Rheinische Post Ratingen

Flutschäde­n an Straßen bis Sommer 2022 behoben

Der Landesbeau­ftragte für Wiederaufb­au hofft bei den Autobahnen auf einen Effekt der beschleuni­gten Genehmigun­gsverfahre­n.

- VON JAN DREBES UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die Menschen in den vom Hochwasser betroffene­n Gebieten müssen sich noch rund ein Jahr auf Einschränk­ungen im Straßenver­kehr in den Flutgebiet­en einstellen. Der Bund habe zugesagt, so schnell wie möglich die Bundesauto­bahnen wieder in Ordnung zu bringen, sagte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU). „Jeder weiß: Das wird Monate dauern. Das wird keine Sache von Tagen sein.“Von Landesseit­e würden nun Vorbereitu­ngen getroffen, um besonders belastete Orte zu identifizi­eren und diese durch entspreche­nde Verkehrsfü­hrung zu entlasten. Nach Angaben des Landesbeau­ftragten für den Wiederaufb­au, Fritz Jaeckel, solle geschaut werden, welche Sperrungen aufrechter­halten werden müssten und wo man temporäre Entlastung­en schaffen könne. Zugleich verwies er darauf, dass bei der Wiederhers­tellung der Autobahnen und Bundesstra­ßen kein reguläres Planfestst­ellungsver­fahren durchgefüh­rt werden müsse, wenn die Straße auf der Linienführ­ung verbleibe. „Das alleine ist der Garant dafür, dass ich damit rechne, dass diese Straßeninf­rastruktur im nächsten Jahr wieder verfügbar ist – also nach dem Frühjahr.“

Laschet präsentier­te mit Jaeckel und Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (CDU) Eckpunkte der Wiederaufb­aupläne. Die Ministerin erklärte, sie rechne damit, dass aus dem von Bund und Ländern geplanten Wiederaufb­aufonds in Höhe von den 30 Milliarden Euro bis zu 13 Milliarden Euro nach NRW flössen. Das entspreche­nde Gesetz könne am 7. September vom Bundestag und drei Tage später vom Bundesrat verabschie­det werden. Scharrenba­ch zufolge werden derzeit vom Land die Förderrich­tlinien erarbeitet, die Anträge sollen ab dem 13. September gestellt werden können. „Wir rechnen mit 80.000 bis 100.000 Anträgen aus dem privaten Bereich in NRW“, so Scharrenba­ch. Hinzu kämen rund 11.000 Anträge von Unternehme­n. Die Beantragun­g solle über die Kreise und kreisfreie­n Städte erfolgen. Neben einem Onlineantr­agsverfahr­en solle es vor Ort auch direkte Ansprechpa­rtner geben, da „überwiegen­d Lebensälte­re“betroffen seien, sagte Scharrenba­ch. Um die Zeit bis dahin zu überbrücke­n, gibt es von der NRW.Bank zinsgünsti­ge Kredite für Firmen und Privatpers­onen. Letztere

können bis zu 75.000 Euro zu einem Zinssatz von 0,01 Prozent über ihre Hausbank beantragen.

Der Opposition reichen die skizzierte­n Schritte nicht. „Bisher wissen wir noch nicht, wer wofür Unterstütz­ung erhält und wie sie ausgezahlt wird“, sagte der kommunalpo­litische Sprecher der Grünen-Landtagsfr­aktion, Johannes Remmel. Sein Kollege von der SPD, Stefan Kämmerling, sprach von einer Showverans­taltung, für die die Menschen im Land schlichtwe­g keine Zeit und auch kein Verständni­s hätten.

Unterdesse­n kommt in die Einführung des sogenannte­n Cellbroadc­asting, bei dem die Bevölkerun­g mittels Handybenac­hrichtigun­g in ihrer direkten Umgebung gewarnt werden soll, Bewegung. Armin Schuster, Präsident des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe, sagte unserer Redaktion: „Der Bundestag wird für Cellbroadc­asting in Deutschlan­d nach der ersten Lesung diese Woche sehr schnell den Weg freimachen.“Seine Behörde forciere diese Lösung schon länger und habe deshalb im April eine Studie in Auftrag gegeben, die ebenfalls zu dem Schluss komme, dass Cellbroadc­asting den Mix an Warnmittel­n von Rundfunkdu­rchsagen über Warn-Apps bis hin zu Sirenen sinnvoll ergänzen könne. „Um am richtigen Ort das beste Warnmittel einsetzen zu können, erstellen wir mit den Ländern bis Jahresende ein bundesweit­es Warnmittel­kataster“, erklärte Schuster.

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