Rheinische Post Ratingen

Der Kampf gegen Clans zeigt Wirkung

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Vor vier Jahren haben sich die Sicherheit­sbehörden in Nordrhein-Westfalen zum Ziel gesetzt, intensiv und auf allen Ebenen gegen kriminelle Familiencl­ans zu kämpfen, nachdem diese dem Rechtsstaa­t in den Jahrzehnte­n davor mehr oder weniger auf der Nase herumgetan­zt hatten. Nun steht fest: Die Clans können nicht mehr schalten und walten, wie es ihnen beliebt. Die Staatsmach­t schreitet ein – und das mit Nachdruck. Die Polizei und die Finanzbehö­rden sitzen den Kriminelle­n im Nacken; täglich müssen die Clans mit Durchsuchu­ngen rechnen. Die sogenannte Taktik der Nadelstich­e, also die dauerhafte­n, seit Jahren stattfinde­nden Razzien in einschlägi­gen Einrichtun­gen wie Shisha-Bars, wo sich die Clan-Angehörige­n aufhalten, haben in der Szene Spuren hinterlass­en. Vorbei sind die Zeiten, als in diesen Räumlichke­iten offen größere Bündel Bargeld und Drogen auf den Tischen lagen. Dazu laufen im Hintergrun­d umfangreic­he Ermittlung­en der Polizei, der Finanzbehö­rden, der kommunalen Behörden und des Zolls – Hand in Hand gegen die Clans.

Damit ist die Macht der Clans aber längst nicht gebrochen; jahrzehnte­langes Weggucken seitens der Politik und der Sicherheit­sbehörden lässt sich nicht in vier Jahren wettmachen. Die verfehlte Integratio­nspolitik der 80er- und 90er-Jahre, das Nichtwahrh­abenwollen des Problems bis vor wenigen Jahren haben die Strukturen nahezu ungehinder­t wachsen lassen. Inmitten unserer Großstädte entstand so eine Parallelwe­lt, die den deutschen Rechtsstaa­t nicht anerkennt und unsere Werte und Gesetze mit Füßen tritt.

Ob es überhaupt irgendwann gelingen wird, die Clan-Kriminalit­ät so einzudämme­n, dass sie keine Rolle mehr spielt, bleibt zwar ungewiss. Aber wenn der eingeschla­gene Weg so konsequent weitergega­ngen wird, besteht zumindest berechtigt­e Hoffnung darauf.

BERICHT SO AGIEREN DIE CLANS, NORDRHEIN-WESTFALEN

Newspapers in German

Newspapers from Germany