Gerne auch mal Hip-Hop
In der neuen Oper soll vieles möglich sein und das ist auch kein Problem. Das Wichtigste ist aber eine exakte Planung, die die Möglichkeiten analoger und digitaler Aufführungspraxis verknüpft.
und Brauchtum und schließlich die repräsentativ zusammengestellten Bürgerräte. Deren viele Ideen von guter Qualität verblüfften die Stadtspitze. Oberbürgermeister Stephan Keller meinte, zu anderen Ergebnissen wäre die Chefetage im Rathaus auch nicht gekommen. Planungsdezernentin Cornelia Zuschke, die die Bürgerbeteiligung in der Stadt in vielen Verfahren auf breitere Füße gestellt hat, lobte die Schwarmintelligenz.
Dennoch ist strittig, was Oper für alle heißen soll. Grünen-Bürgermeisterin Clara Gerlach hätte gern auch eine aufsuchende Öffentlichkeitsbeteiligung, damit auch die ihre Meinung zu dem Vorhaben sagen und Ideen beitragen können, die nicht opern- oder kulturaffin sind. Dagegen spricht nichts, denn die Beteiligung soll auch nach dem Grundsatzbeschluss des Rates im Dezember weitergehen. Dann kann man intensiver über Inhalte diskutieren. Die Oper, die mehr sein soll als eine Oper, wird schließlich frühestens 2030 eröffnet. Man hat also noch reichlich Zeit für Spiel- und Veranstaltungspläne.
In den Bürgerräten, in denen übrigens Menschen dabei waren, die die Oper noch nie von innen gesehen haben, gibt es für die Konkretisierung der Angebote in diesem neuen
Haus der Musik wertvolle Hinweise. Neben der ganztägigen Öffnung und dem Wunsch nach pädagogischen Angeboten ist vor allem der Rat zu nennen, offen für künftige Entwicklungen zu sein und dafür die technischen Voraussetzungen zu schaffen. Die Frage, ob nicht auch Hip-Hop oder Clubabende in der Oper stattfinden dürfen oder das Zakk dort etwas veranstalten darf, ist schnell mit Ja beantwortet (Die Toten Hosen haben ja auch schon in Tonhalle und Schauspielhaus gespielt). Viele Angebote für Kinder und Jugendliche sind ebenfalls selbstverständlich, vor Corona gab es in der Oper Aufführungen für mehr als 30.000 Besucher
jährlich aus dieser Zielgruppe. Gerne können es noch mehr werden.
Spannend sind die technischen Revolutionen in der Eventbranche. Dort geht es heute um 3D-Formate, Musikveranstalter tüfteln an Avatar-Tourneen, bei denen nicht leibhaftige Menschen auf der Bühne stehen. Die Aufführungspraxis der Zukunft, die Analoges und Digitales verbindet, muss auf den Bühnen eines Neubaus implementierbar sein, darum geht es. Nicht vergessen sollten wir über alle Sonderwünsche, was das Größte an einem solchen Haus ist: Musiker und Sänger schaffen gemeinsam ein Kunstwerk, und das Publikum ist Teil dieser vergänglichen Momente. Das war, ist und bleibt der Zauber – hauptsächlich.
Im dritten Opern-Dialog war Carsten Brosda, Hamburger Kultursenator und Vorsitzender des deutschen Bühnenvereins, zugeschaltet. Er resümierte, was bei der Elbphilharmonie gut (Lage, Architektur und Konzentration aufs Konzerthaus) und was schlecht gelaufen ist: Hamburg sei quasi in freudiger Erwartung losgestürmt, habe viel geändert und alles sei teurer geworden. Gute Planung ist das A und O, das ist die Lehre aus dem Desaster, das heute in Hamburg fast vergessen ist.