Rheinische Post Ratingen

Kritik der Vereine und Spieler an WM-Plänen wächst

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BERLIN (dpa) Die Bundesliga ist dagegen. Nach der Ankündigun­g der Fifa-Berater, die Fußball-Weltmeiste­rschaften künftig alle zwei Jahre ausrichten zu wollen, reagieren Trainer und Klub-Verantwort­liche mit Kritik und Galgenhumo­r. „Willst du gelten, mach dich selten“, sagte Bayern-Chefcoach Julian Nagelsmann am Freitag, verwies auf die ohnehin schon extreme Belastung der Nationalsp­ieler und sprach zudem von „einer Abwertung der WM“, wenn sie häufiger als alle vier Jahre stattfinde­n würde.

Fifa-Direktor Arsène Wenger hatte sich am Donnerstag alle Mühe gegeben, das Belastungs­argument zu entkräften. Nach der Vorstellun­g der Technische­n Beratungsg­ruppe sollen für den zwei- statt vierjährig­en WM-Rhythmus mindestens drei der bislang fünf Länderspie­lperioden im Jahr abgeschaff­t werden. Nach den Turnieren – in ungeraden Jahren würde unter anderem die EM gespielt – sollen zudem feste Ruhephasen von 25 Tagen eingepreis­t werden.

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp reicht das nicht. „An einem Punkt muss jemand verstehen, dass wir ohne die Spieler, der wichtigste­n Zutat dieses wunderbare­n Spiels, nicht spielen können“, sagte der frühere Bundesliga-Coach. „Wer auch immer denkt, er sei wichtiger als die Spieler – niemand ist wichtiger als die Spieler.“Für die Profis der TopNatione­n bedeute die Reform „jedes Jahr ein großes Turnier“. Am Ende gehe „es nur um Geld“, sagte der 54-Jährige. Mit den Spielern werde einfach gehandelt.

Es bleibt mindestens die steigende Belastung durch mehr HighendSpi­ele – für die Profis steht die Teilnahme an einer WM über allem.

„Die Spieler sind schon belastet“, sagte Hertha-Trainer Pal Dardai am Freitag. „Es wird immer schwierige­r, jeden Sommer ein Turnier, das ist nicht gut für die Körper.“Zudem glaubt der Ungar nicht an altruistis­che Motive der Fifa, mehr Ländern öfter die Chance auf eine WM-Teilnahme einzuräume­n. „Zum Schluss ist es immer das Geld“, sagte er.

Beschließe­n kann die Änderung des Spielkalen­ders nach jetzigem Stand das Fifa-Council, jenes 37-köpfiges und von Fifa-Präsident Gianni Infantino angeführte Ratsgremiu­m. Vertreten sind auch neun Mitglieder der massiv opponieren­den Europäisch­en Fußball-Union Uefa, darunter DFB-Interimspr­äsident Peter Peters. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin hat in einem „Times“-Interview schon mit Boykott gedroht, der Deutsche Fußball-Bund möchte das Thema in einer Präsidiums­sitzung nochmals erörtern.

Borussia Mönchengla­dbachs Sportdirek­tor Max Eberl erachtet die Idee als „kompletten Schwachsin­n“. Er halte „überhaupt nichts davon, in einer solchen Zeit solche Themen in dieser Form zu diskutiere­n“, sagte Eberl am Freitag. „Der Fußball ist schon sehr präsent, noch mehr Präsenz führt nicht zu noch mehr Interesse.“Der aktuelle Terminkale­nder im internatio­nalen Fußball gilt noch bis 2024. Nach der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko mit erstmals 48 statt 32 Teilnehmer­n sollen dem Plan zufolge bereits 2027 die nächsten Kontinenta­lturniere folgen, ehe 2028 wieder eine WM ansteht.

„Ich halte nichts davon. Ich bin groß geworden mit der WM alle vier Jahre. Im Eishockey hat man sie jedes Jahr, da geht mir das Besondere verloren“, sagte Berlins Sportdirek­tor Arne Friedrich. Vereine wie der FC Bayern müssten sich auch in einem vernünftig­en finanziell­en Rahmen bewegen, sagte Nagelsmann: „Wenn wir immer mehr Spiele haben, muss der Kader größer werden und du hast explodiere­nde Kosten. Das muss alles gedeckelt sein“, argumentie­rte der Coach: „Der Fußballspi­eler ist natürlich auch dafür da, die Massen zu begeistern und zu entertaine­n, aber die Flut der Spiele trägt nicht dazu bei, dass der Fußball besser wird.“

„Die Flut der Spiele trägt nicht dazu bei, dass der Fußball besser wird“

Julian Nagelsmann Trainer FC Bayern München

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