Rheinische Post Ratingen

Zwischen Überhöhung und Absturzang­st

- VON JANA WOLF

Schenkt man CSU-Chef Markus Söder Glauben, dann dienen die anhaltende­n Boshaftigk­eiten aus Bayern ausschließ­lich zum Ansporn im Wahlkampf. Pünktlich vor dem Parteitag der CSU an diesem Wochenende haben Söder und die Seinen kräftig nachgelegt und den Druck auf UnionsKanz­lerkandida­t Armin Laschet (CDU) erhöht. Es ist nicht zu übersehen, wie sehr sich Söder zur Unterstütz­ung für Laschet zwingen muss. Und so dürfte es ihn einige Überwindun­g gekostet haben, beim Parteitag klar auszusprec­hen, dass er „Armin Laschet als Kanzler“haben will. Für die Union wird die Zeit bis zur Bundestags­wahl knapp, um den Negativtre­nd umzukehren. Auch die verschärft­e Tonlage der CSU konnte dazu bisher nicht beitragen.

Denn schenkt man aktuellen Umfragen Glauben, dann könnte auch der CSU am 26. September ein historisch­es Wahldebake­l drohen. Aktuell kommt sie in Bayern auf 28 Prozent – und könnte damit, wenn es so weitergeht, umgerechne­t auf den Bund bei der Wahl die Fünf-Prozent-Hürde reißen. Der Einzug in den Bundestag ist wegen der erwarteten Stärke bei den Direktmand­aten kaum gefährdet. Dennoch hätte es für die CSU eine ungute Außenwirku­ng, an der Hürde zu scheitern – gerade für Söder, der wie kein Zweiter auf seine Außenwirku­ng bedacht ist.

Umso mehr treiben die Stimmungst­ests Söders Nervosität nach oben. An der Schärfe seiner Aussagen lässt sich nicht nur überborden­des Selbstbewu­sstsein, sondern auch blanke Absturzang­st erkennen. Söder dürfte bewusst sein, dass eine bayerische Niederlage bei der Bundestags­wahl auch ihm angelastet würde. Sein lautes Trommeln beim Parteitag dient also keineswegs nur dem gemeinsame­n Wahlerfolg der Union. Wichtiger als der Einzug von Armin Laschet ins Kanzleramt ist Markus Söder am Ende doch sein eigener Erfolg.

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