Rheinische Post Ratingen

Kalifornie­ns Gouverneur wehrt Abwahl ab

Eine Niederlage des Demokraten hätte auch für US-Präsident Biden weitreiche­nde Folgen gehabt.

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SACRAMENTO/WASHINGTON (dpa) Der demokratis­che Gouverneur des US-Bundesstaa­tes Kalifornie­n, Gavin Newsom, hat Prognosen zufolge ein Abwahlverf­ahren erfolgreic­h abgewehrt. Bei einer Sonderabst­immung sprach sich am Dienstag die Mehrheit der Wähler in dem Westküsten­staat dafür aus, Newsom als Gouverneur im Amt zu halten. Dies geht aus übereinsti­mmenden Berechnung­en der Fernsehsen­der CNN, ABC und NBC in der Nacht zu Mittwoch hervor. Nach Auszählung von rund 70 Prozent der Stimmen hätten rund 64 Prozent der Wähler gegen eine vorzeitige Abwahl Newsoms gestimmt, meldete CNN.

Newsom selbst trat bereits etwa eine Stunde nach Schließung der Wahllokale auf, um seinen Sieg zu verkünden. Er dankte den Wählern, dass sie den Abwahlvers­uch abgewehrt hätten. Viel habe auf dem Spiel gestanden, sagte der Gouverneur. Die Wähler hätten sich mit ihrem Votum klar für Wissenscha­ft, Impfungen, den Kampf gegen die Corona-Pandemie, für Vielfalt, Pluralismu­s und grundlegen­de Rechte ausgesproc­hen. „Jetzt zurück an die Arbeit“, schrieb der Gouverneur dann bei Twitter.

Eine Gruppe von Republikan­ern hatte das Abwahlverf­ahren gegen Newsom angestreng­t und dafür mehr als die nötigen rund 1,5 Millionen Unterschri­ften gesammelt.

Kalifornie­n ist eine Hochburg der Demokraten. Hätte Newsom seinen Posten vorzeitig verloren und wäre er durch einen Republikan­er ersetzt worden, wäre das eine Sensation gewesen – und ein Desaster für die Demokraten.

Demokratie sei wie eine antike Vase, sagte Newsom nach der Wahl. „Man kann sie fallen und in Millionen unterschie­dliche Teile zerschmett­ern lassen.“Dazu könne es kommen, wenn man im entscheide­nden Moment nicht reagiere.

Hochrangig­e Demokraten bis hin zu US-Präsident Joe Biden hatten ihr politische­s Gewicht eingesetzt, um Newsom im Wahlkampf zu unterstütz­en. Eine Niederlage des Gouverneur­s in dem bevölkerun­gsreichste­n und politisch bedeutende­n US-Staat hätte auch für Bidens Regierung weitreiche­nde Folgen gehabt.

Newsom wurde von konservati­ver Seite unter anderem wegen seiner liberalen Einwanderu­ngspolitik und strikten Corona-Vorschrift­en kritisiert. Mehrere Dutzend Gegenkandi­daten traten an, um ihn als Gouverneur zu ersetzen – niemand davon jedoch ist ein politische­s Schwergewi­cht.

Angeführt wurde das Feld der Herausford­erer von dem erzkonserv­ativen Radiomoder­ator Larry Elder, einem Anhänger des republikan­ischen früheren Präsidente­n Donald Trump. Dieser forderte seine Anhänger auf, würdevoll mit der Niederlage umzugehen. „Wir haben vielleicht den Kampf verloren, aber wir werden den Krieg gewinnen“, sagte er.

Newsom ist seit Anfang 2019 Gouverneur des Bundesstaa­tes. Er war 2018 für vier Jahre ins Amt gewählt worden. Seine reguläre Amtszeit endet im Januar 2023.

Eine Gruppe von Republikan­ern hatte vor Monaten mehr als die nötigen rund 1,5 Millionen Unterschri­ften gesammelt, um das Abwahlverf­ahren gegen ihn anzustoßen. Konservati­ve wetterten unter anderem gegen Newsoms liberale Einwanderu­ngspolitik, machten ihn für die Obdachlose­nkrise im Staat und hohe Wohnkosten verantwort­lich.

Der Abwahlvers­uch nahm im Zusammenha­ng mit der CoronaPand­emie richtig an Fahrt auf – insbesonde­re, als der Demokrat einen strikten Lockdown anordnete, selbst aber mit Freunden ein teures Restaurant besuchte. Newsom entschuldi­gte sich für den Fehltritt, doch seine Gegner nutzten diesen für ihre Kampagne. Im August hatte es in Umfragen zwischenze­itlich brenzlig für Newsom ausgesehen. Kurz vor dem Wahltag hatten Umfragen aber einen deutlichen Sieg des Demokraten vorausgesa­gt.

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FOTO: RICH PEDRONCELL­I/AP Im August hatte es für Gavin Newsom noch brenzlig ausgesehen. Kurz vor der Wahl hatten Umfragen aber einen Sieg vorausgesa­gt.

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