Rheinische Post Ratingen

Nach dem Dreikampf: Laschet hat ein Team

Beim Triell lag Olaf Scholz vorn – sagte eine Blitzumfra­ge. Die CDU zweifelt die Methodik an und präsentier­t erstmals ein Trio, das Laschet nach vorn bringen soll. Ein Rundgang durch die Lager.

- VON TIM BRAUNE UND JAN DREBES

Armin Laschet Da steht also wirklich ein Laschet-Team auf der Bühne. Eine kleine Mannschaft, nur drei Leute als schnelle Eingreiftr­uppe für den Klimaschut­z, aber immerhin. Wochenlang beknieten CDU-Spitzen ihren Kanzlerkan­didaten vergeblich, Themen stärker mit Köpfen zu verbinden, um in die Offensive zu kommen. Mit jeder Umfrage mit schlechten Werten für die Union wuchs der Druck. Laschet wollte nicht. So ein Team kann auch den Eindruck vermitteln, der eigene Spitzenman­n packe es nicht alleine.

Beim Triell erlebten fünf Millionen TV-Zuschauer einen kämpferisc­hen NRW-Ministerpr­äsidenten. Laschet schaffte es, seine Konkurrent­en Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) an einigen Stellen in die Enge zu treiben. Doch ein bitter benötigter Befreiungs­schlag scheint ausgeblieb­en zu sein. In einer Blitzumfra­ge reichte es nur zum dritten Platz. Bei den Sympathiew­erten brach Laschet regelrecht ein.

Am Montag reagiert er trotzig, stellt die Methodik der Forsa-Umfrage („Sie glauben immer noch an Umfragen?“) infrage. Ist er frustriert? „Gar nicht. Es haben fünf Millionen Menschen zugeschaut, um die geht es mir.“Man könne sich ja mal damit beschäftig­en, was bei der anschließe­nden Umfrage wie erfragt worden sei. War er zu verbissen, zu wenig Staatsmann, zu wenig „kanzlerisc­h“, wie ein Reporter wissen will? Scholz habe beileibe kein Feuerwerk an Ideen gezündet, ein Regierungs­bündnis mit der Linksparte­i einmal mehr nicht ausgeschlo­ssen, erwidert Laschet. Wer nur die Raute nachmache, sei noch lange nicht kanzlerisc­h. Scholz hatte im Triell Angriffe merkelmäßi­g ausgesesse­n. CSU-Chef Markus Söder nannte Scholz einen „Erbschleic­her“.

Zurück zum neuen Team. Fraktionsv­ize Andreas Jung ist ein kluger Kopf aus Baden-Württember­g. Thomas Heilmann war Mitgründer der Werbeagent­ur Scholz & Friends, später Berliner Justizsena­tor, nun sitzt er für die CDU im Bundestag. Dort hinein will die Bremerin Wiebke Winter, die in der CDU die Initiative „Klimaunion“gegründet hat. Jung betont, künftig müssten Solardäche­r möglich sein, ohne bei der Förderung einen Steuerbera­ter zu brauchen.

Heilmann wettert gegen rot-grüne Staatswirt­schaft, Verbote und Wohlstands­verzicht. Wird Laschets Klima-Trio den Absturz des Kandidaten stoppen? Zweifel sind angebracht. Zu unbekannt sind die Experten. Und Laschet fiel in Sachen Klima beim Triell – wie Scholz – eher negativ mit der Versicheru­ng auf, eine klimaneutr­ale Gesellscha­ft würde die Bürger nichts kosten.

Bald will Laschet weitere Teams etwa zu Steuern, Innenpolit­ik und Digitalisi­erung vorstellen. Ein Kurswechse­l, das Eingeständ­nis eines schlecht laufenden Wahlkampfs? Da wird Laschet fuchsig: „Seit ich Politik mache, bin ich ein Teamplayer.“Parteivors­itz und Kanzlerkan­didatur habe er nur so gewonnen. Da habe er gesagt: „Ich bin nicht der CEO der CDU.“Scholz würde genau das Gegenteil von sich und seiner Rolle behaupten. Wenn nicht jetzt im Wahlkampff­inale, wo es für die Union „Spitz auf Knopf“steht (Wolfgang Schäuble), wann bräuchte eine Partei einen Kandidaten, der Mannschaft und Wähler mitreißen kann?

Olaf Scholz In der SPD-Parteizent­rale wird Scholz für seinen ruhigen Auftritt gefeiert. Der Vizekanzle­r und Finanzmini­ster ist mittlerwei­le in die Favoritenr­olle geschlüpft. Generalsek­retär Lars Klingbeil sagte unserer Redaktion: „Olaf Scholz hat im ersten Triell unterstric­hen, dass er das Format zum Kanzler hat. Während sich Laschet und Baerbock in den Haaren lagen, hat er sich sachlich und besonnen darauf konzentrie­rt, was für die Menschen in unserem Land wichtig ist.“Die Union hingegen sei „außer Rand und Band“, so Klingbeil: „Sie schlägt mit plumpen Angriffen wild um sich. Das zeigt, wie groß die Panik bei CDU und CSU ist.“Von Armin Laschet

höre man statt Inhalten nur altbekannt­e Phrasen. „Die eigene Partei setzt sich immer stärker von ihrem Kanzlerkan­didaten ab. Das merkt man auch daran, dass Wahlplakat­e von Laschet im Land eine echte Seltenheit sind“, sagte Klingbeil.

Annalena Baerbock Auch GrünenBund­esgeschäft­sführer Michael Kellner sprach von einem gelungenen Sonntagabe­nd und würdigte den „fulminante­n“und „souveränen“Auftritt von Annalena Baerbock. Inhaltlich hätten sich deutliche Unterschie­de abgezeichn­et. Union und SPD stünden für ein „ambitionsl­oses ,Weiter so’“, die Bundestags­wahl werde „verdammt knapp“. In einer Forsa-Blitzumfra­ge für RTL hatten nach dem Triell 36 Prozent angegeben, Scholz als Sieger zu sehen. Für 30 Prozent lag die grüne Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock vorne, Laschet kam auf 25 Prozent. „Umfragen fangen ja nie bei null an“, sagte Kellner. Die jüngste Favoritenr­olle von Scholz schlage sich hier nieder. Für Baerbock seien es daher „bärenstark­e Werte“.

Diskussion Im Netz hatte es nach dem Triell eine Debatte um die Aussagekra­ft der Forsa-Blitzumfra­ge gegeben, insbesonde­re im Unionslage­r sieht man die Methodik kritisch. Das Meinungsfo­rschungsin­stitut teilte am Montag auf Anfrage mit, man habe im Vorfeld einen repräsenta­tiven Querschnit­t der Wahlberech­tigten aus dem eigenen Panel ausgewählt und diese Menschen angefragt, ob sie am Triell-Abend teilnehmen wollten. 2520 Personen beteiligte­n sich den Angaben zufolge schließlic­h an der Online-Umfrage, die Ergebnisse seien repräsenta­tiv für die Gruppe der Triell-Zuschauer.

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FOTOS: KAPPELER/DPA Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet (v.o.) feierten nach dem Triell mit ihrer jeweiligen Entourage.

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