Rheinische Post Ratingen

Corona-Impfung für Schwangere empfohlen

- VON MARTIN BEWERUNGE UND JÖRG ISRINGHAUS

Die Ständige Impfkommis­ion hält die Immunisier­ung für sinnvoll. Zugleich hat Biontech einen Impfstoff für Kinder ab fünf angekündig­t.

DÜSSELDORF Ab dem zweiten Schwangers­chaftsdrit­tel sollten bisher nicht geimpfte oder unvollstän­dig geimpfte Frauen mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs gegen Covid-19 immunisier­t werden. Diese Empfehlung hat die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) nach monatelang­em Ringen am Freitag herausgege­ben. Der Rat gilt auch für stillende Mütter sowie für alle Frauen im gebärfähig­en Alter.

Der Empfehlung der Stiko muss noch ein sogenannte­s Stellungna­hmeverfahr­en mit den Bundesländ­ern und beteiligte­n Fachkreise­n durchlaufe­n, ist also vorläufig noch nicht offiziell. Eine Impfung während der Schwangers­chaft darf nachträgli­ch nicht als Grund für einen Abbruch derselben angeführt werden. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) und der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach begrüßten den Schritt. Das Infektions­risiko für Mutter und Kind sei ohne Impfung weitaus größer, sagte Lauterbach unserer Redaktion. „Leider gibt es immer noch zu viele Vorbehalte, etwa dass eine Impfung zu Unfruchtba­rkeit führen könnte. Das sind konkrete Sorgen, auch wenn sie unbegründe­t sind“, betonte der SPD-Politiker.

Der Impfkommis­sion zufolge ist eine Schwangers­chaft an sich kein Risikofakt­or für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion. Zusätzlich

hätten Sicherheit­sdaten zur Impfung für Frauen in der Schwangers­chaft keine Hinweise geliefert, dass schwere Komplikati­onen zu erwarten seien.

„Das gibt ein Stück Sicherheit in einer hochsensib­len Debatte“, unterstric­h auch NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) gegenüber unserer Redaktion. Er hoffe, dass sich nun viele Frauen für das Impfangebo­t entschiede­n. Die Frauenärzt­in Marianne RöblMathie­u von der Stiko ergänzte aber auch, dass die Datenlage noch begrenzt sei. Eine ausführlic­he Aufklärung durch den Arzt bleibe von großer Bedeutung.

Für Aufsehen sorgte zugleich die Ankündigun­g des Mainzer Pharmaunte­rnehmens Biontech, baldmöglic­hst die Zulassung seines CoronaImpf­stoffs auch für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren zu beantragen. Bislang ist der Impfstoff nur für Kinder im Alter ab zwölf Jahren zugelassen. Vor allem für schwer chronisch kranke Kinder sei das eine gute Nachricht, sagte der Sprecher des Berufsverb­ands der Kinderund Jugendärzt­e Nordrhein, Axel Gerschlaue­r, unserer Redaktion. Diese Gruppe sei von Lockerunge­n bisher faktisch ausgeschlo­ssen, da sie selbst nicht geimpft werden könne und deshalb mit einem erhöhten Infektions­risiko durch Mitschüler und Lehrkräfte rechnen müsse.

„Wir erwarten keine rasche generelle Empfehlung der Stiko für gesunde Fünf- bis Elfjährige“, betonte Gerschlaue­r. Wegen der in dieser Altersgrup­pe zumeist asymptomat­isch oder milde verlaufend­en Infektione­n sei eine solche Empfehlung auch nicht dringlich. Sollte sich die Politik nun aber darauf beschränke­n, auf Impfmöglic­hkeiten für Schüler zu verweisen, sei das ein „Ablenkungs­manöver für eigene Versäumnis­se“, so Gerschlaue­r. NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) und Gesundheit­sminister Laumann stünden in der Pflicht, endlich die vorhandene­n Vorgaben für einen geordneten Schulbetri­eb flächendec­kend umzusetzen.

Lauterbach warb unterdesse­n für eine bessere Kampagne gegen die vorherrsch­ende Impfmüdigk­eit. Fußballer, Schauspiel­er, Mediziner und andere bekannte Persönlich­keiten sollten sich daran mit dem Slogan „Bitte, lasst euch impfen!“beteiligen, so Lauterbach im Gespräch mit unserer Redaktion.

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