Bei 04/19 bleibt die Säge stumm
Bei den Sportfreunden Niederwenigern führen die Ratinger nach 18 Minuten 3:0. Das ist dann auch der Endstand dieser Partie der Fußball-Oberliga. Das verhindert das sonst übliche Spektakel der Hausherren an ihrer Anzeigetafel.
HATTINGEN Bei den Sportfreunden Niederwenigern gibt es eine sehr besondere Art, die Spielstände in der Fußball-Oberliga zu illustrieren: Für das Heimteam liegt ein Baumstamm bereit, der mit der Ziffer „0“besprüht ist. Schießt Niederwenigern ein Tor, wird die Kettensäge angeworfen – die Scheibe mit der „0“wird abgeschnitten, auf das dann frische Ende wird die „1“gesprüht. Am ersten Spieltag wurde da mächtig Radau gemacht, spielten die Sportfreunde doch 4:4 gegen St. Tönis. Immerhin: Der Spielstand für den Gegner wird einfach aufgehängt, dafür müssen keine Bäume abgeholzt werden.
Am Sonntag zeigte sich Ratingen 04/19 sehr umweltbewusst – da die Gäste keinen Treffer zuließen, blieb die Säge stumm und die „0“bis mindestens zum nächsten Heimspiel auf dem Stamm. Die Floskel „Die Null muss stehen“hätte Niederwenigern sicher gerne anders interpretiert.
Dass daraus auch in der Defensive nichts wurde, deutete sich schon früh an: 04/19 war direkt im Spiel, jagte die Hausherren bei Ballbesitz förmlich über den eigenen Kunstrasen. Nach sechs Minuten gab Erkan Ari noch einen Warnschuss ab, der neben das Tor ging, dann zappelte der Ball im Netz: Pascal Kubina hatte aus der Innenverteidigung einen ganz starken langen Ball in den Lauf von Tim Potzler gespielt, der Rechtsaußen war durch, schien zunächst den Moment des richtigen Abspiels auf Stürmer Takuma Misumi verpasst zu haben, schaffte es dann aber doch, und der Japaner vollendete nach sieben Minuten.
Nur zwei Minuten später hätte Misumi nachlegen können, traf den Ball aber nach einer Potzler-Ecke im Strafraum nicht richtig. Dafür dann nach 16 Minuten wieder entscheidend: Potzler hatte von rechts toll auf links zu Carlos Penan verlagert, Fynn Leon Eckhardt hinterlief ihn, bekam den Ball und passte ihn scharf vor das Tor, wo Misumi ihn über die Linie grätschte. Zwei Minuten später gelang Eckhardt seine zweite Vorlage, als er nach großartigem Solo von Innenverteidiger Phil Spillmann den zentral im Strafraum freistehenden Fatih Özbayrak bediente – der Ratinger Kapitän versenkte den Ball rechts unten.
Das 0:3 nach 18 Minuten hatte die Gastgeber ziemlich geschockt, sie waren in dieser Phase in allen Belangen
unterlegen. Misumi und zweimal Penan hätten das Ergebnis bis zur 30. Minute noch deutlicher gestalten können, verpassten das aber. Und dann zuckten zweimal die Finger des Mannes mit der Kettensäge, doch Dominik Enz und Marc André Gotzeina trafen nur die Latte, zudem hielt Torwart Luca Fenzl einen Nachschuss spektakulär.
Nach dem Seitenwechsel scheiterten Penan und Potzler an Torhüter Alexander Golz, dann begnügten sich die Gäste auch aufgrund der hohen Temperaturen damit, keinen Treffer mehr zuzulassen.
Davon war Niederwenigern nach der Pause aber auch sehr weit entfernt, es war ein schwacher Auftritt der Sportfreunde.
Ganz anders der der Gäste, vor allem in den ersten 30 Minuten. Diese Phase hatte Trainer Martin Hasenpflug als „perfekt“erlebt, ganz Unrecht dürfte er mit dieser Einschätzung nicht haben. Dass es beim 3:0 blieb, erklärte er so: „Wir sind nicht der 1. FC Bocholt, der dann 5:0, 6:0 gewinnt. Mir ging es darum, gegen den Ball gut zu arbeiten und nichts mehr zuzulassen. Das hat die Mannschaft gut gemacht, sie ist Sauwege
gegangen und war sehr fleißig.“
Am Nachlassen in der Offensive änderten auch die Wechsel nichts, Zugang Ali Gülcan kam zu einem eher biederen Debüt in Hälfte zwei. Hasenpflugs Fazit: „Wir hatten zum Start zwei Kampfspiele, diesmal haben wir in den ersten 25 Minuten auch unsere spielerische Qualität gezeigt. Für mich ist es befriedigend, dass die Arbeit mit der Mannschaft Früchte trägt. Wir haben jetzt mal mehr als zwei Tore geschossen und insgesamt nur zwei in drei Spielen kassiert.“Und deshalb blieb die Säge in Niederwenigern diesmal stumm.