Corona-Impfung für Schwangere empfohlen
Die Ständige Impfkommision hält die Immunisierung für sinnvoll. Zugleich hat Biontech einen Impfstoff für Kinder ab fünf angekündigt.
DÜSSELDORF Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel sollten bisher nicht geimpfte oder unvollständig geimpfte Frauen mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs gegen Covid-19 immunisiert werden. Diese Empfehlung hat die Ständige Impfkommission (Stiko) nach monatelangem Ringen am Freitag herausgegeben. Der Rat gilt auch für stillende Mütter sowie für alle Frauen im gebärfähigen Alter.
Der Empfehlung der Stiko muss noch ein sogenanntes Stellungnahmeverfahren mit den Bundesländern und beteiligten Fachkreisen durchlaufen, ist also vorläufig noch nicht offiziell. Eine Impfung während der Schwangerschaft darf nachträglich nicht als Grund für einen Abbruch derselben angeführt werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßten den Schritt. Das Infektionsrisiko für Mutter und Kind sei ohne Impfung weitaus größer, sagte Lauterbach unserer Redaktion. „Leider gibt es immer noch zu viele Vorbehalte, etwa dass eine Impfung zu Unfruchtbarkeit führen könnte. Das sind konkrete Sorgen, auch wenn sie unbegründet sind“, betonte der SPD-Politiker.
Der Impfkommission zufolge ist eine Schwangerschaft an sich kein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion. Zusätzlich
hätten Sicherheitsdaten zur Impfung für Frauen in der Schwangerschaft keine Hinweise geliefert, dass schwere Komplikationen zu erwarten seien.
„Das gibt ein Stück Sicherheit in einer hochsensiblen Debatte“, unterstrich auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gegenüber unserer Redaktion. Er hoffe, dass sich nun viele Frauen für das Impfangebot entschieden. Die Frauenärztin Marianne RöblMathieu von der Stiko ergänzte aber auch, dass die Datenlage noch begrenzt sei. Eine ausführliche Aufklärung durch den Arzt bleibe von großer Bedeutung.
Für Aufsehen sorgte zugleich die Ankündigung des Mainzer Pharmaunternehmens Biontech, baldmöglichst die Zulassung seines CoronaImpfstoffs auch für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren zu beantragen. Bislang ist der Impfstoff nur für Kinder im Alter ab zwölf Jahren zugelassen. Vor allem für schwer chronisch kranke Kinder sei das eine gute Nachricht, sagte der Sprecher des Berufsverbands der Kinderund Jugendärzte Nordrhein, Axel Gerschlauer, unserer Redaktion. Diese Gruppe sei von Lockerungen bisher faktisch ausgeschlossen, da sie selbst nicht geimpft werden könne und deshalb mit einem erhöhten Infektionsrisiko durch Mitschüler und Lehrkräfte rechnen müsse.
„Wir erwarten keine rasche generelle Empfehlung der Stiko für gesunde Fünf- bis Elfjährige“, betonte Gerschlauer. Wegen der in dieser Altersgruppe zumeist asymptomatisch oder milde verlaufenden Infektionen sei eine solche Empfehlung auch nicht dringlich. Sollte sich die Politik nun aber darauf beschränken, auf Impfmöglichkeiten für Schüler zu verweisen, sei das ein „Ablenkungsmanöver für eigene Versäumnisse“, so Gerschlauer. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und Gesundheitsminister Laumann stünden in der Pflicht, endlich die vorhandenen Vorgaben für einen geordneten Schulbetrieb flächendeckend umzusetzen.
Lauterbach warb unterdessen für eine bessere Kampagne gegen die vorherrschende Impfmüdigkeit. Fußballer, Schauspieler, Mediziner und andere bekannte Persönlichkeiten sollten sich daran mit dem Slogan „Bitte, lasst euch impfen!“beteiligen, so Lauterbach im Gespräch mit unserer Redaktion.