Fondstochter bestreitet Greenwashing
Für den Deutsche-Bank-Ableger DWS könnten die Anschuldigungen einer Ex-Abteilungsleiterin unangenehm werden. Kursabsturz nach Medienbericht
FRANKFURT Die Vorwürfe des „Greenwashing“treffen die DWS, die Fondstochter der Deutschen Bank, hart. Einem Bericht des „Wall Street Journal“zufolge ermittelt die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC gegen den Vermögensverwalter. Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin dürfte sich mit dem darin erhobenen Vorwurf beschäftigen müssen, die DWS habe „grünen Etikettenschwindel“betrieben.
Sie weise die Anschuldigungen einer ehemaligen Mitarbeiterin „entschieden zurück“, hatte die Fondsgesellschaft am Donnerstagabend noch erklärt. Die DWS werde „sich im Rahmen ihrer treuhänderischen Verantwortung im Namen ihrer Kunden weiterhin konsequent für nachhaltige Geldanlage einsetzen“. Die „in den Medien erhobenen, unbegründeten Vorwürfe“seien unbegründet, sie stehe zu den Offenlegungen in ihren Jahresberichten.
Dabei geht es um die Frage, ob die DWS den Umfang ihrer nachhaltigen Anlagen höher ausgewiesen hat, als sie tatsächlich sind. Das hatte jedenfalls Desirée Fixler, die frühere Chefin der DWS-Abteilung für Nachhaltigkeit, behauptet. Sie war im September 2020 zur DWS gekommen, musste aber nach ihrer Probezeit gehen. Als nachhaltig gelten Geldanlagen, die den ESG-Kriterien entsprechen – das englische Kürzel steht dabei für „Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung“. In ihrem Geschäftsbericht für das vergangene Jahr hatte die DWS 460 Milliarden Euro und damit mehr als die Hälfte ihres verwalteten Vermögens als nachhaltig ausgewiesen. Schaut man genauer in die Bilanz, dann stellt man jedoch laut dem Bericht fest, dass diese Anlagen nur teilweise, nämlich nur mit 76 Milliarden Euro, die ESG-Kriterien auf Anhieb erfüllen. Der Rest werde darauf überprüft.
„Grüne“Anlagen sind bei Kunden sehr beliebt: Im ersten Halbjahr entfielen allein bei der DWS zwei Fünftel der knapp 20 Milliarden Euro der Zuflüsse in ihre Fonds auf solche
Trend „Grüne“Fonds sind beliebt: Das Forum nachhaltige Geldanlagen beziffert für 2020 in einer Studie das Volumen dieser Anlagen auf 107 Milliarden Euro, allein im deutschsprachigen Raum.
Kursabsturz Die DWS-Papiere gaben am Freitag im S-Dax um 1,0 Prozent nach. Tags zuvor war ihr Wert nach den Berichten um rund 13 Prozent eingebrochen.
„grünen“Anlagen. Der Vermögensverwalter will diese Sparte in den kommenden Jahren stark ausbauen. Auch die Konzernmutter Deutsche Bank setzt auf dieses Geschäft. Und nicht nur sie: Nachhaltige Anlagen erleben einen regelrechten Hype. Auch andere Unternehmen der Finanzbranche wollen diesen Wandel vorantreiben.
Verbraucherschützer kritisieren schon länger, dass es einheitlicher Standards bedürfe, damit man einen Etikettenschwindel verhindern könne. Die Aufseher in Deutschland und Europa arbeiten zwar schon daran. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin etwa möchte nur dann einen Fonds als nachhaltig bezeichnen, wenn mindestens 75 Prozent des Vermögens in solche Anlagen investiert werden. Dagegen protestiert jedoch der Bundesverband Investment und Asset Management. Laut dem Branchenverband ist die Zahl geeigneter Anlagen noch zu gering.
Auch die EU-Kommission arbeitet an einem Konzept für einheitliche ESG-Kriterien, das im Herbst vorgestellt werden soll. Doch noch sind sich die Europäer nicht einig, was als nachhaltig gelten soll. In Frankreich etwa möchte man Atomkraft dazu zählen, weil sie CO2-neutral ist. Dagegen setzt man in Deutschland auf Gaskraftwerke für den Übergang, die aber emittieren mehr CO2. Immerhin schreibt die Europäische Union mit ihrem „Aktionsplan für nachhaltige Finanzen“den Fondsanbietern nun vor genau darzustellen, nach welchen Kriterien sie ihre Aktien auswählen, wie nachhaltig ihre Fonds also tatsächlich sind.
Für Anleger macht das die Auswahl an wirklich geeigneten Anlagen noch schwer. Sie müssen genau prüfen, ob diese halten, was sie versprechen. Inzwischen gibt es Plattformen, die Hilfe versprechen.So bietet beispielsweise eine gemeinnützige Initiative das Portal „Mein Fairmögen“an, auf dem Anleger ihre eigenen Vorlieben bei der Geldanlage eingeben können. Die Datenbank weist Fonds aus, die Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. (mit rtr)