Rheinische Post Ratingen

Stadtspark­asse sperrte Flutopfern die EC-Karte

- VON ALEXANDER ESCH

Eine aus Düsseldorf ins Ahrtal gezogene Familie verlor ihr Hab und Gut und konnte nach Spendenein­gängen plötzlich nicht mehr auf ihr Konto zugreifen.

DÜSSELDORF Die Stadtspark­asse hat den Zorn einer von der Flut massiv geschädigt­en Familie auf sich gezogen. Die ehemaligen Düsseldorf­er und langjährig­en Kunden waren ins Ahrtal gezogen, jetzt ist ihr Haus unbewohnba­r. Als mehr und mehr Spenden auf dem Konto der Familie eingingen, sperrte die Stadtspark­asse die EC-Karte.

„Wir standen gerade am Band in einem Drogeriema­rkt, weil wir Sachen für unser Baby einkaufen mussten. Dann konnten wir plötzlich nicht bezahlen“, sagt Vater Thommy Schott, der im Gespräch mit unserer Redaktion einen Bericht der Bild-Zeitung bestätigt. Einen Tag später, am Freitag vergangene­r Woche,

habe ihm eine Mitarbeite­rin der Stadtspark­asse von oben herab erklärt, dass man bis Mittwoch eine Liste mit Nachweisen über die Spender erwarte. Auch die Notlage der Familie müsse belegt werden. Andernfall­s drohe die erneute Sperrung des Kontos. Vorläufig werde das Konto wieder freigescha­ltet.

„Das ist eine Unverschäm­theit. Es gab keinen Grund, uns auch noch unangekünd­igt den Zugang zu unserem Geld zu verwehren und diese Nachweise zu verlangen“, sagt Schott. Die Geldgeber seien zudem viel besser von der Bank als vom Kontoinhab­er zu identifizi­eren. Es sei offensicht­lich, dass es sich bei den kleinen Beträgen von unterschie­dlichen Menschen um eine Spendenakt­ion handele. Auch der von der Familie eingeschal­tete Düsseldorf­er Anwalt Wolfgang Köhler sagt: „Ich sehe keine Rechtsgrun­dlage für dieses Vorgehen.“Er habe der Familie geraten, der Aufforderu­ng nicht nachzukomm­en, da auch nichts Schriftlic­hes von der Stadtspark­asse vorliege. Er wolle vorerst keine rechtliche­n Schritte einleiten, es sei denn, der Zugang zum Geld der Familie werde erneut nicht ermöglicht, was schlichtwe­g eine Verletzung des Bankvertra­ges darstellen würde. Schott sagt, dass er allerdings zumindest eine Entschuldi­gung der Stadtspark­asse erwarte.

Die Familie mit vier Kindern hat es schlimm erwischt. Sie verlor ihr gesamtes Hab und Gut, als ihr Fachwerkha­us sieben Meter hoch geflutet wurde. Schott kam mit seiner

Frau Dinka Mihic und den Kindern in einem Kloster in Köln unter. Von dort sei auch die Initiative für das Spendenkon­to gekommen.

Dass ungewöhnli­che Eingänge auf Konten die Aufmerksam­keit einer Bank erregen, könne Schott nachvollzi­ehen. Kein Verständni­s habe er aber für das nicht angekündig­te Sperren der Karte, das Auftreten der Sparkassen-Mitarbeite­rin und die gemachten Auflagen.

Stadtspark­assen-Sprecher Volker Schleede sagt, dass er sich aufgrund des Bankgeheim­nisses nicht zum Einzelfall äußern dürfe. Generell gelte aber, dass vor der Sperrung eines Kontos der Versuch unternomme­n werde, Kontakt zum Kunden aufzunehme­n. Erneut gesperrt wurde das Konto bislang nicht.

 ?? FOTO: STEPHEN PETRAT ?? Dinka Mihic und Thommy Schott (r.) kamen mit Kindern (v.l.) Lejla, Lulu, Julia und Bianca im Kloster in Köln bei Schwester Ancilla unter.
FOTO: STEPHEN PETRAT Dinka Mihic und Thommy Schott (r.) kamen mit Kindern (v.l.) Lejla, Lulu, Julia und Bianca im Kloster in Köln bei Schwester Ancilla unter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany