Corona hält Schulgemeinden in Atem
Der Ärger um die Folgen positiver Lolli-Tests nimmt kein Ende. Auch das aktuelle Homeschooling steht in der Kritik. Eltern fordern deshalb die sofortige Umsetzung der vom Land verkündeten neuen Quarantäne-Regeln.
DÜSSELDORF Der Umgang mit Corona-Tests, Homeschooling und neuen Quarantäne-Regeln sorgt bei Eltern, Lehrern und Schülern für Debatten. Während eine Mehrheit begrüßt, dass in Nordrhein-Westfalen künftig nur noch tatsächlich positiv getestete Kinder in eine auf fünf Tage verkürzbare Quarantäne gehen sollen, hält der Ärger über die Folgen der Lolli-Tests unvermindert an.
Seit dem 1. September sitzt der Sohn von Nanna Gerlach zu Hause. Einen Tag zuvor hatte es in seiner vierten Klasse an der Grundschule Sonnenstraße bei einem Pool-Test ein positives Ergebnis gegeben. Wer tatsächlich infiziert ist, muss bei diesem Verfahren durch individuelle Nachtestungen ermittelt werden. „Wir haben das am Morgen nach dem Pool-Test gegen 7.40 Uhr erfahren, einige Eltern waren da schon auf dem Weg zur Arbeit, andere hatten das Set für die häusliche Testung verlegt“, meint Gerlach. Gut zwei Tage habe es gedauert, bis klar gewesen sei, dass sich ein Sitznachbar ihres neunjährigen Sohnes angesteckt habe. Weitere Tage vergingen, bis das Gesundheitsamt schließlich für die Zeit vom 7. bis zum 14. September eine Quarantäne anordnete. „Nur für diesen Zeitraum erhielt ich vom Amt eine Bescheinigung für den Arbeitgeber“, sagt sie. Die Sporttherapeutin findet das unmöglich.
Verzweifelt ist auch Monika Celik aus Oberbilk. Am Montag war ihr Sohn Yusuf das erste Mal nach fast 14 Tagen wieder in seiner Grundschule
an der Höhenstraße. Doch bereits am Dienstag musste der Junge, dessen Tests immer negativ waren, wieder zu Hause bleiben. „Erneut hatte der Pool-Test in seiner Klasse positiv ausgeschlagen, wieder begann alles von vorne“, sagt seine Mutter. Erst gestern konnte der Siebenjährige wieder ins Klassenzimmer zurückkehren. „Das war seit Ferienende sein dritter Tag in der Schule, so kann man doch nach anderthalb
Jahren Pandemie nicht mit den Kindern umgehen“, findet Celik.
Das sieht Antje Peth-Anders, deren Sohn in eine dritte Klasse der Grundschule an der Einsiedelstraße geht, genauso. Die politische Entscheidung, Sitznachbarn oder gar die ganze Klasse nicht mehr zu isolieren, sei absolut richtig. Aber sie müsse auch augenblicklich umgesetzt werden. „Noch am Freitag wurde ein Grundschüler in eine 14-tägige Quarantäne geschickt, der selbst gar nicht infiziert ist. Da fehlt mir das Verständnis“, sagt die Mutter. Kritik übt sie auch am aktuellen Homeschooling. Denn anders als zu Zeiten des offiziellen Wechsel-Unterrichts laufe das Lernen auf Distanz jetzt nicht so reibungslos ab. „In unserem Fall funktionierte mal die Lernplattform nicht, mal hakte es beim W-Lan, irgendwann am vierten Tag gab es dann eine erste Video-Konferenz.“
Monika Maraun, Sprecherin der Düsseldorfer Grundschulgruppe bei der Lehrergewerkschaft GEW, versteht die Unzufriedenheit der Eltern. „Wenn 20 Kinder vor Ort sind und fünf zu Hause in Quarantäne, müssen wir letztlich improvisieren.“Personell seien die Grundschulen nicht so ausgestattet, dass parallel zur Präsenz in der gleichen Klasse ein mehrstündiges Online-Format für drei oder vier Kinder angeboten werden könne. „Aber natürlich nutzen wir die Lernplattform und stellen auch zusätzliche Arbeitsmaterialien bereit“, sagt die Leiterin der Paulusschule in Düsseltal.
„Sehr, sehr erleichtert“über die Beschränkung der Quarantäne auf positiv Getestete ist Birgit Planken, Leiterin der Montessori-Gesamtschule in Flingern. „Unsere Kinder haben regelrecht Angst davor, wieder zu Hause bleiben zu müssen. Mich haben sogar Elfjährige gefragt, ob sie sich nicht doch schon impfen lassen können. Sie wollen auf keinen Fall wieder von der Schule ausgeschlossen werden.“Damit, dass es künftig drei Tests pro Woche gibt, kann die Pädagogin gut umgehen. „Der Zeitverlust ist überschaubar.“
Neben viel Zustimmung gibt es aber auch Kritik an den neuen Regeln. Das Wort „Durchseuchungsstrategie“gefällt Christian Schaefer nicht. Dennoch geht dem Vater zweier Grundschulkinder die Entscheidung zu weit. „Bald wird es einen Impfstoff für unter Zwölfjährige geben, bis dahin sollten auch die Sitznachbarn in Quarantäne gehen.“