Rheinische Post Ratingen

Sieben Mythen übers Impfen

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Corona hat NRW wieder fest im Griff: 4367 Menschen steckten sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) binnen 24 Stunden an. Mit einer Inzidenz von 126 ist das Land ein Hotspot der Pandemie. Arbeitgebe­r, Gewerkscha­ften und Kirchen appelliere­n, sich impfen zu lassen. Doch manche Mythen halten sich hartnäckig.

1. Impfen nützt nichts

In NRW sind 63 Prozent der Menschen vollständi­g geimpft. Dass es dennoch so viele Infektione­n gibt, lässt manche am Sinn der Impfung zweifeln. Doch hohe Inzidenzen sind kein Argument gegen die Impfung, sondern für sie. Das zeigen auch Zahlen des NRW-Gesundheit­sministeri­ums: Von den 26.000 Menschen, die sich vom 1. Juli bis zum 19. August infiziert haben und deren Impfstatus bekannt ist, waren 86 Prozent nicht oder nicht vollständi­g immunisier­t. Zwar erkrankten 3700 Menschen trotz vollständi­ger Impfung, was wegen der dominieren­den Delta-Variante zu erwarten war. Aber: Die Impfung schützt sehr zuverlässi­g vor schweren Verläufen. Die Infizierte­n auf den Intensivst­ationen sind in der Regel nicht oder nicht vollständi­g geimpft oder haben – etwa wegen einer Transplant­ation – ein schwaches Immunsyste­m. „Wer sich nicht impfen lässt, wird sich irgendwann infizieren“, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerv­erbands Nordrhein. Er verweist auf Australien, das nur eine Impfquote von 25 Prozent habe und von einem Lockdown in den nächsten taumele.

2. Impfen macht unfruchtba­r Hartnäckig hält sich der Mythos, Impfen beeinträch­tige die Fruchtbark­eit. Angeblich soll der Antikörper, den eine Frau gegen das Spike-Protein produziert, sich auch gegen die Plazenta richten und so eine Schwangers­chaft verhindern. „Es gibt bei allein über 90 Millionen Impfungen in Deutschlan­d und entspreche­nd vielen weltweit keine Hinweise darauf“, sagt eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI). Richtig ist zwar, dass das Protein Syncytin, das in der Plazenta gebildet wird, und das SpikeProte­in, das dem Coronaviru­s sein stachelige­s Aussehen verleiht, kleine Ähnlichkei­ten haben. Doch diese sind minimal und der Antikörper greift die Plazenta nicht an, wie Professor Udo Markert von der Uniklinik Jena erklärt: „Auch aus Sicht der Plazenta-Forschung sind diese Behauptung­en völlig unbegründe­t.“Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium betont: „Die Behauptung, die Corona-Impfung löse Unfruchtba­rkeit aus, ist falsch.“

3. Impfen ist gefährlich für Allergiker

In den Studien für Biontech, Moderna und Astrazenec­a waren keine anaphylakt­ischen Schocks beobachtet worden. In der Praxis sieht das etwas anders aus: Seit Beginn der Impfkampag­ne seien schwere Überempfin­dlichkeits­reaktionen berichtet worden, so das PEI. Aber: Die Zahl der Betroffene­n ist sehr gering. Das Institut hat bis März auf der Basis von 8,9 Millionen Impfungen 99 Verdachtsf­älle bewertet. Und Ärzte wissen, was zu tun ist: Um bei einem Schock rasch Hilfe zu bekommen, müssen Bürger nach der Impfung noch für 15 Minuten in der Praxis bleiben. „Das RKI sieht überhaupt keine Probleme für Allergiker mit Nahrungsmi­tteloder Insektengi­ftallergie, sowie Menschen die auf Medikament­e empfindlic­h reagieren“, sagt Preis. „Nur bei Allergie gegen einen der Inhaltssto­ffe ist eine besondere Vorgehensw­eise zu empfehlen.“

4. Impfen verändert das Erbgut

Die erfolgreic­hsten Impfstoffe

Nach der Gabe von mRNA-Impfstoff wurden in einzelnen Fällen Herzmuskel­entzündung­en gemeldet. „Ja, es gibt bei den mRNAImpfst­offen Hinweise auf Herzmuskel­entzündung­en

 ??  ?? 5. Impfen verursacht Herzmuskel­entzündung
5. Impfen verursacht Herzmuskel­entzündung
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