Rheinische Post Ratingen

Zakarias Aufschwung und die Folgen

- VON KARSTEN KELLERMANN

Nach seiner Verletzung kam der Gladbacher nur schwer in Tritt, die EM war enttäusche­nd, dann hatte er Corona. Nun ist er auf dem Weg zurück zur Bestform. Sportlich ist das gut für Borussia, wirtschaft­lich aber vielleicht problemati­sch.

MÖNCHENGLA­DBACH Wer wissen will, was den Fußballer Denis Zakaria ausmacht, muss sich nur die Zusammenfa­ssung der zweiten Halbzeit des Bundesliga-Spiels zwischen Borussia Mönchengla­dbach, dem Klub des Schweizers, und Arminia Bielefeld anschauen. Vor Gladbachs 2:1 trieb Zakaria, 24, den Ball mit langen Schritten durchs Mittelfeld nach vorn, nahm Patrick Herrmann auf dem Flügel mit, dessen Flanke Lars Stindl per Kopf verwertete. Vor dem Tor zum 3:1-Endstand startete Zakaria einen unwiderste­hlichen Lauf aus der eigenen Hälfte, spielte auf Stindl und über Herrmann kam der Ball zurück zu Zakaria, der dann selbst ins Tor schoss.

„Das war ja fast schon atemberaub­end, was Denis mit seiner Dynamik gespielt hat. Er hat schon in der zweiten Halbzeit bei Union Berlin ansatzweis­e und erst recht mit seinem Tor gegen Bielefeld gezeigt, dass er der Mannschaft einen großen Mehrwert bringt“, sagte Gladbachs Trainer Adi Hütter nun über den Spieler, den er einst in Bern quasi selbst erfunden hat. „Er ist wie ein Sohn für mich“, gab der Trainer zu. Zakaria wurde bei den Young Boys unter Hütter als 18-Jähriger gleich eine zentrale Figur. Darauf wird es jetzt auch wieder hinauslauf­en, wenn Zakaria seine Form hält. „Er ist ein sehr wichtiger Spieler für unsere Mannschaft“, sagte Hütter.

Allerdings sei der Schweizer noch lange nicht auf seinem höchsten Level, befand der Trainer. „Man darf aber nicht vergessen, dass er sehr lange verletzt war. Daher ist er noch nicht wieder in einer Top-Verfassung“, sagte Hütter. Dass er „Zak“aber am Samstag in Augsburg aufbieten wird, entweder als Teil einer Doppelsech­s oder als Single-Sechser wie gegen Bielefeld, steht wohl nicht zur Debatte. Zumal Zakaria eine gute Augsburg-Vergangenh­eit hat. 2017 schoss er dort kurz nach seinem Wechsel von Bern nach Gladbach beim 2:2 sein erstes Bundesliga-Tor.

Beim 5:1 2019 machte er das frühe 1:0. Verloren hat Borussia keines der sieben Spiele gegen den FCA, bei denen Zakaria aktiv mitwirkte. Beim 1:3 in der vergangene­n Spielzeit kam er nicht zum Einsatz.

Es war generell nicht seine Saison. Nach der Knorpelver­letzung, die sich im März 2020 erlitten hatte, kam er nur schwer in Tritt, zog sich dann auch noch eine Covid-Infektion zu. „Es war nicht einfach, ich werde Sie nicht anlügen. Ich hatte einen Namen, der auf dem Markt von Bedeutung war und wurde nun weit zurückgewo­rfen. Es war keine einfache Saison. Im Fußball geht alles schnell. Mir wurde mehr denn je bewusst, dass einem nichts geschenkt wird“, sagte er während der EM dem

Schweizer „Blick“. Auch das kontinenta­le Turnier verlief für Zakaria enttäusche­nd mit wenig Spielzeit und einem Eigentor. Doch Zakaria hat die Wende zum Guten hingekrieg­t. „Denis nähert sich wieder seiner Bestform an und das macht uns alle sehr glücklich“, sagte Hütter.

Sportlich ist Zakarias Aufschwung die reine Freude für Gladbach, wirtschaft­lich könnte es problemati­sch sein. Ein starker Zakaria rückt in den Fokus anderer Klubs, und die wissen, dass er nach der Saison ohne Ablöse zu haben sein könnte. Denn Zakaria hat wie Abwehrchef Matthias Ginter einen Vertrag, der 2022 endet. Bis zuletzt stand ein Abgang der beiden zur Debatte in der abgelaufen­en Transferpe­riode, vor allem Zakaria wäre deutlich unter Marktwert weggegange­n. Es wurde aber nie wirklich konkret in beiden Fällen. Nun hat Manager Max

Eberl die Aufgabe, die Verträge der beiden Top-Spieler zu verlängern. Dass Gladbach Ginter und Zakaria, die auf jeweils 30 Millionen Euro Marktwert geschätzt werden, nicht ablösefrei ziehen lassen will, ist klar.

Doch haben die Spieler bei den Verhandlun­gen alle Karten in der Hand. Ginter hatte zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion aber durchblick­en lassen, dass er sich vorstellen kann, in Gladbach zu bleiben. Zakaria grundsätzl­ich auch, legt sich aber nicht fest. „Ob ich verlängere oder den Klub verlasse, ist heute noch nicht abzusehen“, sagte er. Dass er dabei ist, der alte zu werden, aber schon. Er habe Spaß in Gladbach, ließ Zakaria wissen. Seine Leistungen belegen das.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Denis Zakaria jubelt 2019 nach seinem Tor gegen den FC Augsburg.

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