Fünf Dinge fehlen zum Spitzenteam
Der Sieg von Fortuna in Aue konnte nicht kaschieren, dass spielerisch noch einiges im Argen liegt.
Christian Preußer hat sich nicht Durchschnitt vorgenommen. „Was ist in der Zweiten Liga gefragt, welche Aufgaben kommen auf uns zu, wie kann man das am besten lösen? Wir müssen auf alles vorbereitet sein“, hat er bei seiner Vorstellung am 27. Mai gesagt. „In Freiburg habe ich ein 3-4-3-System bevorzugt, aber wir werden sehr flexibel auftreten. Variabel also, aber das heißt nicht, dass wir jede Woche unsere Planung umschmeißen.“
In den ersten sechs Saisonspielen ist er auf ganz unterschiedliche Weise mit den Realitäten in der Zweiten Liga konfrontiert worden. Aber auch mit den Gegebenheiten seines Arbeitgebers. Es gibt viel Vertrauen in ihn, dass er es sehr wohl schaffen wird, auch mit weniger viel zu machen. Zum Ziel zu kommen ist kein Sprint, sondern ein Ausdauerlauf.
Tatsache ist: Noch ist Fortuna mehr als zwei Schritte davon entfernt, ein Spitzenteam zu sein. Das lässt sich auch an der Tabelle ablesen. Es ist aber, unabhängig vom Ergebnis, auch an einem Auftritt wie in Aue ablesbar. Zwar 1:0 gewonnen, aber spielerisch eine recht vogelwilde Vorstellung abgeliefert. Ein Überblick über den Ist-Zustand des Teams.
Die Defensive Fortuna hat bislang zu viele Gegentore kassiert – schon zehn Mal musste Florian Kastenmeier den Ball aus seinem Gehäuse fischen. Dementsprechend wohltuend muss es gewesen sein, dass gegen Aue die Null gestanden hat. Man sollte sich allerdings nicht täuschen lassen. Nur mit viel Glück und vor allem dem Können von Kastenmeier waren die Düsseldorfer in Aue nach wenigen Sekunden nicht schon in
Rückstand geraten. Wohlgemerkt gegen Aue – selbst gegen einen so harmlosen Gegner war es knapp, keineswegs dominant. Die Innenverteidigung ist nicht eingespielt genug, die Außen nicht in überragender Form.
Das Mittelfeld Die Balance fehlte bislang, also eine Achse. Mit einem
Adam Bodzek oder Marcel Sobottka könnte die Struktur verbessert werden. Aber das ist leichter gesagt als getan, da Sobottka in den vergangenen Jahren ziemlich verletzungsanfällig war. So auch in dieser Saison. Und Zugang Ao Tanaka braucht einfach noch Zeit, nicht zuletzt wegen der Sprachbarriere. Fortuna braucht einen starken Shinta
Appelkamp. Aber auch Appelkamp kann die Probleme nicht im Vorbeigehen lösen.
Der Angriff Zu harmlos. Rouwen Hennings schießt zwar tapfer Tore. Aber der Weg zum Ziel ist zu mühsam und keinesfalls ein Selbstläufer. Die Außen sind engagiert, aber darunter sind auch viele Alibi-Aktionen.
Sieht nett aus, ist aber eben nicht effektiv. Wenn man Spitzenmannschaft sein will, braucht es deutlich mehr Effektivität.
Die Konzentration Zu oft noch ist noch nicht rechtzeitig genug die Anspannung hochgefahren. Durch solche Flüchtigkeitsfehler kann man sich schnell um den Lohn bringen. Fortuna muss von Anfang an hellwach sein.
Die Gier Welche Ziele hat Fortuna? Und mit welcher Entschlossenheit sollen sie in welcher Zeit erreicht werden? Man wird den Eindruck nicht los, dass nicht ganz klar ist, wohin die Reise ganz genau gehen soll. Vorstand Klaus Allofs hat in der vergangenen Saison immer wieder darauf gepocht, gierig zu bleiben, als andere schon die weiße Fahne hissen wollten. Fortuna braucht Mut. Fortuna braucht nicht völlig illusorische Vorgaben. Mit Durchschnitt wird man aber keine höheren Ziele erreichen – vor allem nicht, wenn man eigentlich ein Spitzenteam sein will.