Rheinische Post Ratingen

Lange Durststrec­ke für die Kurze 7

- VON BRIGITTE PAVETIC

Vor knapp fünf Jahren brannte der Club Kurze 7 aus. Nun kündigt Betreiber Ludger Tiggelbeck für Anfang 2022 einen Neustart an.

ALTSTADT Harte Zeiten liegen hinter dem Gastronome­n Ludger Tiggelbeck (57): Vor fast fünf Jahren breitete sich ein Brand im Erdgeschos­s seines Clubs an der Partymeile Kurze Straße aus. Das gesamte zweigescho­ssige Lokal war sofort lahmgelegt. „Das war der 29. April 2017, das weiß ich noch genau! Es war schockiere­nd.“

Doch langsam ist ein Neustart für die Kurze 7 in Sicht, wie Tiggelbeck unserer Redaktion bei einem Ortstermin verrät. Anfang 2022 soll es so weit sein, die Freude ist in seinen Augen sichtbar, während er die Neuerungen beschreibt.

Gefliest ist der Boden des Clubs nun teilweise in der Optik des Altstadtpf­lasters. „Das passt doch ganz schön, dachten wir uns. Und wenn wir sowieso komplett neu anfangen müssen, dann doch so“, sagt er. Die Wände sind in Anthrazit. Klinkerste­ine wie in der Hamburger Speicherst­adt sind geplant, Metallrega­le, eine Kaffee-Ecke wird es geben – nach dem Vorbild wie in der Kostbar, die auch eine eigene Bohne hat. „Kann ich mir für die Kurze 7 auch vorstellen.“

Noch immer kann Tiggelbeck nicht lachen über das Drama, das ihn und sein Team im Frühjahr 2017 ereilte. „Man kann es sich nicht vorstellen, was sich aus einem vermutlich kleinen Schwelbran­d entwickelt­e. Alles, wirklich alles war verkohlt, unbrauchba­r.“Was der Grund war? So richtig weiß auch Tiggelbeck es nach eigenen Worten bis heute nicht. Die Ursache ist jedenfalls immer noch nicht geklärt. „Brandstift­ung schließen aber alle aus. Das steht fest.“

Interessan­te Pläne hat er jedenfalls mit der Kurze 7: Oben soll eine Bar hinkommen und Charts-Musik laufen. Zwei Vip-Bereiche mit Türsteher gibt es auch. Zwei DJ-Pulte sind in Planung, die Toiletten in Petrol

sind schon fertig. In der unteren Ebene wird es auch eine Bar geben und elektronis­che Musik. 500 Leute insgesamt können dann in der Kurze 7 abfeiern, wie Ludger Tiggelbeck nach aktuellem Stand der Dinge vermutet.

Seit zehn Jahren betreibt er den Club – der Mann, der an einer Bilker Schule sein Abi machte und nun schon seit 30 Jahren in der Gastronomi­e selbständi­g ist. In Kleve ist er damals gestartet mit dem Café Journal, das es immer noch gibt. In Düsseldorf eröffnete er vor knapp vier

Jahren die Kostbar in der Altstadt. Die Kurze 7 hatte er nach drei Jahren endlich „hoch bekommen“– vorher war der Laden ein Bierhaus, „original zwei Gäste saßen hier herum, als ich das erste Mal hier rein kam, und denen hätte ich glatt Hausverbot gegeben“. Und als dem Club dann endlich Leben eingehauch­t war, ging alles von einem Moment auf den anderen auf Null. Tiggelbeck erinnert sich weiter: „Es lief, alles war schön, wir blickten in eine super Zukunft, und dann kam der Brand, der alles zerstörte. Dann kam die Entrümpelu­ng. Und dann zog sich die Bauphase unendlich lange hin, und dann Corona mit weiteren Engpässen. Langsam sehen wir Licht am Ende des Tunnels.“

Wohl niemand hätte gedacht, dass sich der Neustart so lange hinauszieh­en würde, sagt er. Am wenigsten der Sachverstä­ndige – „übrigens ein Kölner!“– der kam und das Desaster inspiziert habe. „Er sagte – und das ohne Witz: ‚Herr Tiggelbeck, heute dürfen Sie nicht mehr aufmachen.’“Das war ein Samstag. Dass alles vollkommen kontermini­ert war, tröpfelte wohl erst später ins Bewusstsei­n aller. Und dass nun fast fünf Jahre ins Land gingen, „ist natürlich ein schlechter Witz, es war eine sehr lange Durststrec­ke für uns“.

Verheißung­svoll blickt er nun auf das kommende Jahr. „Die Leute warten schon sehnsüchti­g darauf, so viel steht fest. Wenn wir ein Video in den sozialen Netzwerken veröffentl­ichen, dann gibt es bis zu 35.000 Clicks. Das ist doch Wahnsinn. Und auch die Kommentare sind sehr nett. Die Stammkunds­chaft war ja damals schon groß.“Die DJs rufen schon an, wollen auflegen, alte Mitarbeite­r melden sich – 20 wird er wohl brauchen, wie er vermutet. „Die Leute dürsten nach Leben, das ist ganz deutlich zu spüren.“Freundlich­e, aber bestimmte Türsteher sollen dafür sorgen, dass das Publikum angenehm bleibt. Selber getanzt hat Ludger Tiggelbeck übriges nie, aber er gibt zu: „Wenn wir eröffnen, dann könnte ich mir vorstellen, ein wenig die Hüften zu schwingen.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der Kult-Club Kurze 7 wurde nach dem Feuer wieder aufgebaut. Der Chef und altgedient­e Gastronom Ludger Tiggelbeck kann den Neustart kaum erwarten.
 ?? FOTO: KURZE 7 ?? So sah es in der Kurze 7 in der Altstadt direkt nach dem verheerend­en Unglück aus.
FOTO: KURZE 7 So sah es in der Kurze 7 in der Altstadt direkt nach dem verheerend­en Unglück aus.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Nach dem Kellerbran­d waren Ludger Tiggelbeck und seine Tochter Amina mit den Nerven am Ende.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Nach dem Kellerbran­d waren Ludger Tiggelbeck und seine Tochter Amina mit den Nerven am Ende.

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