Rheinische Post Ratingen

Borussia hat die gleichen Baustellen wie im Vorjahr

Die Vorbereitu­ng war komplizier­t. Der Saisonstar­t verlief danach für Mönchengla­dbach auch enttäusche­nd. Doch nicht nur die Ergebnisse stimmen nicht. Viel bedenklich­er ist: Auch die Auftritte erinnern an die vergangene Spielzeit.

- THOMAS GRULKE

Insgesamt 270 Spielminut­en haben die Borussen nun unter ihrem neuen Trainer Adi Hütter in der Bundesliga absolviert. 270 Minuten, die vor allem eines deutlich gemacht haben: Wirklich geändert im Vergleich zur Vorsaison hat sich noch nichts. Im Gegenteil, Hütter hat noch dieselben Baustellen, mit denen sich sein Vorgänger Marco Rose vor allem in der vergangene­n Rückrunde beschäftig­en musste – unabhängig von der Unruhe, die dessen Abschiedsv­erkündung zusätzlich verursacht hatte. Denn dass in Gladbachs Spiel einiges unrund läuft, das zeigte sich nicht nur rund um den angekündig­ten Trainerweg­gang

im Winter, das zeigt sich nun auch wieder im Spätsommer.

Max Eberl kam vor dem 1:2 bei Union Berlin nochmals auf die zwei Gesichter zu sprechen, die Borussia zum Start in die neue Saison bereits gezeigt habe und die vorher schon ab und an zu Tage getreten seien. Das erste war ein gutes, Gladbach bot dem FC Bayern München Paroli, brachte den Rekordmeis­ter beim 1:1 mitunter in arge Schwierigk­eiten. Das zweite war das enttäusche­nde, als Borussia sich von aggressive­n Leverkusen­ern den Schneid abkaufen ließ und 0:4 unterging.

Beim 1:2 in Berlin zeigte sich indes ein drittes Gladbach-Gesicht, das ebenso schon bekannt ist: Die Borussen kontrollie­rten die Partie, konnten aber kein Kapital aus ihrer Überlegenh­eit schlagen – und machten es dem Gegner im Gegenzug sehr einfach, mit wenigen konsequent­en Angriffen den nötigen Ertrag zu erzielen. Union hatte drei Chancen in der ersten Halbzeit und nutzte zwei zum 2:0. Eine Führung fast aus dem Nichts hatte es auch im vergangene­n Januar für Union gegen Gladbach gegeben, damals nach einer Freistoß-Flanke, nun nach einem Konter.

Somit ist die Aufbruchst­immung, die in der Regel mit einem Trainerwec­hsel verbunden ist – noch dazu, wenn der Abschied des Vorgängers mit einer großen sportliche­n Enttäuschu­ng einhergeht –, zunächst einmal verpufft. Und das eben nicht nur aufgrund der Ergebnisse. Doch ist dies Hütter nicht anzulasten. Im Grunde hatte er noch gar nicht die Gelegenhei­t dazu, eine Aufbruchst­immung zu erzeugen, da er seine Mannschaft kaum einmal komplett beisammen hatte.

Das wird jedoch auch in den kommenden Wochen nicht möglich sein, dafür sorgen alleine schon die langwierig­en Verletzung­en der Schlüssels­pieler Stefan Lainer und Marcus Thuram. Zudem werden in den kommenden Tagen zehn Nationalsp­ieler

im Training der Gladbacher fehlen. Hütter muss es also gelingen, die Mannschaft im laufenden Betrieb und unter weiterhin erschwerte­n Bedingunge­n voranzubri­ngen. Und dazu braucht es nicht nur ergebniste­chnisch eine Trendwende.

Vielmehr muss Borussia daran arbeiten, über einen längeren Zeitraum konstant ihr gutes Gesicht zu wahren – mit der nötigen Konsequenz und Gier. Dann werden beinahe zwangsläuf­ig auch die Ergebnisse wieder besser – und die Gladbacher im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr auf der Stelle treten.

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