Lage in Krankenhäusern als neue Messlatte
Das neue Infektionsschutzgesetz schafft die bisherige Inzidenz ab. Künftig zählt die Hospitalisierung.
DÜSSELDORF Die Sieben-Tage-Inzidenz hat als Wegweiser in der Pandemie und Gradmesser für den Erfolg von Maßnahmen zu ihrer Eindämmung ausgedient. Schon in der kommenden Woche will die Bundesregierung eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf den Weg bringen.
Ab diesem Zeitpunkt soll dann die regionale Krankenhaus-Belegung die Messlatte für Beschränkungen oder auch Lockerungen sein: „Künftig soll wesentlicher Maßstab für die zu ergreifenden Schutzmaßnahmen insbesondere die Anzahl der stationär zur Behandlung aufgenommenen Covid-Patienten je 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben
Tagen (Hospitalisierungs-Inzidenz) sein“, heißt es in der Formulierungshilfe zur Gesetzesänderung, die unserer Redaktion vorab vorliegt.
Aktuell liegt die Hospitalisierungs-Inzidenz laut Robert-KochInstitut bundesweit bei 1,56. Das heißt im Klartext: 1,56 von 100.000 Einwohnern liegen mit einer Covid19-Erkrankung im Krankenhaus. Das bedeutet einen leichten Rückgang gegenüber der Vorwoche. Vor dem Start der Impfkampagne lag der Wert über 15.
Das Bundesgesundheitsministerium unter Leitung von Jens Spahn (CDU) will keine bundesweit gültigen Schwellenwerte mehr vorgeben, sondern Unterschiede zulassen. Hintergrund ist ein struktureller: Regionen mit Unikliniken können mehr Covid-Patienten aufnehmen als ländliche Regionen. „Hierbei muss konkret auf die regionalen Strukturen und Besonderheiten der stationären Versorgung abgestellt werden, um eine Überlastung der Versorgung zu vermeiden“, heißt es. Parameter wie Infektionsdynamik und die Zahl der Geimpften könnten einbezogen werden. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will hingegen eine bundesweit einheitliche Kennzahl.
Den Ball zur Stärkung der Regionen nahm Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (Grüne) schon mal auf. Er forderte am Freitag, in seiner Stadt und NRW die 2G-Regel einzuführen. Dann dürften etwa nur Geimpfte oder Genesene die Innengastronomie oder Veranstaltungen besuchen. Wuppertal hat mit 239 die bundesweit höchste Inzidenz. Auch Karl Lauterbach (SPD) fordert die 2G-Regel. Bislang gilt für viele Bereiche die 3G-Regel: Getestete sind gleichgestellt. Das aber vermindert den Druck auf die Impfbereitschaft.