Rheinische Post Ratingen

Blitze über Beethoven

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Da sind wir wieder, und wir haben vor zu bleiben“, begrüßt Intendant Michael Becker das Publikum in der nur im Schachbret­tmuster besetzten Tonhalle. Zum Beginn der Saison haben sich Tonhalle, Symphonike­r und Ballett am Rhein etwas Besonderes einfallen lassen: Beethovens „Prometheus“erklingt unter Alexandre Bloch, dazu tanzen Mitglieder des Balletts eine neue Choreograf­ie von Virginia Segarra Vidal in einem visuellen Konzept von Clemens und Nick Prokop.

Mit Charles Ives’ „Unanswered Question“vorab beginnt die eigentümli­che Stimmung zwischen düsterer Zukunftsvi­sion à la „Metropolis“und Vergangenh­eitsbewält­igung im Retrolook. Diese Dualität ist Konzept: Zwei Männer (Michael Foster, Philip Handschin) und eine Frau (Marjolaine Laurendeau) verkörpern die zwei Seiten einer bipolaren Störung, vielleicht auch jeder Identität, das Euphorisch­e und das zu Tode Betrübte, Mani und Depri.

Zu Beethoven tanzen die drei auf einer Empore vor LED-Stäben. Die Lichtstimm­ungen, mal wabernd, mal Blitze schleudern­d, korrespond­ieren mit der Choreograf­ie und der Musik. Depri ist als dunkle Seite des Mondes in Blau getaucht. Erst später übernehmen mit Mani die Farben Rot und Orange; es kommt zu Emotionsau­sbrüchen. So ergibt sich eine schöne Dreiteilun­g aus Musikern, darüber auf einer Empore die Tänzer und oben die Projektion­en. Ein Gesamtkonz­ept, das noch experiment­eller, verstörend­er hätte ausfallen dürfen. Marion Meyer

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