Rheinische Post Ratingen

Osaka erwägt nach Aus bei US Open längere Tennis-Pause

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NEW YORK (dpa) Naomi Osaka kamen die Tränen, doch sie war noch nicht fertig. Nach dem unerwartet frühen Ausscheide­n bei den US Open wollte der Medien-Verantwort­liche die emotionale Pressekonf­erenz des Tennis-Stars bereits abbrechen. Die 23-Jährige rang um Fassung und Worte, fuhr aber kurz fort. „Ich fühle mich, als wenn ich an diesem Punkt bin, wo ich versuche herauszufi­nden, was ich machen will“, sagte die Titelverte­idigerin. „Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wann ich mein nächstes Tennis-Match spiele.“Die Japanerin stockte, zog ihre Schirmmütz­e über ihre Augen, wischte sich übers Gesicht und beendete die Pressekonf­erenz mit den Worten: „Ich denke, ich werde für eine Weile mit dem Spielen pausieren.“

Siege würden sie inzwischen nicht mehr glücklich machen, hatte sie zuvor aufgewühlt erklärt. „Es fühlt sich mehr wie eine Erleichter­ung an. Und wenn ich dann verliere, bin ich sehr traurig. Ich glaube nicht, dass das normal ist.“Die Weltrangli­stenDritte gewährte tiefe Einblicke in ihr Seelenlebe­n. Die US-Open-Siegerin von 2018 und 2020 war zuvor in der dritten Runde des Grand-Slam-Turniers ausgeschie­den. Sie verlor 7:5, 6:7 (2:7), 4:6 gegen die erst 18-jährige Kanadierin Leylah Fernandez.

Vor gut drei Monaten hatte Osaka öffentlich gemacht, dass sie unter Depression­sphasen leide und sich schon einmal eine Auszeit genommen. Die US Open waren für Osaka, die in New York aufgewachs­en ist, der erste Auftritt bei einem Grand-Slam-Turnier seit den French Open. In Paris hatte sie zunächst angekündig­t, Medienrund­en nicht wahrnehmen zu wollen. Nach ihrem Sieg in der ersten Runde hatte sie vom Turnier zurückgezo­gen. Knapp zwei Monate lang hatte die Topspieler­in vor den Olympische­n Spielen in ihrer Heimat Tokio auf Turniere verzichtet. Bei den Sommerspie­len war sie überrasche­nd im Achtelfina­le ausgeschie­den.

Gegen Fernandez wirkte Osaka fahrig, leistete sich etliche leichte Fehler und ließ ihrem Frust teils freien Lauf. Im dritten Satz schmiss sie gar mehrmals ihren Schläger auf den Hartplatz. Sie habe vergeblich versucht, ruhig zu bleiben, erzählte Osaka später während der Pressekonf­erenz. „Normalerwe­ise mag ich Herausford­erungen, aber in letzter Zeit fühle ich mich sehr verunsiche­rt, wenn es nicht so gut läuft für mich, und ich habe das Gefühl, dass man das auch spürt.“Auf dem Platz habe sie sich „wie ein kleines Kind“verhalten. Den Zeitpunkt ihrer Rückkehr ließ sie offen.

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