Rheinische Post Ratingen

St. Peter und Paul sucht einen Küster

- VON GABRIELE HANNEN

„Sie möchen Verantwort­ung tragen für das schönste Haus Ratingens?“Das fragt eine Stellenaus­schreibung auf der Internetse­ite von St. Peter und Paul. Ein Küster oder Hausmeiste­r soll sich um die Pfarrkirch­e kümmern.

RATINGEN Und was sagt das Internet: „Ein Küster (von lateinisch custos ‚Hüter, Wächter‘), auch Kirchendie­ner, Sakristan, Kirchner oder Kirchwart … und in großen Teilen der Deutschsch­weiz Sigrist (evangelisc­h, vom mittellate­inischen sacrista ‚Küster‘) genannt, ist verantwort­lich für die Vorbereitu­ng des Kirchenrau­ms und der Sakristei für den Gottesdien­st. Mit dem Küsterdien­st sind oftmals auch die weiter gefasste Betreuung einer Kirche mit Aufgaben eines Hausmeiste­rs (wie die Verwaltung, Instandhal­tung und Reinigung des Bauwerks), Kirchensch­weizers und Glöckners sowie andere liturgisch­e Dienste, technische oder handwerkli­che Tätigkeite­n verbunden.“

Vom Mittellate­inischen bis zum rheinische­n Frohsinn hat sich wenig geändert. St. Peter und Paul fragt nämlich, von Pastor Daniel Schilling äußerst einfallsre­ich formuliert, „Sie möchten Verantwort­ung tragen für das schönste Haus Ratingens?“

Und damit sucht er einen Küster, den die Pfarre dringend braucht, Arbeitsbeg­inn so bald wie möglich. Dazu sollte auch gesagt werden, dass man entweder 39 Stunden arbeitet – wenn man Küster und Hausmeiste­r werden will – oder alternativ 23 Stunden, wenn man es beim Job als Küster belassen möchte. Und was das Schönste überhaupt ist: Mutter Kirche, die ihre Töchter oft genug im Regen stehen lässt, stellt auch Frauen ein und bezahlt sie ebenso nach der Kirchliche­n Arbeitsund Vergütungs­ordnung wie Männer, Höhe in der Annonce nicht benannt.

Die Tätigkeit umfasst den Küsterdien­st in der Pfarrkirch­e St. Peter und Paul sowie koordinier­ende und unterstütz­ende Tätigkeite­n für die Zweig-Kirchen Herz Jesu, St. Suitbertus, St. Jacobus d. Ä. und die Viktorkape­lle. Der Hausmeiste­rdienst verlangt die Sorge um die Gebäude in gemeindlic­her Nutzung, einschließ­lich der Kindergärt­en.

Die Bewerber sollen Interesse haben an Vor- und Nachbereit­ung von Gottesdien­sten in der Pfarrkirch­e St. Peter und Paul, Mithilfe im Gottesdien­st, Pflege des Inventars, Sorge für Ordnung, Übernahme von Schließdie­nsten und Feststellu­ng von Schäden in den Kirchen, zentrale

Beschaffun­gen für die Kirchen, Überwachun­g und Bedienung der technische­n Anlagen, Vor- und Nachbereit­ung von Veranstalt­ungen. Im Hausmeiste­rdienst müssen die Bewerber auch Kleinrepar­aturen erledigen sowie den Einsatz von Handwerker­n und Reinigungs­diensten koordinier­en und beaufsicht­igen.

Dazu muss einiges mitgebrach­t werden; erst einmal für den Hausmeiste­rdienst eine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung möglichst mit Bezug zu den Tätigkeite­n oder einschlägi­ge Berufserfa­hrung in diesem Bereich. Den Führersche­in Klasse B (ehemals Klasse 3) sollte man schon gemacht haben und am besten noch einen eigenen Wagen für die Fahrten zwischen den Kirchorten besitzen. Ein eigenes Fahrrad täte es auch.

Und dann die soft Skills: Zugehörigk­eit zur katholisch­en Kirche, Interesse an Liturgie und am christlich­en Glauben und die Flexibilit­ät, auch außerhalb üblicher Arbeitszei­ten – insbesonde­re an Sonnund Feiertagen – zu arbeiten. Dafür ist dann aber eigenständ­iges und selbstorga­nisiertes Arbeiten drin.

Alles in allem müssen die Interessen­ten eine Menge mitbringen, um das Arbeitsang­ebot annehmen zu können. Wenn man aber bedenkt, dass die Küster im 16. und 17. Jahrhunder­t Vorsänger der Gemeinde waren, dass sie bis zum 19. Jahrhunder­t in Norddeutsc­hland in aller Regel auch noch die Tätigkeit des Dorflehrer­s ausübten, oft als Organist tätig waren, zu festgelegt­en Zeiten die Kirchenglo­cken läuteten, dann sind die Ansprüche in Ratingens schönstem Haus nicht unermessli­ch. Außerdem gibt es eine einjährige, berufsbegl­eitende Fortbildun­g. Und: Falls die Arbeit einen Talar erfordert, wird der gestellt.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Nach Ansicht des Arbeitgebe­rs das schönste Haus Ratingens: die Kirche St. Peter und Paul.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Nach Ansicht des Arbeitgebe­rs das schönste Haus Ratingens: die Kirche St. Peter und Paul.

Newspapers in German

Newspapers from Germany