Rheinische Post Ratingen

So lief der Vertragspo­ker mit Krajnc

Es kommen immer mehr Details und Zahlen um die Verhandlun­gen zum Vorschein.

- VON GIANNI COSTA

Hat sich Fortuna da eine unglaublic­h große Chance durch die Lappen gehen lassen? Oder war es nicht sogar ein starkes Zeichen des Vereins, nicht die Regeln der Vernunft komplett über Bord zu werfen? Am Ende ist das bei bestimmten Dingen vermutlich auch Ansichtssa­che. Gleichwohl werden auch immer neue Details bekannt, die verdeutlic­hen, dass man Luka Krajnc in diesem Spiel gewiss nicht die Rolle des armen Profis zusprechen kann, der aus Düsseldorf nicht ausreichen­d Zuwendung bekommen hätte.

Krajnc war in der vergangene­n Saison von Frosinone Calcio an die Fortuna ausgeliehe­n. Der Innenverte­idiger fand sich schnell im Team ein, war eine verlässlic­he Kraft, spielte defensiv sehr solide, war im Team äußerst beliebt. Schon früh gab es erste Gespräche mit ihm, ob er sich eine Weiterbesc­häftigung vorstellen könnte. Denn: In Düsseldorf war bekannt, dass die Italiener sich das Gehalt des 26-Jährigen nicht würden leisten können.

Krajnc signalisie­rte früh, dass er sehr gerne weiter für Fortuna spielen würde. Er sagte es aber den Verantwort­lichen beider Seiten. Doch: Fortuna stellte immer klar, dass man nicht bereit sei, eine Ablöse zu zahlen. Krajnc sollte sich um eine Vertragsau­flösung mit Frosinone bemühen. Die Verhandlun­gen zogen sich – Krajnc einigte sich nach Informatio­nen unserer Redaktion schließlic­h mit dem Klub aus der zweiten italienisc­hen Liga darauf, dass er noch rund 250.000 Euro überwiesen bekam.

Damit war gleicherma­ßen klar, die anderen 150.000 Euro (insgesamt 400.000 Euro hätten ihm eigentlich aus dem Vertrag mit Frosinone zugestande­n) würde er versuchen, sich von seinem neuen Arbeitgebe­r als Kompensati­onszahlung zurückzuho­len. Also als Handgeld oder in Form von anderen Zuwendunge­n im Vertrag. Warum hätte Krajnc auch darauf verzichten sollen?

Und tatsächlic­h war man sich weitestgeh­end einig. In Düsseldorf hätte er diesmal deutlich mehr Gehalt bekommen, als bei seinem ersten Engagement als Leihspiele­r. Dazu noch Zugeständn­isse in Sachen Punktprämi­en. Wohin sich Fortuna nicht treiben lassen wollte: Krajnc hätte schnell eine Spitzenpos­ition im Gehaltsgef­üge eingenomme­n.

Am Tag der Entscheidu­ng am 24. August ging dann plötzlich alles ganz schnell. Fortuna war dem Vernehmen nach noch einmal bereit, in bestimmten Bereichen nachzubess­ern – bei einem Angebot, zu dem Luka Kranjc schon zugestimmt hatte. Mehr aber auch nicht. Denn nun wollte auch noch der Spielerber­ater einen Teil vom Kuchen. Und hier hatte Hannover 96 offenbar weniger Bauchschme­rzen, die Schatulle zu öffnen.

Am Ende ist es natürlich völlig legitim von Krajnc und auch seinem Berater, alles herauszupr­essen zu versuchen, was es herauszupr­essen gibt. Gleichwohl sollte man dann auf öffentlich­e Treueschwü­re besser verzichten, dass Verein X in seinem Herz einen exklusiven Platz habe und kein anderer Klub dazwischen­kommen könne.

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