„Ich bin keine Selbstdarstellerin“
Die SPD-Kandidatin vertritt die alten Werte ihrer Partei und macht sich Hoffnung auf das Direktmandat.
DÜSSELDORF Bei der Bundestagswahl am 26. September wird in den beiden Düsseldorfer Wahlkreisen jeweils ein Direktmandat vergeben. Um bei der Wahlentscheidung zu helfen, stellen wir die Bewerber der sechs im Bundestag vertretenen Parteien vor – jetzt aus dem nördlichen Wahlkreis 106.
Wer ist die Kandidatin? Zanda Martens von der SPD wurde vor 36 Jahren in Lettland geboren. Sie stammt aus einer Arbeiterfamilie, die Eltern waren beide in einer Metallfabrik beschäftigt. Sie studierte als Erste und Einzige aus ihrer Familie, erst in Lettland, dann in Deutschland. Nach ihrem Master-Studium in Jura in Bochum arbeitete sie als Rechtsschutzsekretärin beim DGB. Nach fünf Jahren im Verdi-Bezirk Düsseldorf und im Verdi-Landesbezirk NRW ist sie seit 2019 Gewerkschaftssekretärin und Juristin bei der IG Metall in Krefeld. Martens, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, lebt seit 2010 der Liebe wegen in der Landeshauptstadt, ihr Mann ist Düsseldorfer.
Was sind die wichtigsten politischen Stationen? Die Kandidatin ist noch nicht lange in der Politik. Weil es nichts bringe, „nur von der Couch aus zu meckern“, sei Martens Anfang 2018 in die SPD eingetreten. Eine andere Partei kam für die Sozialdemokratin nicht infrage. Bei der Kommunalwahl 2020 kandidierte sie für den Stadtrat, allerdings ohne Erfolg. Dafür wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden der Düsseldorfer SPD gewählt, ist zudem stellvertretende Vorsitzende der AfA (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen) Düsseldorf.
Wofür steht die Kandidatin politisch? Zanda Martens vertritt die ur-sozialdemokratischen Werte. Sie ist der Meinung, dass die SPD als alte Arbeiterpartei wieder die selbstverständliche politische Heimat und die Stimme der Arbeitenden sein muss. Sie setzt sich daher im Job und in der Politik für die Beschäftigten ein, steht für die klassischen Themen der Sozialdemokratie. Die 36-Jährige glaubt auch, dass es die Arbeiter, die die SPD einst zur Volkspartei gemacht haben, immer noch gibt – auch ohne Kohlekumpels im Ruhrgebiet. „Bald wird es aufgrund von Digitalisierung, KI und Automatisierung auch viel weniger Bankangestellte, Versicherungsfachkräfte und Rechtsanwaltsfachangestellte geben. Aber es gibt deshalb nicht weniger Beschäftigung“, sagt die 36-Jährige. Die gut bezahlten Facharbeitsplätze würden schon lange und viel zu oft durch prekäre und geringqualifizierte Arbeitsplätze ersetzt, wie etwa in vielen Dienstleistungsbereichen, in der Leiharbeit und in den Minijobs. „Viele von ihnen sind ebenfalls arm trotz Arbeit und müssen beim Jobcenter ihre Niedriglöhne aufstocken. Für diese Menschen will ich Politik machen.“
Was will die Kandidatin für Düsseldorf erreichen? Der Sozialdemokratin liegt das Gesundheitswesen am Herzen – und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Es dürfe nicht dem Profit dienen, „sondern ist dafür
da, dass Menschen gesund werden und es bleiben“, sagt Martens. Sie will sich für eine bessere Bezahlung und für mehr Personal einsetzen.
Wie stehen die Chancen der Kandidatin? Sie geht als Außenseiterin ins Rennen, doch die besseren Umfragewerte der SPD in den vergangenen Wochen lassen Martens hoffen, sich auch gegen den Favoriten Thomas Jarzombek (CDU) durchzusetzen. „Das Direktmandat wackelt“, sagt die 36-Jährige, die auf dem aussichtslosen Listenplatz 28 steht. Dass sie relativ unbekannt in der Stadt ist, sieht sie nicht als Nachteil: „Ich bin keine Selbstdarstellerin und lege Wert auf verlässliche Politik. Wenn die Menschen meine fachliche Arbeit beurteilen und sehen, dass ich glaubwürdig bin, dann ist es mehr wert, als wenn jeder mein Gesicht kennt.“Falls sie es nicht nach Berlin schafft, „wird sich in meinem Leben nicht viel ändern“.