Hochstraße für Radler am Mörsenbroicher Ei
Thomas Jarzombek (CDU) schlägt Kreisverkehr mit Zu- und Abfahrten in luftiger Höhe vor. Das Land kündigt 95 Prozent Zuschuss an.
MÖRSENBROICH/DÜSSELTAL Das Mörsenbroicher Ei gehört zu den größten Kreuzungen in Düsseldorf. Seit Jahren gibt es Bestrebungen, die Doppelkreuzung umzubauen und als Unfallschwerpunkt zu entschärfen. Bis auf neue Blitzer ist nichts passiert. Jetzt schlägt der CDU-Bundestagskandidat Thomas Jarzombek vor, die Situation für Radfahrer durch ein Hochstraßensystem, in dessen Mitte sich ein Kreisverkehr befindet, zu verbessern. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) unterstützt den Vorstoß und kündigt Fördermittel in 95-prozentiger Höhe an. Positiv reagiert Lerke Tyra vom ADFC Düsseldorf: „Ich befürworte die Idee absolut“.
Jarzombek ist selbst viel mit dem Rad unterwegs. Seit 2009 sitzt der Düsseldorfer im Bundestag, als Mitglied im Verkehrsausschuss sucht er nach systemischen Lösungen, um den Verkehr zu verbessern. Zusammenhängende Radstrecken zu ermöglichen, ist ihm besonders wichtig. Das Mörsenbroicher Ei ist Teil einer neuen Ost-West-Route, die von der Heinrichstraße in Düsseltal bis ins Linksrheinische reichen soll. Die Verbindung gehört zu den drei großen Strecken, die von der schwarz-grünen Ratsmehrheit befürwortet werden. „Um Radwege schneller bauen zu können, wollen wir uns auf komplette Radachsen und nicht mehr auf einzelne kurze Abschnitte konzentrieren“, heißt es dazu in der Kooperationsvereinbarung.
„Für uns ist es wichtig, verstärkt in Routen zu denken, damit eine durchgängige Befahrbarkeit von Strecken garantiert ist und die Anschlüsse und Übergänge stimmen.“
Das Mörsenbroicher Ei ist auf der Ost-West-Route ein monolithisches Hindernis, ausgerichtet auf den Autoverkehr und äußerst unangenehm für Radfahrer und Fußgänger. „Schrecklich und grausig“nennt
Tyra die Kreuzung, „man kommt nicht drüber.“Das geht vielleicht doch, aber Radfahrer müssen viele Ampeln passieren und brauchen auch Mut. Jarzombek nennt Kopenhagen als positives Beispiel, wo zum guten Radwegenetz auch Hochstraßen für Radler gehören, Lerke Tyra den großen Verteiler-Kreisel im niederländischen Eindhoven.
Viele Details sind noch zu klären. Es werden alle wichtigen großen
Straßen, die in das Mörsenbroicher Ei münden, an den Kreisel angebunden. Einige Auf- und Abfahrten sind in den Plänen der beteiligten Projektschmiede aktuell aber nur für eine Fahrtrichtung vorgesehen. „Das ist im Laufe der Planung zu klären“, sagt der Düsseldorfer CDUVorsitzende, der zu diesem frühen Stadium auch noch keine Kostenschätzung abgeben kann. Offen ist zudem, ob auch Fußgänger die neue
Verbindung nutzen können sollen. „Ich bin dafür offen“, sagt Jarzombek, dem die Fahr- und Aufenthaltsqualität sehr wichtig ist. Dazu gehören Begrünung und Aufenthaltszonen, zudem wäre Photovoltaik möglich.
Jarzombek hat seinen Vorschlag bereits mit Oberbürgermeister Stephan Keller und Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (beide CDU) besprochen. Der Minister sieht in
dem Vorhaben ein Pilotprojekt und will es mit 95 Prozent fördern. Die Mittel kommen von Bund und Land aus dem Förderprogramm Stadt und Land, in dem sich 900 Millionen Euro für Radfahrprojekte befinden. Den Mörsenbroicher Kreisel hält Wüst „für absolut förderfähig“, er sei „ein tolles Projekt, das verkehrlich Sinn macht“. Das Land NRW selber verdopple seine Rad-Fördermittel 2022 auf 102 Millionen Euro. OB Keller begrüßt die Unterstützung des Landes. Die Stadt gehe gerne auch ungewöhnliche Wege, um den Radverkehr zu verbessern. „Es gibt hier die große Chance, den Radverkehr kreuzungsfrei, sicherer und komfortabaler zu führen.“
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