Das Schöne ist bloß eine Fata Morgana
„Ich krieg dich nicht aus dem Kopf“heißt die Ausstellung der iranischen Künstlerin Mahssa Askari in der Galerie Ute Parduhn in Kaiserswerth.
DÜSSELDORF Mahssa Askari stammt aus dem Iran, wo der Vater als Goldschmied arbeitete. Die Familie emigrierte, als die Tochter zwölf Jahre alt war, denn sie war nicht muslimisch. Mahssa hatte schon die Kunstschule besucht und lernte nun bei einer Freundin ihres Onkels in Brüssel den Umgang mit Malutensilien und die Wirkung der Farben kennen. Den Entschluss zur freien Kunst zögerte sie jedoch hinaus, machte zunächst an der FH Aachen das Diplom in Produktdesign und hängte erst dann ein Malereistudium an der Düsseldorfer Kunstakademie an. Zaghaft und unsicher näherte sie sich der Kunst, um zur Meisterschaft
zu kommen. Auf der Suche nach dem Paradies ist sie fündig geworden.
Sie liebt Räume, die künstlich wirken, weil der Boden rutschig erscheint und die Architektur an
Spiegelbilder erinnert. Man sieht auf Wasser, das nicht vorhanden ist, und lässt den Blick über Szenen schweifen, die transparent, durchsichtig und durchlässig anmuten. Stets hat der Betrachter das Gefühl, als könnten die Strichmännchen mit den Punktköpfen reale Menschen sein, die jedoch im nächsten Augenblick ausgleiten werden. Nirgendwo ist ein fester Halt, alles reflektiert in allem, wirkt leicht und zerbrechlich, auch schwerelos.
„Something like Paradise“oder „Und sorglos genieße ich den Tag“hießen ihre Ausstellungen. Die Schau bei Ute Parduhn nennt sie „Ich krieg dich nicht aus dem Kopf“, denn die Erinnerung an die Vergangenheit wirkt bis in die Gegenwart nach. Doch gleichzeitig ist das Trügerische mit im Spiel. Immer gibt es Palmen zum Zeichen einer Ferienstimmung, hätten sie nicht so ein falsches Grün. Falls sie im Wasser auftauchen, wirken sie realer, kräftiger im Strich, was auch nicht stimmen kann. Es ist nicht nur das Gefühl des Fallens und Ausrutschens, das den Betrachter befällt, sondern die unsichere Frage, ob das Gesehene auch stimmt, ob der Betrachter nicht einer falschen Fährte aufsitzt, ob die Utopie nur im Kopf der Künstlerin geistert. So wirkt die Sehnsucht nach dem Schönen und Paradiesischen wie eine Fata Morgana. Die Farben geben sich eher farblos, haben viel zu viel Weiß beigemischt, um die Welt als stabil und sicher erscheinen zu lassen.
Instabil wie die Räume wirken auch die Menschen. Es sind Strichmännchen mit Punktköpfen, aber ohne Silhouette. Lichtspiele der Farben sind es, Erinnerungen und Fantasien,
die mit der Weite des fiktiven Raums zu einer emotionalen Einheit verschmelzen. Die Malerei verliert ihren Illusionismus, die Architektur kippt in die Fläche, die Stühle stehen im Nirgendwo, und die Perspektiven tänzeln über einem Horizont, der die Welt nicht wirklich in Himmel und Erde teilt, weil beides zugleich da ist. Selbst ein Screenshot gewinnt, von Mahssa Askari in Farbe übersetzt, eine positive Stimmung, in der die Perspektiven in sich zusammenfallen.
Info Galerie Ute Parduhn, Mahssa Askari: „Ich krieg dich nicht aus dem Kopf“, Kaiserswerther Markt 6a, 3. September bis 29. Oktober, mittwochs bis freitags 14 bis 18 Uhr