Warum Bewegung für Kleinkinder wichtig ist
Tagesmutter Soumaya Mallal geht nicht nur regelmäßig mit ihren Schützlingen nach draußen, sie turnt auch einmal in der Woche mit ihnen. Dafür wurde sie jetzt vom Kreissportbund Mettmann ausgezeichnet.
LANGENFELD Yasin ist erst zwei Jahre alt, aber er ist flink und er hat Mut. Während seine Tagesmutter Soumaya Mallal noch der kleinen Nele (2) hilft, auf einem Ball zu balancieren, klettert er schon über eine Bank auf den Sprungkasten. Es ist laut in der Turnhalle am Götscher Weg. Zwölf Kleinkinder toben mit ihren Müttern und Tagesmüttern über Matten und Kästen, hüpfen auf dem Trampolin und werfen mit Bällen. Yasin ist kurz abgelenkt, als ein kleines Mädchen aufkreischt. Er schaut erst zu ihm, dann nach unten. Der Boden ist zwar mit Matten ausgelegt, doch weit weg. Mindestens
Iris Schubert Kreissportbund Mettmann e.V.
einen Meter. Das ist höher, als Yasin groß ist.
Doch das macht ihm offenbar keine Angst. Auf dem Sprungkasten angekommen, schaut der Zweijährige sich nach seiner Tagesmutter um. Und da steht Soumaya Mallal auch schon neben ihm, nimmt seine Hand, passt auf, dass er nicht hinunterfällt. „Gut gemacht, Yasin“, sagt sie. „Toll, wie du hochgeklettert bist.“Sie hält noch immer seine Hand, als er auf der anderen Seite des Sprungkastens hinunterrutscht. Unten angekommen, rennt Yasin zur Bank zurück und möchte noch einmal hochklettern. „Er ist sehr bewegungsfreudig“, sagt Mallal. „Immer wenn wir beim Turnen waren, ist er ganz müde und macht einen langen Mittagsschlaf.“
Die Tagesmutter kommt einmal in der Woche mit ihren Schützlingen in die Turnhalle am Götscher Weg, zum Sportkurs für unter Dreijährige bei Carolin Kiel. Mit acht anderen Kindern können Yasin, Lio, Nele und Mina sich dort austoben. „Das ist sehr wichtig für sie“, sagt Soumaya Mallal. „Man muss schon ganz früh anfangen, sich zu bewegen.“In diesem Jahr hat sie sich als Tagesmutter selbstständig gemacht und den Sport in den Alltag ihrer Schützlinge
integriert. Dafür hat sie beim Richrather Sportverein 08 eine Fortbildung absolviert. Der Kreissportbund Mettmann zeichnete ihre Einrichtung „Wolkenkinder“deshalb vor kurzem mit dem Gütesiegel „Bewegungsfördernde Kindertagespflege“aus. Das Schild mit dem Siegel hat sie neben ihre Haustür gehängt. „Ich freue mich total über die Auszeichnung. Das ist eine Ehre“, sagt Mallal.
Wenn das Wetter es zulässt, geht sie mit Lio, Mina, Nele und Yasin in ihren Garten, der ist 600 Quadratmeter groß. Die Kinder dürfen dort toben, spielen und herumrennen, bis sie keine Lust mehr haben. Und es gibt den Wald samt Spielplatz direkt nebenan. Doch Soumaya Mallal wollte ihre Tageskinder auch mal unter andere Kinder bringen, Sport als festen Termin etablieren. Das hält Iris Schubert vom Kreissportbund Mettmann für den richtigen Weg. „Kleinkinder brauchen solche Angebote wie das Kinderturnen für ihre körperliche, geistige und psychosoziale Entwicklung“, sagt sie. „Sie sollten den Freiraum haben, Bewegungsspiele selbst zu initiieren.“Soumaya Mallal habe das Turnen besonders vorbildlich in ihre Kindertagespflege integriert: „Viele
Tagesmütter veranstalten einmal im Monat ein Sportfest“, sagt Schubert. „Das ist super, aber noch besser ist es natürlich, einmal in der Woche mit den Kindern zu einem Kurs zu gehen.“
Doch die Corona-Krise könnte Mallal schon bald einen Strich durch die Rechnung machen. „Ich hoffe ja, dass der Kurs weiterläuft“, sagt die 32-Jährige. „Das wäre für die Kleinen das Beste, denn ihre Entwicklung leidet darunter, wenn alles stagniert. Aber noch ist alles so unsicher.“Schließlich kommen auch Schwangere zum Kinderturnen und die Impfung ist noch nicht für Kleinkinder
zugelassen. „Falls der Kurs für eine längere Zeit ausfällt, muss ich mir etwas anderes überlegen“, sagt Mallal. „Aber das kriege ich schon hin.“Sie wird sich Bewegungsspiele überlegen oder mit den Kindern im Wald spazieren gehen.
In der Turnhalle am Götscher Weg herrscht Aufbruchstimmung. „Die Stunde ist ja wie im Flug vergangen“, ruft Soumaya Mallal einer Mutter zu. „Ja, total“, ruft die zurück, während sie ihr Kind auf einer Matte durch die Halle zieht und nach ihrem zweiten Kind Ausschau hält. Auch Mallals Aufmerksamkeit scheint überall gleichzeitig zu sein. Während sie Nele auf den Arm nimmt, hält sie Lio davon ab, im Geräteraum zu verschwinden und beobachtet aus dem Augenwinkel, wie Mina und Yasin ein letztes Mal auf die Bank klettern. Sie läuft zu ihnen, mit Nele und Lio im Schlepptau, nimmt Mina an die Hand. „Die werden heute einen langen Mittagsschlaf machen“, sagt Soumaya Mallal und streicht Nele über den Kopf. Yasin kreischt freudig, als er oben auf dem Sprungkasten steht. Vor allem für ihn hofft die Tagesmutter, dass das Kinderturnen trotz steigenden Coronazahlen weiterläuft. Sie könne sich gut vorstellen, dass der Kleine einmal Sportler wird.
„Kleinkinder brauchen solche Angebote wie das Kinderturnen für ihre körperliche, geistige und psychosoziale Entwicklung“