Der Unterricht wird digitaler
Wissen per PC zu vermitteln, birgt Chancen. Wie schaffen das die Schulen? Das haben wir die CDU gefragt.
Im Wahljahr wollen die Bürger wissen, woran sie sind. Deshalb suchen wir uns die wichtigsten Aussagen der Parteien heraus und legen Sie auf die Goldwaage: Wie realistisch ist das Programm, was bedeutet es für die Menschen? Darüber diskutieren wir mit Machern, Kritikern und Experten. Das Ergebnis können sie jeden Samstag bei uns im Aufwacher-Podcast als Spezialfolge hören und als Zusammenfassung in der Zeitung sowie online nachlesen.
Die These Mit einem milliardenschweren Digitalpakt will der Bund die Modernisierung der Schulen befördern – und zwar schon seit Vor-Corona-Zeiten. Das Projekt ging bereits Mitte 2019 an den Start. Dann kam die Pandemie. Schlagartig wurde deutlich, wie sehr Deutschland an diesem Punkt zurückliegt – es fehlt schlicht an der erforderlichen Infrastruktur. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Der Plan Auch die CDU hat die Zeichen der Zeit erkannt, nicht zuletzt stellt sie mit Anja Karliczeck die Bundesbildungsministerin. In ihrem Wahlprogramm schreibt die Partei: „Corona hat Schwächen offengelegt. Das beginnt damit, dass wir in Sachen digitaler Bildung dringend anpacken und unsere Schulen modernisieren.” Nach den Worten von Karliczek bedeutet das, neben der technischen Förderung noch mehr Beratung hinsichtlich neuer Formen digitaler Didaktik für die Pädagogen anzubieten. Dreh- und Angelpunkt bleibe, die 800.000 Lehrer in Deutschland hier weiterzubilden. Bund, Länder und Kommunen seien künftig gefordert, in der digitalen Bildung pragmatisch zusammenzuarbeiten. Dabei könne das von der CDU geplante Bundesministerium für digitale Innovation und Transformation helfen, meint die Christdemokratin, die gebürtig aus Ibbenbüren im Kreis Steinfurt kommt.
Die Gegenrede
Auch die Liberalen halten es für nicht ausreichend, nur die technische Ausstattung der Schulen zu verbessern. Die Digitalisierung müsse mit der Entwicklung eines neuen pädagogischen Konzepts einhergehen, fordert Katja Suding, Fraktionsvize der FDP im Bundestag. Daher wolle ihre Partei den Digitalpakt in diese Richtung zu einem „Digitalpakt 2.0“weiterentwickeln, der etwa Datenschutz, Lernmaterialien und den zügigeren Mittelabruf stärker in den Focus rücke. „Ich finde das Bisherige viel zu ambitionslos“, sagt die 45-Jährige, zu deren Kernthemen Bildung gehört. Dass so viele Kinder in der Pandemie in einem so hochentwickelten Land wie der Bundesrepublik den schulischen Anschluss verpasst hätten, hält Suding für ein Desaster.
Die Einordnung „Im ersten Lockdown offenbarten sich sofort die Lücken im Schulbetrieb“, erinnert sich Julia Rathcke. Die Politikredakteurin der Rheinischen Post registrierte damals, dass Lehrer teilweise nicht einmal eine dienstliche E-Mail-Adresse hatten. Vielen Schülern habe der Zugang zum Netz gefehlt. Zwar habe der Bund daraufhin den Digitalpakt von fünf auf 6,5 Milliarden Euro aufgestockt. Doch damit könnten grundlegendere Probleme in der Bildungspolitik nicht beseitigt werden – allen voran der Lehrermangel: „Wir brauchen wieder mehr Menschen, die sich für den Beruf des Lehrers begeistern“, so Julia Rathcke.
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