Schadowstraße braucht frischen Wind
Experten sehen Aufenthaltsqualität und ein weniger uniformes Angebot als Schlüssel zum Erfolg. Dazu müssen Vermieter beitragen.
STADTMITTE Der innerstädtische Handel in Düsseldorf hat nach Einschätzung von Experten gute Chancen, sich gegen die wachsende Online-Konkurrenz zu behaupten – wenn sich die Einkaufsstraßen dafür aufstellen. Dringenden Verbesserungsbedarf sieht Experte Frank Emmerich vom Immobilien-Dienstleister CBRE bei der Individualität der Geschäfte und dem Gastronomie-Angebot auf der Schadowstraße, wie er beim Forum Metropole Insights Düsseldorf sagte.
Der Filialisierungsgrad – also der Anteil von Handels- und Gastronomieketten – liege an der Schadowstraße inzwischen bei 93 Prozent. Lediglich eine Handvoll „Einzelkämpfer“gebe es noch an der Einkaufsmeile, auf der ansonsten Ketten von H&M bis Decathlon vertreten sind. „Das ist etwas dünn, da muss sich unbedingt etwas tun“, sagte Emmerich. Auch gerade einmal fünf Gastronomiebetriebe seien nicht genug, um die Einkaufsstraße für einen Aufenthalt im großen Stil attraktiv zu machen. „Gefragt ist ein Nutzermix, der für möglichst viele Leute interessant ist.“
Da kleine Geschäfte ohne großes Unternehmen im Rücken die hohen Mieten oft nicht tragen können, sieht der Experte nur zwei Möglichkeiten: Förderungen durch die Öffentliche
Hand oder weitsichtige Vermieter, die etwa durch Staffelmieten neuen Geschäften eine Chance bieten: „Man fängt mit einer günstigen Miete an, damit sich der Händler etablieren kann, und steigert sich auf einen Betrag, mit dem der Vermieter auch gut leben kann.“Allgemein sei es an den Eigentümern, gemeinsam für eine gute Mischung auf der Straße zu sorgen.
Die städtische Planungsdezernentin Cornelia Zuschke sieht das ähnlich. Sie lobte das Sofortprogramm der Landesregierung, mit dem Anmietungen von Ladenlokalen unterstützt wurden, um Leerstände zu vermeiden. Düsseldorf hatte sich aus diesem Topf Gelder für die Graf-Adolf-Straße/Nördliche Friedrichstraße, die Gumbertstraße in Eller und die südliche Heyestraße in Gerresheim gesichert. Die
Beigeordnete verwies auch auf die Bedeutung der Aufenthaltsqualität, etwa durch eine lebendige Gastronomie: Es seien auch temporäre Food-Trucks denkbar, wo (noch) keine festen Gastronomie-Angebote existieren.
Sowohl der jahrelange U-BahnBau als auch die Arbeiten für den Kö-Bogen machten es dem Handel an der Schadowstraße lange schwer. Langfristig erhofft man sich aber einen Schub für die beinahe fertig umgebaute Straße, auf der auch noch einige Immobilien modernisiert werden (siehe Kasten). Der Kö-Bogen II gilt mit seiner besonderen Architektur als potenzieller Magnet, auch die Planungen für den ehemaligen Kaufhof am Wehrhahn schreiten voran.
Marco Keller vom Eigentümer Signa kündigte an, man werde für das mehr als 8000 Quadratmeter große Grundstück eine gute Lösung finden – wenngleich bekannt ist, dass das Unternehmen ein Hochhaus präferiert, was allgemein skeptisch gesehen wird. Auf Nachfrage hob Keller hervor, dass um den Neubau herum Flächen für die Bürger zugänglich sein sollen: „ohne Konsumdruck“.
Immerhin erholt sich die Einkaufsstraße schneller als viele andere in Deutschland von der CoronaKrise. Die Passantenzahlen waren im Juni schon wieder bei 92 Prozent des Vor-Krisen-Wertes.