Das sind Düsseldorfs größte Baustellen
Nur vier Punkte nach vier Spielen – berauschend ist anders. Und dennoch gibt es (noch) keinen Grund für Panik bei Fortuna. Denn Trainer Christian Preußer verfolgt einen klaren Plan.
DÜSSELDORF Im Umfeld von Fortuna Düsseldorf sind alle darauf bedacht, sich die Aufbruchstimmung nicht nehmen zu lassen. Neuer Trainer, neue Spielidee. Das braucht Zeit. Doch wenn es in diesem Fußballgeschäft eines nicht im Übermaß gibt, dann ist das Geduld. Und so dürften einige dann doch etwas ernüchtert auf die aktuelle Tabelle blicken. Nur vier Punkte nach vier Partien sind eine ehrliche Momentaufnahme. Fortuna ist noch nicht soweit, wie man es sich erträumt hat.
Und doch gilt es nach dem 2:2 gegen Holstein Kiel festzuhalten, dass es mehr Licht als Schatten gibt. Die Grundlagen stimmen. Der Kader wirkt gereift, auf vielen Positionen weiterentwickelt und mit Alternativen versehen. Das heißt nicht, dass er perfekt wäre, aber im Vergleich mit dem Mitbewerbern muss man sich definitiv nicht verstecken.
Woran liegt es also, dass man sich zwar extrem müht, aber nicht den Ertrag einfährt dafür? Die größte Baustelle ist statistisch recht schnell identifizierbar. Die Defensive steht noch überhaupt nicht. Schon sieben Gegentore sind ein extrem schlechter Wert für diese Saisonphase. Die Tore sind indes längst nicht ausschließlich auf individuelle Fehler der nominellen Fachkräfte zurückzuführen, auf den Torwart und die Mitglieder der Viererkette also.
Problematischer ist das Zusammenspiel mit den anderen Abteilungen. Nach vorne sieht vieles schon flüssig aus, der Gegner wird früh angelaufen. Doch im Umschaltspiel nach hinten fehlt noch ein Taktgeber. Die Linien werden zu langsam geschlossen, es herrscht einiges an Durcheinander. Dem aktuell verletzten Marcel Sobottka obliegt die Rolle normalerweise, seine Vertreter finden keine Antwort. Eine pragmatische Lösung wäre, Matthias Zimmermann von der rechten Seite in die Mitte zu holen und den Staubsauger spielen zu lassen. Er verfügt über Erfahrung und Standing im Team, um Anweisungen zu geben.
Was noch fehlt: ein Defensivspezialist. Kein Geheimnis ist, dass Fortuna gern Luka Krajnc an sich binden würde, der in der Vorsaison vom italienischen Zweitligisten Frosinone ausgeliehen war und einen starken Eindruck hinterließ. Hier geht es jedoch ums Geld: Krajnc möchte kommen, Frosinone muss den Slowenen wegen finanzieller Probleme loswerden – aber eine Ablösezahlung kommt für Fortuna nicht in Frage. Krajnc muss sich also mit den Italienern einigen, dann kann es auf den letzten Stipp noch klappen.
Aber auch der Innenverteidiger könnte eine weitere Baustelle nicht schließen. Auf ihr geht es um das Zusammenspiel auf den Flügeln: Vorn muss schneller gespielt werden, da wird das Tempo oft verschleppt. Und wenn es den Düsseldorfern gelingt, dort richtig Druck aufzubauen, dann vernachlässigen sie zu oft die Konterabsicherung.
Das alles muss sich einschleifen, dafür benötigt Preußer Zeit. Die zuständigen Vorstandsmitglieder Klaus Allofs und Uwe Klein müssen und werden sie dem jungen Trainer geben – andernfalls wäre das Modell mit ihm von vornherein sinnfrei gewesen. Das werden sich beide nicht nachsagen lassen wollen.