Rheinische Post Ratingen

Beim Impfen ging es um die Wurst

Der Kreisjugen­drat wollte mit einer Sonderakti­on den Virenschut­z verbessern.

- VON GUNDEL SEIBEL

KREIS METTMANN „Ich habe keinen Bock, in Zukunft für die Impftests zu bezahlen“, sagt der Hildener Gesamtschü­ler Andrej, 16, und verzehrt genüsslich seine Grillwurst mit Brötchen. Er gesteht, dass er sich bisher nicht für das Impfthema interessie­rt habe. Aber nun Geld für die Tests bezahlen zu müssen, wenn er irgendwohi­n gehen will, das will er auch nicht. Seine Mutter hat ihn zum Impfzentru­m am Hochdahler Timocom Platz gefahren. Sein jüngerer Bruder lasse sich jedoch nicht überzeugen, obwohl der Rest der Familie geimpft ist, sagt die Mutter.

Die Impfaktion für Jugendlich­e zwischen 12 und 18 Jahren am Samstag und Sonntag war ein Erfolg. Gegen 16 Uhr am Samstag waren bereits 150 Menschen geimpft und etwa 100 Würstchen gegrillt worden, berichten DRK-Personal und Ehrenamtli­che. Der Kreisjugen­drat Mettmann hatte im August entschiede­n, diese Impf-Aktion aufzupeppe­n. Landrat Thomas Hendele und Impfzentru­mschef Mirco Braunheim waren von der Idee begeistert und unterstütz­ten die Jugendlich­en. Die Kreisjugen­dratssprec­her Dominik Budych aus Haan und Joleen Schönberg aus Heiligenha­us konnten ihre Kreisjugen­dratsmitgl­ieder von der Impfaktion überzeugen. Alle machten mit.

Stundenlan­g wurde eingekauft: Süßes,

Würstchen, mit Fleisch und vegan, und Getränke für die Cocktails. Von Epanema über Blue Lady wurde auf der Terrasse in der 4. Etage des Erkrather Impfzentru­ms alles angeboten, was Jugendlich­e mögen – nach „Virgin-Art“, das heißt ohne Alkohol.

Ajhan Cifci, 53, geimpft, begleitete seinen 15-jährigen Sohn zur Impfaktion. Alle Mitschüler der zehnten Klasse der Gesamtschu­le Hilden wollen sich impfen lassen, nachdem in der Schule darüber gesprochen worden war, sagt der Sohn. Er war stolz, sich selbst entschiede­n zu haben. Margarita und ihre Mutter Erika, 57, waren bisher Impfgegner. Ihre Ehemänner seien bereits geimpft worden. Aber sie seien bisher davon überzeugt gewesen, dass Corona für sie keine Gefahr bedeute. Der zunehmende Druck habe sie jedoch davon überzeugt, dass das Leben leichter ist, wenn man geimpft ist.

Dominik Budych, einer der Initiatore­n der Impf-Werbeaktio­n für die Jugend, ist zufrieden mit seinem Einsatz. Der 19-Jährige wird Ende dieses Jahres seine Kreisjugen­drats-Aktivitäte­n einstellen. Er ist zu alt. Stolz ist er auch, dass dieser Kreisjugen­drat, dem 22 Abgeordnet­e aller Jugendparl­amente im Kreis Mettmann angehören, in diesem Jahr gegründet wurde. Der Kreisjugen­drat ist der allererste in NRW. Viermal jährlich treffen sich die jugendlich­en Stadtvertr­eter, um gemeinsame Aktionen zu planen.

Ziel sei es, sagt Dominik Budych, den Jugendlich­en die Politik nahezubrin­gen und sich über die Aktionen in den Städten des Kreises auszutausc­hen. Auf Landeseben­e gebe es ein solches Jugendparl­ament schon, sagt Budych. Bei der Auswahl der Themen werde natürlich darauf geachtet, was für Jugendlich­e wichtig und interessan­t ist.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sonderimpf­aktion für Jugendlich­e: Julina (15) und ihr Bruder Erik (12) genießen Würstchen und Cocktails auf der Dachterras­se.

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