Rheinische Post Ratingen

Bayern kauft den Konkurrent­en klein

- VON ROBERT PETERS

Zwei der besten Spieler und der Trainer gingen in diesem Sommer von RB Leipzig nach München. Diese Strategie hat Tradition. Auch Bremen, Dortmund und Gladbach bekamen das schon zu spüren. So schwächt der Rekordmeis­ter seine Herausford­erer.

Es soll ja Menschen geben, die der Fußballfir­ma RB Leipzig nicht eben mit der größtmögli­chen Zuneigung zugetan sind. All die haben nun Grund zur Freude. Denn es könnte sein, dass der Weg des Fußballpro­dukts aus dem Hause Red Bull nicht so steil nach oben führt, wie sich das die Manager so vorgestell­t haben.

Das liegt am FC Bayern München, dem auch nicht alle Fußballfan­s im Lande zugetan sind – immerhin aber deutlich mehr als den Leipzigern. Größere Zuneigung auch aus sonst eher reserviert­en Kreisen erfährt der Branchenfü­hrer jetzt aus dem Umstand, dass er offenbar beschlosse­n hat, den lästigen Emporkömml­ing aus Leipzig endgültig ernst zu nehmen. Wenn die Bayern nämlich ein Bundesliga­team in den ehrenwerte­n Rang eines Konkurrent­en und Mitbewerbe­rs um die Meistersch­aft befördern, sieht man das immer zuerst auf dem Transferma­rkt. So auch diesmal. Im Sommer luchsten die Münchner den Leipzigern Trainer Julian Nagelsmann und Verteidige­r Dayot Upamecano ab. Das schien ihnen allerdings nicht genug. Neulich überzeugte­n sie auch Marcel Sabitzer von einem Wechsel. Dass der gleich vor dem ersten Auftritt am Samstag ausgerechn­et gegen sein altes Team versichert­e, schon seit Kindesbein­en Bayern-Fan zu sein, gehört zum geschmackl­osen Theater auf diesen Bühnen. Aber es ist eine andere Geschichte.

München machen die drei Transfers sicher nicht schlechter, Leipzig aber wird in seiner Leistungsf­ähigkeit eingeschrä­nkt. Das ist der wesentlich­e Teil der Überlegung.

Und die Taktik hat sich bewährt. Ältere Anhänger von Borussia Mönchengla­dbach werden sich erinnern, wie die Bayern einst Karl Del’Haye an die Isar lockten, obwohl sie in ihrem Team eigentlich keine richtige Verwendung für den Außenstürm­er hatten. In jüngerer Vergangenh­eit drückte sich bayerische­r Respekt vor Gladbacher Ambitionen im Transfer von Verteidige­r Dante aus.

Als Werder Bremen frech wurde, verpflicht­eten die Münchner Miroslav Klose. Als Borussia Dortmund gleich zweimal den Titel wegschnapp­te, verbeugten sich die Münchner vor dem großen Rivalen, indem sie Mario Götze, Robert Lewandowsk­i und Mats Hummels einen neuen Arbeitspla­tz boten. Auch deshalb ist Bayern München nicht nur Rekordmeis­ter, sondern seit 2013 ununterbro­chen Titelträge­r.

Aus Konkurrent­en im Meistersch­aftskampf sind in der Regel ehemalige Konkurrent­en geworden. Gladbach, der große Gegner aus den 1970er Jahren, ist längst abgehängt. Die früheren Herausford­erer Bremen und Hamburg spielen inzwischen in der Zweiten Liga. Und allein die Dortmunder haben sich über Jahre in einer Art Verfolgerr­olle einrichten können.

Bevor es die Leipziger ihnen gleichtun oder sogar tatsächlic­h zur Attacke auf den Abomeister blasen, rücken die Münchner die Verhältnis­se mit der Brieftasch­e zurecht. So funktionie­rt die Marktwirts­chaft in der Bundesliga. Auch Dortmund handelt nach dem Prinzip (siehe Marco Reus, Mo Dahoud und Thorgan Hazard, die mal in Mönchengla­dbach spielten).

Die Erregung darüber hält sich in Grenzen. Im Fall Leipzig hält sie sich in sehr engen Grenzen. Schließlic­h wird dort wie nirgendwo sonst reinster Fußball-Kapitalism­us betrieben.

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FOTO: MATTHIAS SCHRADER/AP Toptalent Dayot Upamecano (r.), hier im Laufduell mit Herthas Davie Selke, kam zur neuen Saison von RB Leipzig nach München. Mit den Bayern trifft er nun auf seinen alten Klub.

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