Als Fortuna Schalke demütigte
Die Düsseldorfer erinnern sich besonders an den Karnevalssamstag vor zwei Jahren.
(jol) Die Uhr zeigt gerade einmal 17.20 Uhr an diesem Samstagnachmittag, aber für den FC Schalke 04 ist es schon weit nach Mitternacht. Geisterstunde. Götterdämmerung. Apokalypse. Als Trainer Domenico Tedesco ganz allein vor die Tribüne mit den treuesten Fans geht, bekommen die Beobachter der Szene Gänsehaut. Der Coach entschuldigt sich mit eindeutigen Gesten bei den völlig konsternierten Anhängern, während im und vor dem Gästeblock enthusiastisch gefeiert wird. Der Videowürfel in der Gelsenkirchener Arena untermalt das alles mit seiner Anzeige, die als Foto durch ganz Deutschland geht. FC Schalke 0, Fortuna Düsseldorf 4.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es aus Düsseldorfer Sicht heute wieder ein Jahrhundertspiel wird wie am Karnevalssamstag 2019, ist eher gering. Zu extrem war einfach der Verlauf der Ereignisse damals, zu sehr schlug einfach jedes verfügbare
Pendel in Richtung der Fortuna aus.
Deren Trainer Friedhelm Funkel hat offenbar vorausgesehen, wie verwundbar der FC Schalke an diesem Tag sein würde. Wohlgemerkt: Nur einen knappen Monat zuvor hatten die Gelsenkirchener, am Tag des Todes ihrer Ikone Rudi Assauer, die Fortuna an gleicher Stätte noch mit 4:1 aus dem DFB-Pokal geworfen. Doch das hindert Funkel nicht daran, in der Liga extrem angriffslustig aufzustellen: drei echte Spitzen mit Benito Raman, Dodi Lukebakio und Dawid Kownacki, dahinter in Oliver Fink und Aymen Barkok noch zwei Mittelfeldspieler, die gern offensiv denken.
Schalke kommt damit überhaupt nicht zurecht. Mehrfach schon hätte es in der ersten halbe Stunde im Kasten von Alexander Nübel einschlagen können, doch erst in der 35. Minute passiert es tatsächlich. Schiedsrichter Felix Brych, der eine Viertelstunde zuvor auf fälschliches
Anraten seines Videoassistenten Günter Perl einen regulären Treffer Dodi Lukebakios aberkannt hatte, pfeift nun wiederum nach Ansicht der Videobilder Handelfmeter für die Gäste. Lukebakio verwandelt, Fortuna nimmt das 1:0 mit in die Pause – und als es wieder losgeht, bricht Schalke in sich zusammen.
Unter den Pfiffen und Schmähgesängen des blau-weißen Anhangs und der frenetischen Karnevalsstimmung im Gästeblock spielt Fortuna die „Knappen“schwindlig. Der überragende Kownacki, damals erst wenige Wochen in Düsseldorf, trifft zweimal, Raman noch einmal. FC Schalke 0:4 – wie sinnig.
Kownacki erzählte damals im Spaß, er habe Trainer Funkel helfen wollen, weil der so lange nicht gegen Schalke gewonnen habe. Wenn sich der Pole dazu aufraffen würde, dem aktuellen Trainer Preußer ähnlich zu helfen, hätten die Fortuna-Anhänger absolut nichts dagegen.