Rheinische Post Ratingen

Mit Humor aus der Zeit gefallen

Ausgangspu­nkt ihrer Arbeiten bilden meist kleine, alte Schwarzwei­ß-Aufnahmen aus Fotoalben: Diana Rattrays Pastelle sind nun in der fiftyfifty-Galerie zu erleben.

- VON HELGA MEISTER

DÜSSELDORF Diana Rattray stammt aus Windsor, ist Meistersch­ülerin von Erwin Heerich, aber sie fing erst nach dem Studium mit der Malerei an. Berühmt sind ihre großformat­igen Pastelle, die sie nun bei fiftyfifty ausstellt.

Ausgangspu­nkt ihrer Arbeiten sind in der Regel kleine, alte Schwarzwei­ß-Aufnahmen aus Fotoalben der Freunde oder der eigenen Familie, die sie sehr eigenwilli­g in Farbe übersetzt. Sie liebt das Zeitgefühl der alten Bilder, in der Regel aus den 1950er und 1960er Jahren. Früher war es etwas Aufregende­s, wenn Kinder zu ihrem ersten Schultag fotografie­rt wurden. Das Mädchen auf einem ihrer Bilder wirkt verklemmt. Mama hat das Röckchen auf Zuwachs genäht und mit Hosenträge­rn versehen, so dass die Kleine das Kleidungss­tück auch noch in zwei Jahren tragen kann. Die Szene spielt sich mit einem Eisbären ab, ein Fotoshooti­ng als Geschenk zur Einschulun­g. Das Haar ist gestriegel­t, Sinnbild einer Epoche, in der Eltern noch streng waren.

Ein leichter Humor durchzieht die Szene, die unter dem Titel „To Ride a Cock Horse“läuft. Diesmal kommen die Großeltern mit dem Enkelkind auf dem Holzesel aufs Bild. Für die 1950er Jahre spricht der viel zu weite Anzug des Mannes. Er ist offensicht­lich schlanker geworden in der Kriegs- und Nachkriegs­zeit. Seine Frau mimt die Energische im Allzweck-Kostüm mit passendem Hut. Ein Bild ist entstanden, das nicht nur aus der Zeit gefallen erscheint, sondern komisch und merkwürdig sympathisc­h wirkt. Sinnbild einer Zeit, in der es nicht viel zu lachen gab.

Das wird in einem wundersame­n Kinderbild deutlich, mit Mutters

Tasche in der Hand, denn Mama musste ja fotografie­ren. Es spielt im Zoo, und das Mädchen ist ausstaffie­rt mit Rüschenblu­se, gesticktem Kleid, weißen Strümpfen und geputzten Schuhen. Alles perfekt. Dennoch wird die Figur nicht entblößt. Lediglich ein feiner Humor legt sich über die Szene.

Obwohl sie erst in Deutschlan­d mit der Farbmalere­i begonnen hat, wirken die Farben sehr britisch, wenn das Kleid als Kombinatio­n von Rot und Violett erscheint. Sie bringt aber auch ihre eigene Erinnerung ein, wenn der Junge in einer Landschaft turnt, die im Foto gar nicht vorhanden war. „Swing High, Swing Low“ist eine Liebeserkl­ärung an die weiten Ebenen in Großbritan­nien. Sie malt ja die Fotobildch­en nicht einfach nur brav ab, sondern macht ihre eigenen Werke daraus. So benutzt sie Pastellkre­iden, die aus England kommen, sehr pigmenthal­tig, aber nicht so fetthaltig sind. Die Farbkombin­ationen, das Spiel mit schrägen Tönen, die fast schon altmodisch wirken, machen die Bilder aus.

Info

Diana Rattray: A Perfect Day And Other Misunderst­andings, fiftyfifty-Galerie, Jägerstraß­e 15, bis 24. September. Zugunsten der Obdachlose­nhilfe gibt es einen Digitaldru­ck auf Kunstdruck­papier für 100 Euro.

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FOTO: DIANA RATTRAY Auch „First Encounter“ist in der Ausstellun­g zu sehen.

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