Feierabend für ein verdientes TV-Trio
Präsidentin Silvia Glander hat ihre Geschäfte an Sven Pallessen übergeben, Manfred Osterkamp und Wolfram Brecht steigen auch aus.
RATINGEN Silvia Glander kommt aus dem Feiern nicht mehr heraus. Am Mittwoch wurde der Präsidentin des TV Ratingen die Sportplakette NRW verliehen, die höchste Auszeichnung des Landes, am Donnerstag folgte auf der Jahreshauptversammlung ihres Vereins der nächste große Bahnhof: Ratingens Bürgermeister Klaus Pesch würdigte sie für ihr jahrzehntelanges Engagement im größten Sportverein der Stadt. Ebenfalls anwesend war der Vorstand des Freiburger Kreises, der Arbeitsgemeinschaft der großen deutschen Sportvereine, die Glander auch schon angeführt hat, mit dem Vorsitzenden Boris Schmidt sowie Horst Lienig und Geschäftsführerin Doris Büttner.
Vor dem Feier-Abend hatte es den Feierabend gegeben: Glander hatte ihren Rückzug als TV-Präsidentin schon länger bekannt gegeben, in Sven Pallessen ist ihr Stellvertreter nun aufgerückt. „Ich möchte das Amt abgeben“, sagte Glander. „Ich möchte selber entscheiden, wann ich aussteige, das durfte ich auch in meinem Beruf. Hätte ich das noch einmal drei Jahre gemacht, wäre ich 80, und ich will nicht, dass die Mitglieder irgendwann fragen: Wann hört sie endlich auf? Ich will mit 80 noch im Verein sein, aber nicht mehr in Amt und Würden.“
1983 war Glander in den TV eingetreten, 2015 wurde sie die erste Präsidentin des Großvereins. „Ich gebe die Aufgabe jetzt gerne ab. Mit der Struktur und der Nachfolge kann der Verein gut weiterexistieren. Wir haben einen tollen Vorstand und tolle Mitarbeiter“, sagte Glander und ergänzte: „Ich habe hier viele nette Leute kennengelernt, unheimlich viele Erfahrungen gemacht, auch tolle Reisen – die ganzen Facetten eines Vereins und eines mittelständischen Betriebes, der wir von der Größe und den Aufgaben her ja auch sind.“
Ein Jahr nach Glander trat 1984 Manfred Osterkamp dem TV bei, auch er ist nun aus dem Präsidium ausgeschieden. „Es war mir immer eine Freude, im Verein zu arbeiten“, sagte Osterkamp, der als Jugendwart gestartet war und dabei den Jugendausschuss mit einführte und Jugendfahrten organisierte. „Es hat mir immer Spaß gemacht, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Dann bin ich in den Vorstand gegangen, und das hat auch Spaß gemacht“, sagte der frühere System-Elektriker eines großen Autobauers. Osterkamp hat die Internetseiten des TV geschaffen, während seine Frau Helga den Kindergarten mit aufbaute. Er war zudem sechs Jahre lang Organisationsleiter des Mehrkampf-Meetings, und sagte über diese Zeit: „Da hatte ich immer unheimlich viel Spaß mit allen Leuten. Neue kamen dazu, alte sind geblieben – die Stimmung untereinander war immer toll und etwas anderes als in einem Betrieb.“Nun sei es aber an der Zeit, loszulassen, findet der 69-Jährige und ergänzte: „Wir haben ein kleines Domizil in Holland, das wir nun öfter nutzen werden.“
Die kürzeste Zeit im Präsidium aus diesem Trio hat Wolfram Brecht hinter sich: 2009 kam er in den Beirat. Zuvor hatte ihn die TV-Vorsitzende Marion Weißhoff-Günther in der Zusammenarbeit mit der IHK kennengelernt, die Kammer hatte den Werdegang des Sportfachwirts gegründet, der TV war ein Ausbildungsverein. Als Brecht pensioniert wurde, fragt Weißhoff-Günther an, ob er nicht im Verein weiter wirken wolle – der heute 77-Jährige sagte zu. 2012 legte er mit Glander ein Kulturprogramm auf, 60 Veranstaltungen sind seitdem realisiert worden: vom Blick hinter die Kulissen der Sternwarte bis hin zu Besuchen im Opernhaus. „Das ist natürlich ganz ungewöhnlich für einen Sportverein, aber wir wollten einen anderen Gesprächsstoff hineinbringen und das Portfolio erweitern. Und die Nachfrage unter den Mitglieder war enorm“, berichtet Brecht. Er wird nun eine neue Aufgabe übernehmen als Vorsitzender des Kulturkreises Hösel, zudem ist er im Vorstand des Ausbilderkreises Düsseldorf. „Ich bin sehr dankbar für diese Zeit beim TV und die Freiheiten, die ich hatte“, sagte Brecht.
Das Schlusswort gehörte der nun Ex-Präsidentin: „Ehrenamt ist immer eine Ebene, auf der man immer aufhören kann, aber nicht will. Aber ich glaube, wir haben ein bisschen dazu beigetragen, dass sich im Sport einiges zum Positiven entwickelt hat.“Das darf man dann auch feiern.
„Ehrenamt ist immer eine Ebene, auf der man immer aufhören kann, aber nicht will“
Silvia Glander Ex-Präsidentin des TV Ratingen