Neuer Bahnstreik trifft Passagiere ab Montag
Trotz Kritik ruft die GDL wieder zum Arbeitskampf auf. In NRW dürfte es nicht ganz so schlimm kommen, hoffen Fahrgastverbände.
BERLIN/DÜSSELDORF Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) startet einen neuen Arbeitskampf, nachdem sie bereits am 11. und 12. August weite Teile des Bahnverkehrs im Land lahmgelegt hatte. Personenzüge werden von Montag bis Mittwochmorgen um zwei Uhr bestreikt. Das kündigte GDL-Chef Claus Weselsky am Freitag in Berlin an. Im Güterverkehr gehe der Arbeitskampf bereits am Samstag los. „Streiks sind das einzige, womit Arbeitnehmer sich in diesem Lande wehren können“, sagte Weselsky am Freitag bei einer Pressekonferenz in Berlin. Sollte die Deutsche Bahn (DB) kein neues Angebot vorlegen, werde noch länger und womöglich auch an Wochenenden die Arbeit niedergelegt.
Die Bahn bezeichnete den Streik als „völlig überflüssig“. DB-Personalvorstand Martin Seiler forderte die GDL auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, was Weselsky postwendend zurückwies. Seiler sagte, es gehe der Lokführergewerkschaft in Wahrheit nicht um materielle Zugeständnisse in ihrem Tarifvertrag, sondern darum, ihren Rückstand gegenüber der viel größeren EVG-Gewerkschaft aufzuholen: „Die GDL-Führung treibt ihren gewerkschaftspolitischen Kampf um Ausweitung und Einfluss auf dem Rücken der Bahnkunden auf die Spitze.“Indirekt bestätigte GDLChef Weselsky diese Einschätzung: Er berichtete davon, wie seine rund 37.000 Mitglieder starke Gewerkschaft über eine Reihe gescheiterter Klagen vor Gericht versucht habe, bei der Bahn als tonangebende Gewerkschaft
anerkannt zu werden, obwohl die DB sie mit ihren rund 190.000 Mitgliedern deutlich größere EVG dort als führend ansieht.
Der Fahrgastverband Pro Bahn NRW erklärte, der Streik werde im bevölkerungsreichsten Bundesland wohl weniger Auswirkungen haben als anderswo: „Wettbewerber der Bahn betreiben viele S-Bahnen und Regionalbahnen in NRW“, sagte Lothar
Ebbers, Sprecher von Pro Bahn in NRW. Außerdem habe die DB beim vergangenen Streik mehr ihrer Züge fahren lassen als erwartet. „Auf den wichtigen ICE-Routen wie nach München oder Berlin gab es ein Angebot, ebenso eine Reihe an Regionalzügen“, berichtete Ebbers. Sein Rat: „Fahrgäste sollten sich online informieren, welche Verbindungen verfügbar sind.“
Die Verkehrsverbünde bestätigen, dass NRW nicht ganz lahmgelegt werden dürfte: „Es ist davon auszugehen, dass die von den Wettbewerbern der Bahn betriebenen Strecken wie beim ersten Streik nur am Rande betroffen sein werden“, sagte eine Sprecherin des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr ( VRR). Beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) heißt es, zwar würden alle S-Bahnen rund um Bonn und Köln von DB Regio betrieben, aber viele Regionalzüge würden von den Konkurrenten der Bahn betrieben.
Die Bahn legt Notfahrpläne auf. Von zwölf S-Bahnlinien im Bereich des VRR betreibt DB Regio die Hälfte: S1 (Solingen–Dortmund), S4 (Dortmund–Unna), S5/S8 (Mönchengladbach–Dortmund), S6 (Köln–Essen), S11 (Flughafen Düsseldorf–Bergisch
Gladbach) und S68 (Langenfeld– Wuppertal). Umgekehrt fahren bei Wettbewerbern die S2 (Essen–Dortmund), die S3 (Oberhausen–Hattingen), die S7 (Solingen–Wuppertal), die S9 (Haltern–Wuppertal) und die S28 (Kaarst–Mettmann).
Die DB-Wettbewerber betreiben 27 der 40 Regionalzugsrouten, die den VRR tangieren. Abellio fährt den RE1 von Aachen über Köln, Düsseldorf Dortmund bis Hamm – er könnte ICE-Züge ersetzen. Weitere Routen von Konkurrenten sind der RE3 von Düsseldorf nach Hamm, der RE5 von Wesel nach Koblenz, der RE6 von KölnBonn nach Minden, der RE7 von Krefeld nach Rheine, der RE10 von Kleve nach Düsseldorf, der RE11 von Düsseldorf nach Kassel, der RE13 von Venlo nach Hamm und der RE49 von Wesel nach Wuppertal, außerdem die RB31 von Xanten nach Duisburg und die RB35 von Mönchengladbach nach Gelsenkirchen.