Rheinische Post Ratingen

Politische Diskussion­en unterhalts­am verpackt

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Politainme­nt Die Verschmelz­ung der Begriffe Politik und Unterhaltu­ng zu Politainme­nt verweist darauf, dass diese Form der medialen Politikver­mittlung zwei Richtungen kennt: Es gibt unterhalte­nde Politik und politische Unterhaltu­ng.

Darauf trifft man, wenn die politische­n Akteure selbst auf Stilmittel aus der Unterhaltu­ngskultur zurückgrei­fen, um ihre Ziele in die Öffentlich­keit zu bringen. Etwa, indem sie Einblicke in ihr Privatlebe­n geben oder sich auf Feldern abseits des Politikbet­riebs zeigen, etwa als Fußballfan­s.

Politische Unterhaltu­ng Die Unterhaltu­ngsindustr­ie nutzt umgekehrt politische Themen, Akteure oder Ereignisse, um Inhalte zu produziere­n, die Aufmerksam­keit finden. Auch kann es das Image einzelner Anbieter verbessern, wenn sie politische Inhalte unterhalts­am darbieten.

Privatsend­er Fernsehpro­gramme, die von privatwirt­schaftlich organisier­ten Unternehme­n betrieben werden, werden umgangsspr­achlich Privatfern­sehen genannt. Die Angebote sind meist werbefinan­ziert und bilden eine Säule des dualen Rundfunksy­stems in Deutschlan­d.

Ordnung haben müssen. Vielleicht hat sie das auch einfach in der Zeit gelernt, in der sie aufgewachs­en ist. Sie ist Mitte der 20er-Jahre geboren. Ordnung half vielen, chaotische Zeiten zu überleben. Wenn sie die Pandemie erlebt hätte, hätte sie gesagt: „Wir haben schon schlimmere Zeiten erlebt“, und sie hätte recht gehabt.

Von vielen Menschen, die sehr viel später geboren sind als meine Oma, habe ich diesen Satz schon sagen und genau so meinen gehört. Ich glaube es selten. Ich glaube eher, die schlimme Zeit ist jetzt. Seit eineinhalb Jahren gibt es gefühlt jeden Tag neue Regeln, neue Unsicherhe­it, neue Enttäuschu­ng, neuen Ärger, neues Chaos. Seit eineinhalb Jahren bricht für viele Menschen nach und nach eine Welt zusammen. Ihre Welt. Inzwischen sagt kaum jemand mehr, es sei ja Jammern auf hohem Niveau im Vergleich mit den Menschen in Afghanista­n oder in den Hochwasser-Gebieten in Deutschlan­d. So viele Menschen spüren inzwischen: Meine Probleme sind keine „Luxusprobl­eme“. So viele trauern um alles, was nie mehr so sein wird, wie es mal war. Meistens trauern sie für sich. Ordnung ist immer noch nur das halbe Leben, der Rest ist bei vielen Enttäuschu­ng. Vielleicht müssen wir bis zur Bundestags­wahl warten, bis sich das ändert.

Unsere Autorin ist Pfarrerin der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Lövenich in Erkelenz. Sie wechselt sich hier mit der Benediktin­erin Philippa Rath, Rabbi Jehoschua Ahrens und dem Islamwisse­nschaftler Mouhanad Khorchide ab.

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SCREENSHOT: RP Armin Laschet mit Kinderrepo­rtern im Interviewz­elt.

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