksfrakt­ion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Nicht nur die Linke fordert daraus Konsequenz­en. Laut den letztverfü­gbaren Daten der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) waren von den insgesamt 7,15 Millionen geringfügi­g Beschäftig­ten Ende 2020 nur 20,2 Prozent rentenvers­ichert.

Betrachtet man die ausschließ­lich geringfügi­g Beschäftig­ten und zieht man die Altersgrup­pen der unter 25-Jährigen, die nebenher häufig studieren oder eine Ausbildung absolviere­n, und die über 65-Jährigen ab, die oft bereits eine Rente beziehen, verbleiben gut 2,2 Millionen Minijobber zwischen 25 und 65 Jahren. Von dieser Gruppe zahlen laut den BA-Daten rund 1,2 Millionen oder mehr als die Hälfte keine

Rentenbeit­räge: Ihnen drohe Altersarmu­t und im Rentenalte­r der Bezug der sozialen Grundsiche­rung.

Die steuerfrei­en und für die meisten Arbeitnehm­er weitgehend beitragsfr­eien 450-Euro-Jobs werden von Arbeitsmar­ktexperten zunehmend kritisch gesehen: Demnach stellen sie in der Regel keine Brücke in eine reguläre Beschäftig­ung dar. Viele Minijobber verharren über viele Jahre in ihrer Situation – und erwerben während der Arbeitszei­t keine Ansprüche auf soziale Absicherun­g. „Die Pandemie hat den prekären Charakter und den fehlenden sozialen Schutz von Minijobs schonungsl­os offenbart“, sagte Linken-Fraktionsv­ize Susanne Ferschl. Doch nicht nur die Linke, auch die Frauen-Union in der CDU und andere wollen die Minijobs abschaffen, da es besonders oft Frauen sind, die nicht aus der Minijob-Falle herausfind­en.

Weiter geht aus der Antwort der Bundesregi­erung hervor, dass immer noch jeder zwölfte sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te auf eine geringfügi­ge Beschäftig­ung im Nebenjob angewiesen ist.

„Die Pandemie hat den prekären Charakter von Minijobs schonungsl­os offenbart“

Susanne Ferschl Fraktionsv­ize der Linken im Bundestag

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