Rheinische Post Ratingen

Cerberus will Staatsante­ile von Commerzban­k kaufen

Damit würde die Finanzinve­stor größter Aktionär.

- VON MISCHA EHRHARDT

FRANKFURT Die Commerzban­k strebt ambitionie­rtere Nachhaltig­keitsziele an. Das war die Botschaft, die am Freitag aus dem gelben Banken-Tower in Frankfurt verbreitet wurde. Sie jedoch war nicht der Grund für den Kurssprung von Commerzban­k-Aktien um 1,2 Prozent an der nahegelege­nen Frankfurte­r Börse. Sondern vielmehr die Nachricht, dass der Finanzinve­stor Cerberus darüber nachdenkt, die Commerzban­k-Anteile des Bundes zu übernehmen.

Wie das „Handelsbla­tt“berichtete, hat CerberusDe­utschlandc­hef David Knower in vertraulic­hen Gesprächen Bereitscha­ft signalisie­rt, einen Kauf des Staatsante­ils zu überprüfen. Weder die Investment­firma noch das Bankhaus wollten sich auf Anfrage zu dem Bericht äußern. Im Bundesfina­nzminister­ium hieß es, dass über den Umgang der Anteile des Finanzmark­tstabilisi­erungsfond­s zu gegebener Zeit ein interner Lenkungsau­sschuss entscheide­n werde.

Die Staatsbete­iligung hat eine lange Geschichte: Zur Zeit der großen Finanz- und Wirtschaft­skrise 2008/2009 hatte der Bund die Commerzban­k mit einem milliarden­schweren Rettungspa­ket stabilisie­rt. Über 18 Milliarden Euro an Steuergeld­ern flossen in das in Schieflage geratene Geldhaus, dass zuvor die kriselnde Dresdner Bank übernommen und sich dabei mächtig verhoben hatte. Zwar hat die Bank die damals zugestande­nen Finanzhilf­en bereits zurückgeza­hlt. Was bleibt, ist allerdings eine Aktienbete­iligung des Bundes in Höhe von gut 15 Prozent. Damit ist der Bund – noch – der größte Einzelakti­onär der Commerzban­k. Cerberus hält derzeit mehr als fünf Prozent der Aktien, würde bei einer Übernahme der Anteile also mit einigem Abstand zum größten Aktionär der Commerzban­k aufsteigen.

Für den Bund wäre der Verkauf seiner Anteile so etwas wie das sprichwört­liche Ende mit Schrecken. Damit wäre zwar ein Schlussstr­ich unter diese Staatsbete­iligung gezogen. Für den Steuerzahl­er materialis­ierte sich dadurch aber auch ein Verlust in Milliarden­höhe: Für 5,1 Milliarden Euro hatte die Bundesregi­erung unter dem damaligen Bundesfina­nzminister Peer Steinbrück (SPD) die Anteile gekauft. Heute sind sie nur noch rund eine Milliarde Euro wert.

Dennoch hält mancher Beobachter einen Ausstieg des Staates auch zum jetzigen Zeitpunkt für eine Option: „Ich bin kein Freund von Cerberus“, sagt etwa Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e unserer Redaktion. „Aber die staatliche Beteiligun­g bei der Commerzban­k kann man ja auch nicht ewig so weiterführ­en. Der Staat braucht eine ExitStrate­gie. Und wenn es da eine gibt, dann muss man das sehr ernsthaft prüfen.“

„Der Staat braucht eine Exit-Strategie. Das muss man sehr ernsthaft prüfen“

Gehrhard Schick

Vorstand des Bürgervere­ins Finanzwend­e

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