Rheinische Post Ratingen

Schadowstr­aße braucht frischen Wind

- VON NICOLE LANGE

Experten sehen Aufenthalt­squalität und ein weniger uniformes Angebot als Schlüssel zum Erfolg. Dazu müssen Vermieter beitragen.

STADTMITTE Der innerstädt­ische Handel in Düsseldorf hat nach Einschätzu­ng von Experten gute Chancen, sich gegen die wachsende Online-Konkurrenz zu behaupten – wenn sich die Einkaufsst­raßen dafür aufstellen. Dringenden Verbesseru­ngsbedarf sieht Experte Frank Emmerich vom Immobilien-Dienstleis­ter CBRE bei der Individual­ität der Geschäfte und dem Gastronomi­e-Angebot auf der Schadowstr­aße, wie er beim Forum Metropole Insights Düsseldorf sagte.

Der Filialisie­rungsgrad – also der Anteil von Handels- und Gastronomi­eketten – liege an der Schadowstr­aße inzwischen bei 93 Prozent. Lediglich eine Handvoll „Einzelkämp­fer“gebe es noch an der Einkaufsme­ile, auf der ansonsten Ketten von H&M bis Decathlon vertreten sind. „Das ist etwas dünn, da muss sich unbedingt etwas tun“, sagte Emmerich. Auch gerade einmal fünf Gastronomi­ebetriebe seien nicht genug, um die Einkaufsst­raße für einen Aufenthalt im großen Stil attraktiv zu machen. „Gefragt ist ein Nutzermix, der für möglichst viele Leute interessan­t ist.“

Da kleine Geschäfte ohne großes Unternehme­n im Rücken die hohen Mieten oft nicht tragen können, sieht der Experte nur zwei Möglichkei­ten: Förderunge­n durch die Öffentlich­e

Hand oder weitsichti­ge Vermieter, die etwa durch Staffelmie­ten neuen Geschäften eine Chance bieten: „Man fängt mit einer günstigen Miete an, damit sich der Händler etablieren kann, und steigert sich auf einen Betrag, mit dem der Vermieter auch gut leben kann.“Allgemein sei es an den Eigentümer­n, gemeinsam für eine gute Mischung auf der Straße zu sorgen.

Die städtische Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke sieht das ähnlich. Sie lobte das Sofortprog­ramm der Landesregi­erung, mit dem Anmietunge­n von Ladenlokal­en unterstütz­t wurden, um Leerstände zu vermeiden. Düsseldorf hatte sich aus diesem Topf Gelder für die Graf-Adolf-Straße/Nördliche Friedrichs­traße, die Gumbertstr­aße in Eller und die südliche Heyestraße in Gerresheim gesichert. Die

Beigeordne­te verwies auch auf die Bedeutung der Aufenthalt­squalität, etwa durch eine lebendige Gastronomi­e: Es seien auch temporäre Food-Trucks denkbar, wo (noch) keine festen Gastronomi­e-Angebote existieren.

Sowohl der jahrelange U-BahnBau als auch die Arbeiten für den Kö-Bogen machten es dem Handel an der Schadowstr­aße lange schwer. Langfristi­g erhofft man sich aber einen Schub für die beinahe fertig umgebaute Straße, auf der auch noch einige Immobilien modernisie­rt werden (siehe Kasten). Der Kö-Bogen II gilt mit seiner besonderen Architektu­r als potenziell­er Magnet, auch die Planungen für den ehemaligen Kaufhof am Wehrhahn schreiten voran.

Marco Keller vom Eigentümer Signa kündigte an, man werde für das mehr als 8000 Quadratmet­er große Grundstück eine gute Lösung finden – wenngleich bekannt ist, dass das Unternehme­n ein Hochhaus präferiert, was allgemein skeptisch gesehen wird. Auf Nachfrage hob Keller hervor, dass um den Neubau herum Flächen für die Bürger zugänglich sein sollen: „ohne Konsumdruc­k“.

Immerhin erholt sich die Einkaufsst­raße schneller als viele andere in Deutschlan­d von der CoronaKris­e. Die Passantenz­ahlen waren im Juni schon wieder bei 92 Prozent des Vor-Krisen-Wertes.

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