Cerberus will Staatsanteile von Commerzbank kaufen
Damit würde die Finanzinvestor größter Aktionär.
FRANKFURT Die Commerzbank strebt ambitioniertere Nachhaltigkeitsziele an. Das war die Botschaft, die am Freitag aus dem gelben Banken-Tower in Frankfurt verbreitet wurde. Sie jedoch war nicht der Grund für den Kurssprung von Commerzbank-Aktien um 1,2 Prozent an der nahegelegenen Frankfurter Börse. Sondern vielmehr die Nachricht, dass der Finanzinvestor Cerberus darüber nachdenkt, die Commerzbank-Anteile des Bundes zu übernehmen.
Wie das „Handelsblatt“berichtete, hat CerberusDeutschlandchef David Knower in vertraulichen Gesprächen Bereitschaft signalisiert, einen Kauf des Staatsanteils zu überprüfen. Weder die Investmentfirma noch das Bankhaus wollten sich auf Anfrage zu dem Bericht äußern. Im Bundesfinanzministerium hieß es, dass über den Umgang der Anteile des Finanzmarktstabilisierungsfonds zu gegebener Zeit ein interner Lenkungsausschuss entscheiden werde.
Die Staatsbeteiligung hat eine lange Geschichte: Zur Zeit der großen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 hatte der Bund die Commerzbank mit einem milliardenschweren Rettungspaket stabilisiert. Über 18 Milliarden Euro an Steuergeldern flossen in das in Schieflage geratene Geldhaus, dass zuvor die kriselnde Dresdner Bank übernommen und sich dabei mächtig verhoben hatte. Zwar hat die Bank die damals zugestandenen Finanzhilfen bereits zurückgezahlt. Was bleibt, ist allerdings eine Aktienbeteiligung des Bundes in Höhe von gut 15 Prozent. Damit ist der Bund – noch – der größte Einzelaktionär der Commerzbank. Cerberus hält derzeit mehr als fünf Prozent der Aktien, würde bei einer Übernahme der Anteile also mit einigem Abstand zum größten Aktionär der Commerzbank aufsteigen.
Für den Bund wäre der Verkauf seiner Anteile so etwas wie das sprichwörtliche Ende mit Schrecken. Damit wäre zwar ein Schlussstrich unter diese Staatsbeteiligung gezogen. Für den Steuerzahler materialisierte sich dadurch aber auch ein Verlust in Milliardenhöhe: Für 5,1 Milliarden Euro hatte die Bundesregierung unter dem damaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) die Anteile gekauft. Heute sind sie nur noch rund eine Milliarde Euro wert.
Dennoch hält mancher Beobachter einen Ausstieg des Staates auch zum jetzigen Zeitpunkt für eine Option: „Ich bin kein Freund von Cerberus“, sagt etwa Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende unserer Redaktion. „Aber die staatliche Beteiligung bei der Commerzbank kann man ja auch nicht ewig so weiterführen. Der Staat braucht eine ExitStrategie. Und wenn es da eine gibt, dann muss man das sehr ernsthaft prüfen.“
„Der Staat braucht eine Exit-Strategie. Das muss man sehr ernsthaft prüfen“
Gehrhard Schick
Vorstand des Bürgervereins Finanzwende