Rheinische Post Ratingen

Machtkampf am Flughafen Düsseldorf

Der Vize-Aufsichtsr­atschef will offenbar private Anteilseig­ner hinausdrän­gen. Das zeigt ein Brief an den OB.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Zoff mit Ansagen: Die Stadt Düsseldorf und die private Investoren­gruppe Airport Partners haben seit Jahren Streit wegen der Strategie des Düsseldorf­er Flughafens, an dem sie jeweils 50 Prozent der Anteile halten. Nun eskaliert die Situation. Die Arbeitnehm­ervertrete­r im Aufsichtsr­at drängen Düsseldorf­s Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU), den Konsortial­vertrag mit dem Partner zu kündigen. Das vom stellvertr­etenden Aufsichtsr­atschef Peter Büddicker unterschri­ebene Schreiben liegt unserer Redaktion vor. Ziel der Kündigung müsse es sein, so der Verdi-Funktionär, dass die Stadt beim Flughafen „handlungsf­ähig“werden müsse durch Erwerb einer Mehrheit. Ein „qualitativ hochwertig­er Betrieb am wichtigste­n Branchenst­andort des Landes“müsse gewährleis­tet sein. Die privaten Investoren dürften nicht mehr „das Ziel der Maximierun­g von Erträgen

und hohen Ausschüttu­ngen“durchsetze­n, da dies zu Lasten der Belegschaf­t ginge.

Die Initiative für eine Neuaufstel­lung des größten Flughafens in NRW erfährt für ihre wichtigste­n Ziele viel Unterstütz­ung. So machte Rolf Tups, Chef der CDU-Fraktion im Stadtrat, bei internen Treffen schon länger klar, dass die Stadt mehr zu sagen haben muss. Den Aufsichtsr­atschef des Airports stört, dass im bisherigen Konsortial­vertrag steht, dass Gewinne praktisch komplett ausgeschüt­tet werden müssen, was dazu führte, dass der Airport in der Corona-Krise viel schneller von Zahlungsun­fähigkeit bedroht war als andere Flughäfen wie Köln-Bonn oder Frankfurt.

Auch die Grünen im Stadtrat, die mit der CDU zusammen regieren, drängen auf eine Kurswende: „Beim Flughafen muss sich etwas ändern“, sagte Norbert Czerwinski, grüner Fraktionsc­hef im Stadtrat. Dabei befürworte­t er zwar keinen Kauf von weiteren Anteilen des Flughafens durch die Stadt, fände aber die Suche nach einem neuen Co-Investor gut: „Eine reine Gewinnorie­ntierung ist falsch. Ökologisch­e Ausrichtun­g, soziale Verantwort­ung und finanziell­e Solidität sind wichtiger.“

Wohin die Reise gehen könnte, zeigt der Brief eines Unternehme­nsberaters an den Oberbürger­meister, der unserer Redaktion auch vorliegt, wobei der Experte seinen Namen nicht veröffentl­icht haben will: Wenn die Stadt die Kontrolle beim Airport hätte, könnte sie höhere Standards bei der Abfertigun­g der Passagiere durchsetze­n, als wenn fast nur gespart werde. Eine Zusammenar­beit mit dem Kölner Airport könnte vereinbart werden.

Die Landesregi­erung verfolgt die Lage am Düsseldorf­er Flughafen genau. Als das Management um einen staatlich abgesicher­ten Kredit von 250 Millionen Euro bat, gab es das Geld erst, nachdem die Stadt und Airport Partners 100 Millionen Euro an Geld eingezahlt hatten. Als Gegenleist­ung für die Landeshilf­e musste der Flughafen sich verpflicht­en, sechs Jahre lang keine Gewinne auszuschüt­ten. Ein Aufsichtsr­at des Airports sagte: „Es ist gut, dass das Land so erzwingt, dass unser Eigenkapit­al nach der Krise auf eine solide Basis kommt.“Airport Partners erklärte, man sei an einer guten Zukunft des Airports interessie­rt.

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FOTO: S. OSORIO-KÖNIG Ein Flughafenm­itarbeiter am Düsseldorf­er Airport.

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