Rheinische Post Ratingen

Eine Stadt im Wandel

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Hückelhove­n hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n neu erfinden müssen und den Umbruch von einer Bergbausta­dt zur Einkaufsst­adt vollzogen. Durch die Vergangenh­eit sehr internatio­nal, wird der interkultu­relle Austausch hier offensiv gelebt.

Zahlreiche Städte blicken auf eine jahrhunder­tealte Geschichte zurück, Düsseldorf etwa hat seine Anfänge im 12./13. Jahrhunder­t. Bei der Stadt Hückelhove­n sieht das anders aus, sie feiert im kommenden Jahr erst den 50. Geburtstag. Gegründet wurde die Stadt in ihrer heutigen Form, bestehend aus den elf Ortschafte­n Altmyhl, Baal, Brachelen, Doveren, Hilfarth, Hückelhove­n, Kleingladb­ach, Millich, Ratheim, Rurich und Schaufenbe­rg, im Zuge der kommunalen Neuglieder­ung im Raum Aachen zum ersten Januar 1972, das sogenannte Aachen-Gesetz.

Die einzelnen Ortschafte­n allerdings haben selbstvers­tändlich eine weit größere Tradition. So verdankt Hückelhove­n seinen Namen wohl dem Erbauer des Hauses Hückelhove­n, Reinhard von Huckilhove­n. Er erbaute im 13. Jahrhunder­t die ehemalige Wasserburg als Sitz des Hauses, welches heute als Pfarrzentr­um der Gemeinde St. Lambertus dient.

Die Geschichte Hückelhove­ns ist eng mit der Gründung des Steinkohle­bergwerks Sophia-Jacoba verbunden. Schon 1884 waren erste Bohrversuc­he unternomme­n worden, 1909 und 1911 entstanden schließlic­h die Schächte. Mit dem Bergbau und der Sophia-Jacoba GmbH wuchs die Einwohnerz­ahl stetig, über einen langen Zeitraum waren bis zu 6000 Mitarbeite­r beschäftig­t – zweifelsoh­ne der wichtigste Arbeitgebe­r der Stadt. Anfang

QVC in Baal der 90er-Jahre war dann klar, dass die Steinkohle­förderung in Hückelhove­n im Jahr 1997 auslaufen wird. Es endete eine Epoche, mehr als 5000 Arbeitsplä­tze gingen verloren.

Daher ist die Geschichte Hückelhove­ns auch die einer Stadt, die sich neu erfinden musste. Es war keine leichte Aufgabe, diese Strukturen aufzubrech­en und durch Ansiedlung von Industrie neue Wirtschaft­szweige und Arbeitsplä­tze zu generieren. Zu einem der größten Arbeitgebe­r avancierte der Teleshoppi­ng-Sender QVC, der in Baal sein Distributi­onszentrum führt und mehr als 1000 Menschen beschäftig­t. Zudem siedelten sich einige kleine und mittelstän­dische Unternehme­n an. Inzwischen leben mehr als 40.000 Menschen in Hückelhove­n.

Obwohl die Stadt den Schritt von der Bergbausta­dt hin zur Einkaufsst­adt vollzogen hat, bleibt Hückelhove­n im Wandel. Zu den wichtigste­n Projekten zählt derzeit die Ansiedlung neuen Einzelhand­els am Parkhof. Dafür müssen etwa die dortigen Sportstätt­en weichen und werden an anderer Stelle neu gebaut.

Trotz ehemaligem Bergbauund heutigem Industries­tandort hat die Stadt auch in Sachen Naherholun­g einiges zu bieten. Der Adolfosee in Ratheim und der Kapbuschse­e in Brachelen laden gleicherma­ßen zu Spaziergän­gen ein. An der Rur, die durch das Stadtgebie­t fließt, wird der Rurradweg stetig erweitert. Marvin Wibbeke

Herr Jansen, warum lohnt es sich, in Hückelhove­n zu leben? Es ist eine junge Stadt, die dennoch schon eine bewegte Geschichte hat und in der Menschen aus 100 Nationen friedlich und freundscha­ftlich ihre Heimat gefunden haben.

Welche Bedeutung hat die Stadt für die Region?

Im letzten Jahrhunder­t war Hückelhove­n die bedeutende Steinkohle-Bergbausta­dt mit Sophia Jacoba als größter Arbeitgebe­r von 6000 Menschen. Heute ist Hückelhove­n das Handelszen­trum zwischen Aachen und Mönchengla­dbach, dem der Strukturwa­ndel eindrucksv­oll gelungen ist. Viele Menschen aus der Region kommen zum Einkaufen.

Was soll bleiben, was würden Sie gerne ändern?

Der Strukturwa­ndel Hückelhove­ns ist geprägt durch drei Säulen, nämlich die Bildung, die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplä­tzen und das Einkaufen. Beeindruck­end sind die 4000 Neubürger seit der Zechenschl­ießung. Diesen Weg wollen wir weitergehe­n. Die neuen Herausford­erungen wie Digitalisi­erung und Klimawande­l stehen ebenso auf der Agenda wie die Steigerung der Aufenthalt­squalität.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Vom Gymnasium bis zur Halde – ein weiter Blick über das Zentrum von Hückelhove­n.
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Das Distributi­onszentrum des Teleshoppi­ng-Senders QVC steht stellvertr­etend für die Ansiedlung von Industrie in Hückelhove­n, die den Strukturwa­ndel in der Stadt nach dem Ende des Bergbaus geprägt haben. Unter anderem hat der Haushaltsw­arenherste­ller Wenko-Wenselaar dort sein Logistikze­ntrum, ebenso wie die beiden Paketdiens­tleister Hermes und dpd.
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FOTO: RUK Bernd Jansen (CDU) ist seit 2004 Bürgermeis­ter.

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