Die Lehren aus der Materialknappheit
Natürlich hat es in wirtschaftlichen Aufschwungphasen der Vergangenheit auch schon Lieferengpässe gegeben. Doch das taugt nicht als Maßstab für die gegenwärtige Knappheit. Noch nie waren so viele Industrieunternehmen wie jetzt von den Engpässen betroffen.Ob Halbleiter, Stahl, Holz, Kunststoff oder Papier –fast alle Branchen leiden unter dem Mangel.
Wer glaubte, Deutschland könne schon Ende dieses Jahres auf das Niveau vor der Corona-Krise zurückkehren,. muss sich nach den jüngsten Prognose-Korrekturen de Wirtschaftsinstitute wohl noch gedulden. Zu dieser Einschätzung trägt die Materialknappheit einen wesentlichen Teil bei. Deshalb stellt sich die Frage, was Unternehmen aus der aktuellen Situation lernen können.
Auf eine größere Zahl von Lieferanten zu setzen, ist ein Ausweg, auch wenn es gerade deutschen Mittelständlern mit gewachsenen Geschäftsbeziehungen schwerfallen könnte, ihren vertrauten Partnern den bevorzugten Lieferanten-Status zu entreißen. Aber das Risiko sinkt. Die Produktion wichtiger Güter innerhalb der Europäischen Union oder gar Deutschlands zu fördern, ist dagegen nur politisch nachvollziehbar. Wirtschaftlich wäre es genau das, was wir uns nicht wünschen – ein staatlicher Eingriff in die Märkte. So etwas hat schon mehr als einmal globale Handelsstreitigkeiten ausgelöst.
Und die Kunden? Sie müssen noch länger warten – auf Autos, auf Computer, auf Baumaterialien fürs Eigenheim. Das alles erscheint in einer Gesellschaft, in der jahrelang rund um die Uhr alles binnen kürzester Zeit nahezu unbegrenzt verfügbar schien, schwer erträglich. Der Trost: Sind die Lieferengpässe beseitigt, dürfte auch der Druck auf die Verbraucherpreise ein wenig nachlassen.
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