Borussia hat die gleichen Baustellen wie im Vorjahr
Die Vorbereitung war kompliziert. Der Saisonstart verlief danach für Mönchengladbach auch enttäuschend. Doch nicht nur die Ergebnisse stimmen nicht. Viel bedenklicher ist: Auch die Auftritte erinnern an die vergangene Spielzeit.
Insgesamt 270 Spielminuten haben die Borussen nun unter ihrem neuen Trainer Adi Hütter in der Bundesliga absolviert. 270 Minuten, die vor allem eines deutlich gemacht haben: Wirklich geändert im Vergleich zur Vorsaison hat sich noch nichts. Im Gegenteil, Hütter hat noch dieselben Baustellen, mit denen sich sein Vorgänger Marco Rose vor allem in der vergangenen Rückrunde beschäftigen musste – unabhängig von der Unruhe, die dessen Abschiedsverkündung zusätzlich verursacht hatte. Denn dass in Gladbachs Spiel einiges unrund läuft, das zeigte sich nicht nur rund um den angekündigten Trainerweggang
im Winter, das zeigt sich nun auch wieder im Spätsommer.
Max Eberl kam vor dem 1:2 bei Union Berlin nochmals auf die zwei Gesichter zu sprechen, die Borussia zum Start in die neue Saison bereits gezeigt habe und die vorher schon ab und an zu Tage getreten seien. Das erste war ein gutes, Gladbach bot dem FC Bayern München Paroli, brachte den Rekordmeister beim 1:1 mitunter in arge Schwierigkeiten. Das zweite war das enttäuschende, als Borussia sich von aggressiven Leverkusenern den Schneid abkaufen ließ und 0:4 unterging.
Beim 1:2 in Berlin zeigte sich indes ein drittes Gladbach-Gesicht, das ebenso schon bekannt ist: Die Borussen kontrollierten die Partie, konnten aber kein Kapital aus ihrer Überlegenheit schlagen – und machten es dem Gegner im Gegenzug sehr einfach, mit wenigen konsequenten Angriffen den nötigen Ertrag zu erzielen. Union hatte drei Chancen in der ersten Halbzeit und nutzte zwei zum 2:0. Eine Führung fast aus dem Nichts hatte es auch im vergangenen Januar für Union gegen Gladbach gegeben, damals nach einer Freistoß-Flanke, nun nach einem Konter.
Somit ist die Aufbruchstimmung, die in der Regel mit einem Trainerwechsel verbunden ist – noch dazu, wenn der Abschied des Vorgängers mit einer großen sportlichen Enttäuschung einhergeht –, zunächst einmal verpufft. Und das eben nicht nur aufgrund der Ergebnisse. Doch ist dies Hütter nicht anzulasten. Im Grunde hatte er noch gar nicht die Gelegenheit dazu, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, da er seine Mannschaft kaum einmal komplett beisammen hatte.
Das wird jedoch auch in den kommenden Wochen nicht möglich sein, dafür sorgen alleine schon die langwierigen Verletzungen der Schlüsselspieler Stefan Lainer und Marcus Thuram. Zudem werden in den kommenden Tagen zehn Nationalspieler
im Training der Gladbacher fehlen. Hütter muss es also gelingen, die Mannschaft im laufenden Betrieb und unter weiterhin erschwerten Bedingungen voranzubringen. Und dazu braucht es nicht nur ergebnistechnisch eine Trendwende.
Vielmehr muss Borussia daran arbeiten, über einen längeren Zeitraum konstant ihr gutes Gesicht zu wahren – mit der nötigen Konsequenz und Gier. Dann werden beinahe zwangsläufig auch die Ergebnisse wieder besser – und die Gladbacher im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr auf der Stelle treten.