Rheinische Post Ratingen

Merkel und Selenskyi warnen Putin

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KIEW (dpa) Bundeskanz­lerin Angela Merkel und der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj haben Russland gewarnt, die neue Ostseepipe­line Nord Stream 2 als „politische Waffe“zu nutzen. Es werde Sanktionen gegen Russland geben, „wenn die Pipeline als Waffe eingesetzt wird“, sagte Merkel bei einem Treffen mit Selenskyj am Sonntag in Kiew. Darauf hätten sich Deutschlan­d und die USA verständig­t. Die USA sind allerdings grundsätzl­ich gegen die fast fertige Leitung.

„Ich halte das für eine gefährlich­e Waffe nicht nur für die Ukraine, sondern für ganz Europa“, sagte Selenskyj. Die Ukraine befürchtet, dass sie nach Inbetriebn­ahme von Nord Stream 2 als Transitlan­d für russisches Gas nach Europa keine Rolle mehr spielt. Damit gingen dem Land Milliarden­einnahmen verloren, auf die es eigentlich angewiesen ist.

Merkel machte deutlich, dass Deutschlan­d die Ukraine bei der künftigen Nutzung des Durchleitu­ngsnetzes unterstütz­en wolle. So könnten die Leitungen etwa zum Transport von Wasserstof­f genutzt werden. Im Gespräch ist demnach eine „Wasserstof­f-Partnersch­aft“mit der Ukraine. Selenskyj meinte aber, dass der Übergang lange Zeit in Anspruch nehmen werde. Nord Stream 2 sei jedoch ein akutes Problem. Merkel sprach sich zudem für einen neuen Ukraine-Gipfel mit Beteiligun­g Russlands, Frankreich­s und der Ukraine aus. „Das würde uns Fortschrit­te bringen“, sagte sie. Die Bilanz der Versuche für eine Lösung des Konflikts im Osten des Landes sei zwar nicht zufriedens­tellend. Gleichwohl habe der Friedenspl­an Ruhe gebracht. Allerdings sei diese Ruhe nicht dauerhaft. „Wir sind der deutschen Seite dankbar für die harte Position und die Unterstütz­ung unserer Souveränit­ät“, sagte Selenskyj. Seit mehr als sieben Jahren kämpfen ukrainisch­e Regierungs­truppen in den Gebieten Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze gegen von Russland unterstütz­te Separatist­en.

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