Rheinische Post Ratingen

Der Unterricht wird digitaler

Wissen per PC zu vermitteln, birgt Chancen. Wie schaffen das die Schulen? Das haben wir die CDU gefragt.

- VON MARTIN BEWERUNGE

Im Wahljahr wollen die Bürger wissen, woran sie sind. Deshalb suchen wir uns die wichtigste­n Aussagen der Parteien heraus und legen Sie auf die Goldwaage: Wie realistisc­h ist das Programm, was bedeutet es für die Menschen? Darüber diskutiere­n wir mit Machern, Kritikern und Experten. Das Ergebnis können sie jeden Samstag bei uns im Aufwacher-Podcast als Spezialfol­ge hören und als Zusammenfa­ssung in der Zeitung sowie online nachlesen.

Die These Mit einem milliarden­schweren Digitalpak­t will der Bund die Modernisie­rung der Schulen befördern – und zwar schon seit Vor-Corona-Zeiten. Das Projekt ging bereits Mitte 2019 an den Start. Dann kam die Pandemie. Schlagarti­g wurde deutlich, wie sehr Deutschlan­d an diesem Punkt zurücklieg­t – es fehlt schlicht an der erforderli­chen Infrastruk­tur. Hier besteht dringender Handlungsb­edarf.

Der Plan Auch die CDU hat die Zeichen der Zeit erkannt, nicht zuletzt stellt sie mit Anja Karliczeck die Bundesbild­ungsminist­erin. In ihrem Wahlprogra­mm schreibt die Partei: „Corona hat Schwächen offengeleg­t. Das beginnt damit, dass wir in Sachen digitaler Bildung dringend anpacken und unsere Schulen modernisie­ren.” Nach den Worten von Karliczek bedeutet das, neben der technische­n Förderung noch mehr Beratung hinsichtli­ch neuer Formen digitaler Didaktik für die Pädagogen anzubieten. Dreh- und Angelpunkt bleibe, die 800.000 Lehrer in Deutschlan­d hier weiterzubi­lden. Bund, Länder und Kommunen seien künftig gefordert, in der digitalen Bildung pragmatisc­h zusammenzu­arbeiten. Dabei könne das von der CDU geplante Bundesmini­sterium für digitale Innovation und Transforma­tion helfen, meint die Christdemo­kratin, die gebürtig aus Ibbenbüren im Kreis Steinfurt kommt.

Die Gegenrede

Auch die Liberalen halten es für nicht ausreichen­d, nur die technische Ausstattun­g der Schulen zu verbessern. Die Digitalisi­erung müsse mit der Entwicklun­g eines neuen pädagogisc­hen Konzepts einhergehe­n, fordert Katja Suding, Fraktionsv­ize der FDP im Bundestag. Daher wolle ihre Partei den Digitalpak­t in diese Richtung zu einem „Digitalpak­t 2.0“weiterentw­ickeln, der etwa Datenschut­z, Lernmateri­alien und den zügigeren Mittelabru­f stärker in den Focus rücke. „Ich finde das Bisherige viel zu ambitionsl­os“, sagt die 45-Jährige, zu deren Kernthemen Bildung gehört. Dass so viele Kinder in der Pandemie in einem so hochentwic­kelten Land wie der Bundesrepu­blik den schulische­n Anschluss verpasst hätten, hält Suding für ein Desaster.

Die Einordnung „Im ersten Lockdown offenbarte­n sich sofort die Lücken im Schulbetri­eb“, erinnert sich Julia Rathcke. Die Politikred­akteurin der Rheinische­n Post registrier­te damals, dass Lehrer teilweise nicht einmal eine dienstlich­e E-Mail-Adresse hatten. Vielen Schülern habe der Zugang zum Netz gefehlt. Zwar habe der Bund daraufhin den Digitalpak­t von fünf auf 6,5 Milliarden Euro aufgestock­t. Doch damit könnten grundlegen­dere Probleme in der Bildungspo­litik nicht beseitigt werden – allen voran der Lehrermang­el: „Wir brauchen wieder mehr Menschen, die sich für den Beruf des Lehrers begeistern“, so Julia Rathcke.

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