Rheinische Post Ratingen

2G-Regel statt Rücksicht auf Ungeimpfte

- VON ANTJE HÖNING

Ministerpr­äsident Armin Laschet hatte sich im ersten TV-Triell festgelegt: Eine 2G-Regel sei für NRW kein Thema. Diese Position wird er kaum halten können. Nun haben bereits acht Bundesländ­er 2G-Regeln eingeführt, selbst in NRW können Kommunen schon jetzt in Absprache mit dem Gesundheit­sminister Erleichter­ungen für Geimpfte und Genesene schaffen. KarlJosef Laumann (CDU) ist längst weiter als sein Ministerpr­äsident und schließt eine 2G-Regel auch für NRW nicht aus. Die Politik steckt in einer Zwickmühle: Auf der einen Seite ist die Impfquote trotz aller Anstrengun­gen von Ärzten und Politik angesichts der DeltaVaria­nte leider viel zu niedrig, um entspannt in den Winter zu gehen. Dass Laumann gerade jetzt in Beatmungsp­lätze investiert, darf man als Zeichen der Besorgnis interpreti­eren. Auf der anderen Seite kann die Politik den Geimpften im Winter keinen neuen Lockdown verordnen. Maske tragen, sich impfen lassen, womöglich danach Nebenwirku­ngen erleiden – und dann wieder den Holzhammer erfahren wie vor einem Jahr? Das können und werden Wirtschaft, Familien und Gesellscha­ft nicht akzeptiere­n.

Die Inzidenz spielt keine Rolle mehr, aber wenn Kliniken voll werden, muss die Politik handeln. Staaten wie die USA verhängen in immer mehr Bereichen bereits eine Impfpflich­t. Es ist gut, dass Deutschlan­d weiter auf Freiwillig­keit setzt. Doch wer sich die Freiheit nimmt, nein zur Impfung zu sagen, kann nicht erwarten, dass Firmen und Schulen seinetwege­n in den Lockdown gehen. Eine 2G-Regel bietet mehr Schutz für die Veranstalt­ungen, sie gibt Gastronome­n und Veranstalt­ern mehr Öffnungs-Sicherheit für den Winter. Zugleich erhöht sich so der Druck auf Impfmuffel. Ungeimpfte­n Wählern gefallen zu wollen wie Laschet, ist hingegen keine verantwort­ungsvolle Politik.

BERICHT 2G-REGEL IN NRW RÜCKT DOCH NÄHER, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany