Erosion gefährdet das Neanderland
Die Biologin Ursula Ripke liebt die Natur – und ist um sie besorgt. Alarmierend ist aus ihrer Sicht beispielsweise teilweise das Neandertal. Zahlreiche Hänge rund um Steinzeitspielplatz und entlang der Düssel sind erodiert.
METTMANN Wenn die Biologin Ursula Ripke durchs Neandertal wandert, tut sie das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Fülle der Natur, das Plätschern der Düssel und das muntere Gezwitscher der Vögel erfreuen sie.
Doch getrübt wird diese Freude durch die zahlreichen erodierten und teilweise bereits degradierten Hänge, die beginnend am Steinzeitspielplatz entlang der Düssel immer wieder zu sehen sind. „Ich beobachte diese Erosionen schon seit fünfzehn Jahren“, sagt die Mettmannerin, „und seit der Zaun nicht mehr da ist, ist es merklich schlimmer geworden.“
Mit dem Neandertal ist Ursula Ripke seit rund dreißig Jahren verbunden. „Ich bin schon immer im Neandertal unterwegs gewesen“, erzählt sie. Als Hundebesitzerin biete sich ein Spaziergang durch die Wälder an. Und während eines solchen Spaziergangs zeigt Ursula Ripke die teilweise beträchtlichen Schäden auf, die durch gedankenlose Besucher verursacht worden sind. „Die Natur hier wird von vielen wie ein Freizeitgerät benutzt“, bedauert die Biologin. „Es geht darum, Spaß zu haben. Ob man dabei etwas zerstört, ist egal.“
Vor allem Kinder werden von ihren Eltern häufig ermuntert, die Hänge als Kletterpark zu benutzen. Der sehr lehmhaltige Boden wird dadurch stark verdichtet, so dass die durch die vielen Füße zerstörten Pflanzen nicht mehr nachwachsen können. Nackte Hänge sind die Folge. Dort, wo ein Baum umgefallen ist und liegen bleiben durfte, sammelt sich das biologische Material – Laub, kleine Lebewesen, dünne Äste – und wird so am weiteren Abrutschen gehindert. Auch die durch den erheblichen Starkregen beförderte natürliche Erosion nimmt bedenklich zu. Das ist an den unterhöhlten Rändern zu erkennen und an so manchem Baum, dessen Wurzeln bereits vollständig ausgehöhlt wurden. Die Bäume verlieren ihre Stabilität und laufen Gefahr, beim nächsten Sturm umzubrechen.
„Auch die Flutwelle war nicht förderlich“, sagt Ursula Ripke. Sie entwurzelte nicht nur zahlreiche Bäume und spülte Teile des Weges davon, sondern trieb die
Erosion der Hänge weiter voran. Inzwischen wurde der Weg wiederhergestellt. „In Windeseile wurden hier mit schwerem Gerät die Bäume abtransportiert“, erzählt Ursula Ripke. Nun gelte es, sich um die Erosionen zu kümmern.
Der Eigentümer des am Spielplatz liegenden Waldes, ist inzwischen selbst tätig geworden, hat die Hänge mit Flatterband abgesperrt und erklärende Schilder aufgehängt: „Bitte nicht betreten – Naturschutzgebiet – Bitte respektieren Sie den Lebensraum der Wildtiere und Pflanzen.“
Diese Aktion hat Aufsehen erregt, so dass die Kreisverwaltung an den Eigentümer herangetreten ist und Hilfe angeboten hat. „Die Eigentümer wünschen sich einen entsprechend unüberwindbaren Zaun“, weiß Ursula Ripke aus entsprechenden Gesprächen. Doch warnt die Biologin vor übereilten Aktionen. „Man sollte es ganzheitlich sehen und erst einmal feststellen, wie man die erodierten Stellen wieder beleben und schützen kann.“
Neben den passiven Maßnahmen, wie Äste und Bäume quer zu legen sowie dem Zaun, sieht sie eine Neubepflanzung mit standortgerechten Pflanzen für sinnvoll an. „Das könnte von einer Schul-AG oder Leuten im freiwilligen ökologischen Jahr übernommen und wissenschaftlich begleitet werden“, schlägt sie vor. „Und könnte so zu einem Vorzeigeprojekt für Mettmann werden.“