Der Literaturkreis Era ist bald Geschichte
In diesem Herbst wird der Verein aufgelöst.
RATINGEN (kle) Alles hat seine Zeit. Nach über 30 Jahren endet in diesem Herbst die Existenz des Literaturkreises Era als eingetragener, gemeinnütziger Verein. Und somit verabschiedet sich für Ratingen und die Region, Düsseldorf eingeschlossen, ein literarisches Schwergewicht.
Man denke an die Herausgabe von elf Anthologien, sämtlich gefördert durch die Stadt Ratingen. Man denke an die jährlichen Kloster- oder Arkadenhöfe als Open-Air-Veranstaltung, an die poetischen Glühwürmchen-Wanderungen im Angertal zur Mittsommernacht (die erstmalig 2002 als Euroga-Projekt von sich reden machten), an die Aktion „Blätterwald“im Poensgenpark, an die vielfältigen Lesungen mit Musik am und im Trinsenturm und an die mehr als 140 Kulturkneipen-Events, von denen ein großer Teil im Jugend- und Kulturzentrum Lux stattfand.
Nicht nur Corona hat seit fast zwei Jahren für Abstand, ausgefallene Veranstaltungen und einen Mangel an literarischem Austausch gesorgt. Auch andere Zeichen deuteten auf ein bevorstehendes Ende hin. Es verabschiedet sich Ende September auch mit „Spiel & Buch“das Ehepaar
Frohns, das in den Ruhestand gehen wird. Uwe Frohns war nach Gisela Schöttler (im Klosterhof) viele Jahre der Moderator aller Era-Lesungen auf der kleinen Seebühne am Arkadenhof. Auch die Era-Autoren sind in die Jahre gekommen. „Und so ist das der richtige Moment, sich ebenfalls zu verabschieden“, so Barbara Ming, die Ratinger Schriftstellerin und erste Vorsitzende der Autorengruppe.
Und ihr Lebenspartner Ulrich Scharfenorth, selbst Autor und Moderator der Kuklturkneipe, stimmt in diese Aussage ein: „Positiv in Erinnerung zu bleiben und vielleicht sogar ein wenig vermisst zu werden, ist das, was wir uns wünschen.“Und so können die Initiatoren dieses Formats Kulturkneipe durchaus stolz darauf sein, dass sie der Öffentlichkeit Literatur zum freien Eintritt nahe zu bringen vermochten.
Da stand eine Nora Gomringer auf der Bühne, die heute zu den Ingeborg-Bachmann-Preisträgerinnen gehört. Zu erleben waren auch eine Julia Trompeter, die mit großen deutschen Literaturpreisen aufwarten kann oder eine international bekannte Eva Zeller, die im Autorenverband Pen den Austausch mit Autoren wie Heinrich Böll pflegte.